Azraels Auftrag (German Edition)
ihren Lungen gepresst wurde.
Wenige Sekunden später war es vorbei. Eleeya meldete sich: „Ich habe das Sternenfeuer zur Sicherheit etwas früher ausgeschaltet. Es ist in der Nähe von anderen Elementen zu gefährlich. Wir haben keine Ahnung was geschehen könnte.“
Sie markierte erneut einen Bereich im Helmdisplay.
„Die Entfernung zum Kugelschiff beträgt 5500 km, es taucht gerade in die oberen Atmosphärenschichten ein.“
„Ist der Eintritt in die Atmosphäre ähnlich wie bei unserem Training auf Zwischenwelt?“ erkundigte sich Carlos.
„Wahrscheinlich ja. Ich denke, die Situation auf Zwischenwelt kam dem hier schon recht nahe. Fast!“
„OK, Eleeya. Was ist hier anders?“
„Eigentlich bleibt alles wie gehabt. Sobald der Typhoon genug Windgeister rufen konnte, setzt der Flüsterwind-Antrieb ein. Aber solange fallen wir und können nicht steuern.“
„Ich verstehe. In der Zeit des Übergangs sind wir ohne Antrieb, und dementsprechend ohne Steuerungsmöglichkeit. Danke, mein Mädchen!“ sagte Carlos.
Eine Pause entstand. Er hatte sie wieder mein Mädchen genannt. Obwohl Eleeya im Moment körperlos war, hatte sie das Gefühl, schlucken zu müssen. Es war, als ob eine unsichtbare Kraft ihren Magen zusammenzog.
Eleeya konzentrierte ihr Bewusstsein auf Carlos. Sie sah ihn an. Diese dunklen Augen, wie tiefe Brunnen. Nein, sie durfte jetzt nicht träumen. Ihre gesamte Konzentration wurde hier benötigt. Hier, im Kampf. Trotzdem konnte sie nicht vermeiden, dass Gefühle in ihr aufkamen, die sie ablenkten.
„Eleeya, ist was?“ fragte Mika.
„Nein. Nein, alles ist in Ordnung. Ich habe nur gerade etwas überprüft. Die ersten Windgeister sind da. Hört ihr sie?“
Mika drehte den Kopf zur Seite.
„Unsinn, ich höre nichts, rein gar...!“
Ein Ruck ging durch den Typhoon.
„Es werden mehr, sie versammeln sich. Gleich hört ihr sie besser. Unsere momentane Geschwindigkeit ist immer noch weit über dem Flüsterwind, er wird erst richtig einsetzen, wenn wir langsamer sind.“
Zögernd setzte ein Seufzen ein. Erste Wolkenfetzen huschten vorbei. Es wurde lauter. Mit einem Mal erhob sich ein Schrei. Es klang, als ob Tausende Stimmen heulen würden - immer lauter, in verschiedenen Tonhöhen. Ein Jaulen und Wimmern erfüllte das Cockpit. Mika spürte, wie sich seine Muskeln verkrampften. Carlos presste die Kiefer zusammen, sodass es knirschte, und verdrehte die Augen.
Hoffentlich ist es bald vorbei, lass es vorbeigehen...
Die Anzüge nahmen ihre Schutzstarre ein, als der Typhoon jäh gebremst wurde. Die Wolkenfetzen verdichteten sich, das Schreien wurde leiser und ging in ein hohes Singen über. Es klang nun mehr wie eine Mischung aus Elektromotor und Gasturbine.
„Flüsterwindantrieb arbeitet bei 108 Prozent.“
Die Anzüge wurden weich und erlaubten den Piloten, sich zu bewegen.
„Oha, das war heftig. OK, wo ist die Ratte, Eleeya?“ fragte Carlos. „Ich sehe ihn nicht mehr. Er ist doch hoffentlich noch vor uns?“
„Ja doch, ich habe ihn nicht aus den Augen gelassen. Die Entfernung zu ihm beträgt fünfhundert Kilometer und wird kleiner. Er fliegt auf das Zentralgebirge zu.“
Im taktischen Display wurde der grüne Kreis eingeblendet. Gleichzeitig erschien in roten Linien ein dreidimensionales Höhenlinienmodell und zeichnete die Gebirgsformationen nach.
„Er denkt wohl, dass er uns dort abhängen kann. Was meinst du, Carlos?“
„Sprichst du von uns beiden oder nur von dir alleine?“ grinste Carlos.
Mika ahnte, was Carlos’ gerade dachte. Seit der Verschmelzung mit ihm hatte er so viel über ihn erfahren und bemerkt, wie ähnlich er ihm eigentlich war. Mika spürte sein Grinsen.
„Achte du auf deine Zielerfassung und überlass das Fliegen denen, die es können!“
„Dreihundert Kilometer Abstand zum Kugelschiff.“
Ein einfaches Symbol im Display beschrieb, dass die vor ihnen liegende Formation eine relative Höhe zum Fuß des Massivs von 9800 Meter hatte.
„Hey-hey, Mika, hast du gesehen, wie hoch das Ding ist?“ staunte Carlos. „Ich meine, selbst der Mount Everest kommt nicht wie ein Pilz aus dem Boden und erhebt sich wie eine Wand auf fast zehn Kilometer. Das ist ja noch besser als auf Zwischenwelt. Das wirkt selbst aus dieser Entfernung gewaltig.“
„Na, dann pass mal auf...“
Mika schob den Schubregler nach vorne bis zum Anschlag. Wie das Original machte der Typhoon einen Satz nach vorne, als der Nachbrenner einsetzte, nur lag diesmal die Geschwindigkeit bei
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