Azraels Auftrag (German Edition)
hatten die Fremden diese Aggressionen? Wie konnte es Ihnen mitteilen, wie sehr die Yaara darunter litten? Es würde alles geben, um Ihnen zu helfen.
Loorn9 hatte bemerkt, dass das Pfeilschiff es nun direkt ansah, aber es tat so, als ob es das nicht bemerkte.
Das Handlungshirn hatte die Beschleunigung mitverfolgt und die Annäherungsrate berechnet. In weniger als 200 Herzschlägen würde es in unmittelbarer Nähe sein. Loorn9s Plan stand fest, aber zuerst würde es sich so verhalten, als ob es Angst vor dem Pfeilschiff hätte.
Sein Planspiel hatte ergeben, das es nur eine einzige Möglichkeit gab, um dem Ziel näher zu kommen. Es ging dabei nicht darum, ob Loorn9 sterben würde oder nicht. Das war ein rein individualistischer Gedanke, der keine höhere Bewertung erhielt. Der Schwarm war alles, was zählte. Schon im Kokon war der alles verbindende Trieb gewesen, der sein gesamtes Leben beherrschen würde. Alle Yaara waren ein Teil des Schwarms. Dieser geistige Verbund war der Kern des Volkes.
Loorn9 erinnerte sich an Elters Erzählungen aus den alten Tagen, als die Yaara erstmals ihre Fernnester testeten und begannen, das All zu bereisen.
Die Technik und die Bionik waren vorher zur Genüge getestet worden. Es würde keine Fehler geben, darüber war sich der Schwarm sicher. Man hatte ein autarkes Nest konstruiert, mit allen Systemen- und lebenserhaltenden Recyclern. Die Umkehrer der Schwerkraft funktionierten tadellos und die Impulserzeuger hatten schon planetengebunden seit Jahrhunderten ihre Dienste geleistet. Lediglich die Leistung wurde um den Faktor 20.000 erhöht. Technisch stellte diese Umstellung für die Yaara kein Problem dar. Es bestand vorher einfach keine Notwendigkeit dafür.
Unmittelbar bevor der Jungfernflug erfolgte, wählte der Schwarm die Besatzung aus. Es sollten insgesamt fünf Auserwählte sein. Eine besondere Ausbildung war nicht notwendig, da der Schwarm zu jeder Zeit jedes Detail übermittelte. Die Erfahrungen und Erkenntnisse jedes Individuum an Bord wurden im selben Moment Bestandteil des Schwarms.
Das bedeutet, dass jedes daheim verbliebene Mitglied zu jeder Zeit jedes Detail der Mission kannte. Es war wie eine unbegrenzte Bibliothek mit dem gesamten Wissen der Yaara, auf das man zugreifen konnte, sollte es notwendig werden. Ausgewählt wurde das 24-fache Elter, das älteste Mitglied der Gemeinschaft. Dementsprechend auch das jüngste Yaara, welches gerade erst die Schwarmreife erreicht hatte. Die restlichen drei wurden bestimmt, weil sie sich gerade in der Nähe befunden hatten.
Der Nestpfleger hatte die wichtigste Funktion. Es war gleichzeitig die Aufgabe des Koordinators.
Die anderen vier dienten nur zur üblichen Redundanz, falls etwas Unvorhergesehenes geschehen sollte. Doch genau dieses Unvorhergesehene geschah.
Es war schrecklich. Das Grausamste, was jemals in der Existenz der Yaaras geschehen war. Das Nest, das sich erstmals vom Heimatplaneten entfernte, hatte den Schwerkraftbereich schon längst verlassen. Alles lief planmäßig, was gleichbedeutend mit dem ist, dass niemand irgendetwas Ungewöhnliches erwartet hatte. So ging jeder der daheimgebliebenen Yaara seiner normalen Beschäftigung nach.
Das Nest näherte sich dem achten Sonnenbegleiter, als irgendetwas Ungewöhnliches spürbar wurde. Erst bemerkten sie es nur zaghaft, doch dann ging es rasend schnell. Es wurde dunkel, obwohl die Luminatoren weiterhin ihr Licht verteilten.
Sie erfroren fast, obwohl sich die Temperatur nicht änderte. Das Universum erstarrte und mit einem Schlag, als die Verbindung zum Schwarm erlosch. Das stetige Flüstern verschwand, der Schwarm existierte nicht mehr. Das älteste Yaara fiel unmittelbar in ein Koma, aus dem es nie wieder erwachte.
Zwei weitere begannen auf der Stelle, übereinander herzufallen. Ihre Kiefer verbissen sich ineinander und sie begannen, sich gegenseitig ihr Vorverdauungsenzym einzupumpen. Es dauerte noch 20 Herzschläge, dann lösten sie sich voneinander, weil sich ihre Kiefer zersetzten.
Das Jüngste setzte sich in seine Mulde und schaute mit den Acht vorderen Fixations-Augen auf den Koordinator des Nests, der von Krämpfen befallen wurde. Sämtliche Glieder zogen sich unkontrolliert zusammen, als die Muskelverkrampfungen das Exoskelett zersplittern ließen. Schließlich wurden die Zuckungen weniger und die vier Handlungsarme zogen sich zum Sterben unter dem Körper zusammen.
Loorn2 saß in seiner Mulde und verstand nicht, was vor sich ging. Es hatte
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