Azraels Auftrag (German Edition)
schreckliche Angst. Was war mit den anderen geschehen und... wo war der Schwarm?
Loorn2 hatte erst vor kurzer Zeit die Kokon-Flucht absolviert und somit die Schwarmreife erreicht. Innerhalb kürzester Zeit war der Schwarm zu einem elementaren Bestandteil seiner gesamten Existenz geworden. Doch wo war er nun?
Bitte, bitte komm wieder .
Dieser eine Gedanke wiederholte sich fortwährend.
Das Nest hatte nur eine Aufgabe: Fliege zur 9. Begleiterbahn und kehre heim!
Kehre heim!
Loorn2 konnte nicht sagen, wie lange es dauerte bis die automatische Rückkehr einsetzte. Es merkte nur, dass sich mit einem Mal wieder etwas änderte.
Das Zusammen-Gefühl setzte wieder ein. Erste Gedanken wurden deutlich. Es war wie das Auftauchen an die Oberfläche aus unendlicher Tiefe:
Licht, Luft. Leben! ZUHAUSE!
Der Schwarm war wieder da.
Niemand hatte es für möglich gehalten, dass eine zunehmende Entfernung zum Schwarm eine Trennung vom Schwarmbewusstsein bewirken könnte. Nur die Tatsache, dass Loorn2 noch nicht lange mit dem Schwarm verbunden war, führte zu ihrem Überleben.
Und dies war der Ausgangspunkt, an dem die Yaara an künstlichen Schwarmverstärkern bis hin zu virtuellen Schwarmintelligenzen arbeiteten, welche die Fernaufklärer seit dem begleiteten. Loorn9 konnte sich noch genau erinnern, wie ihr Elter Loorn8 ihr diese Geschichte immer wieder nach der Aufsaugzeit erzählte.
Voller Stolz auf ihr Ur-Elter und der daraus resultierende Verantwortung erklärte Loorn8, wie wichtig auch die individuelle Denkweise war. Loorn9 gab zu verstehen, dass es verstand und bewegte die oberen Fühler.
Genau dies würde ihnen nun auch weiterhelfen.
Loorn9 steuerte weiterhin auf den kleinen Mond zu.
Typhoon
Mika beobachtete die Anzeigen im virtuellen Display. „Ist das unser Bastard, Eleeya? Ich kann’s kaum fassen, nur knapp zwei Minuten entfernt. Hey, Freak, du weißt noch nichts von deinem Glück, stimmt's? Willst wohl deinen Arsch auf dem Mond verstecken? Carlos, gib mir ein paar Einzelheiten über den Mond.“
Carlos las seine Instrumente ab.
„Dies ist ein Mond vom Typ 8, das heißt, er hat eine Atmosphäre. Sie ist für uns sogar atembar, nur der Luftdruck ist höher. Die Polkappen sind vereist. Der Mond ist zu 15 % mit kleinen Seen bedeckt, der Rest ist mit Pflanzen überwuchert, dadurch ist auch der Sauerstoffgehalt höher. Die Schwerkraft in Vergleich zur Erde beträgt ungefähr 92%. Der Mond hat eine Rotationsphase von 6 Stunden, dadurch bilden sich, bedingt durch starke Temperaturschwankungen, heftige Stürme. Die Temperatur schwankt zwischen Minus 60 Grad an den Polen und Plus 50 Grad in den Äquatorregionen. Ich entdecke eine vielfältige Tierwelt. Das ist fürs Erste alles.“
„Denkt dran, dass ich vor Erreichen des Mondes den Sternenfeuer-Antrieb ausschalten muss.“
„Habe ich schon vorbereitet", erwiderte Carlos. „Noch 50 Sekunden zur Umschaltphase.“
Der Typhoon raste auf den Mond zu, dessen Oberfläche sich in saftigen Grün zeigte, durchzogen von tiefblauen Wasserflächen.
Große Bereiche der Landschaft wurden von spiralförmigen Wolkenformationen bedeckt.
„Nett, nicht schlecht! Eigentlich stelle ich mir unter einem Mond immer irgendetwas Graues mit Kratern vor, aber der hier könnte direkt in einem TUI Katalog auftauchen. Was meinst du, Carlos?“ sagte Mika.
„Nett? Ich möchte nicht bei TUI in der Beschwerdenabteilung sitzen. Ich kann mir das schon lebhaft vorstellen: Sehr geehrte Damen und Herren, unser Fahrzeug ist wegen eines Hitzeschadens bei 60 Grad stehen geblieben. Also ging ich zu Fuß zur nah gelegenen Servicestation, um Hilfe zu holen. Als ich eine Stunde später zum Fahrzeug zurückkehrte, war meine Frau eingefroren. Hiermit fordere ich von Ihnen...“
„Carlos, hat dir irgendjemand schon mal eine lebhafte Phantasie vorgeworfen?“
„Ja, schon damals im Kindergarten, als...”
„Achtung! Sternenfeuer wird ausgeschalten in drei, zwei, eins...“
Mit einem Mal verschwand der Pulsaar vor dem Typhoon und Stille trat ein. Mika und Carlos wurden hart nach vorne gepresst. In früheren Zeiten hätten dies automatische Gurtsysteme übernommen, doch nun hatten die Anzüge der Piloten ihre Schutzstarre eingenommen. Für einen Außenstehenden hätte es so gewirkt, als sei nichts geschehen. Die Kräfte, die bei diesem Manöver auftraten, wurden zum größten Teil von den Kraftfeldern der Anzüge absorbiert. Trotzdem keuchten die Piloten, als der letzte Rest Luft aus
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