Azraels Auftrag (German Edition)
Verzweigung.
„Aber wenn wir nicht den Weg kennen, den sie gleich nehmen werden, wie finden wir dann unser Miststück?“
„Doch, doch, den kennen wir dann. Ich sagte es bereits. Sobald einer der beiden Täuschkörper entdeckt wurde, wissen das beide gleichzeitig.“
Im Display stellte Eleeya die Ohren auf.
„Und gleichzeitig wissen wir, welchen Weg sie genommen haben und wo sie jetzt genau sind. Dann haben wir nämlich unsere Karte, die uns zu ihm führt.“
Im selben Moment, als der linke Täuschkörper als Erster hinter einer Biegung verschwunden war, zuckte Mika zusammen, als er über sich ein gelbes Licht bemerkte.
Carlos legte den Kopf in den Nacken und sah etwa 100 Meter über ihnen den Täuschkörpers, der einen Sekundenbruchteil zuvor hinter der Biegung verschwunden war. Erneut überholte er sie und folgte der rechten Verzweigung.
„Sie spielen ein wenig, aber sie sind fleißig, nicht wahr?“ sagte Eleeya.“
Mika riss den Stick nach links und dirigierte den Typhoon tiefer ins Labyrinth. „Ich hasse diesen Unsinn!“
Loorn9
Loorn9 hatte ihr Nest in die tiefen Verwinkelungen gesteuert. Es blieb nur noch sehr wenig Zeit, das Pfeilschiff lag keine Minute zurück.
Es bremste das Nest stark ab und lenkte es näher an die Schachtwand heran, die fast 700 Kokondickten empor ragte. Loorn9 ließ das Nest höher steigen, bis schließlich ein kleiner Vorsprung ausreichenden Halt zu bieten schien.
„ Vier Verankerungsfäden würden diesmal ausreichen“, dachte Loorn9. Das Nest sollte nicht lange daran halten.
Mit diesem Gedanken wurde gleichzeitig das Handlungsgehirn informiert, wodurch es unverzüglich mit den entsprechenden Ausführungen begann.
Die Manöver konnten mit den zwei vorderen Handlungsarmen erledigt werden. Loorn9 bemerkte seine flinken Hände nur nebenbei, als es in Gedanken das geplante Szenario durchging.
Mit einem Ruck schoben sich die vier seidig glänzenden Nestanker aus dem Schiff und tasteten nach der Felswand. Selbständig suchten die Anker nach einem passenden Halt und begannen dann, das Nest an die Wand heranzuziehen. Loorn9 musste kurz an sein Heimatnest denken, in dem Loorn8 es aufgezogen hatte. Es lag ebenfalls an einer hohen Felswand.
Als die Anker das Schiff an der Felswand befestigt hatte, öffnete sich an mehreren Stellen die Oberfläche des Nests. Wie eine sich öffnende Blüte, die gegen die Felswand gerichtet war, faltete sich die Hülle auf.
Gleichzeitig begann die aufgeklappte Hülle sich zu verformen und nahmen eine ähnlich zerklüftete Oberfläche wie die Felsen der Umgebung an. Auch die Farbe passte sich an. Das Ganze dauerte keine 5 Herzschläge, dann war der Mimikry Prozess abgeschlossen.
Das Kugelschiff hatte sich der Felsstruktur angepasst. Auf den ersten Blick konnte niemand etwas Ungewöhnliches erkennen.
Jagdinstinkte aus grauer Vorzeit erwachten in Loorn9.
Bereit sein – lauern – warten.
Loorn9 spreizte alle vier Arme über der Sitzmulde und ließ den Körper absinken. Die vier Gelenke ragten in spitzem Winkel nach oben, als Loorn9 seinen Körper in der Sitzmulde bettete.
Bald würden sie hier sein!
Typhoon
„Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir die Yaara aufmischen“, sagte Mika. „Eleeya, bereite schon einmal die Waffen vor.“
„Mache ich. Welche Waffen soll ich für dich aufwecken?“
Carlos konnte es nicht mehr hören. Oder reagierte er einfach nur zu empfindlich? „... für dich...!”
In fast jedem Satz, den sie zu Mika sprach, waren diese besonderen Betonungen.
„ Ja, Mika... nein, Mika... was kann ich sonst noch für dich tun, Mika?“
Carlos bemerkte wieder das heiße Gefühl, beginnend im Rückgrad – das seinen Magen verkrampfen ließ.
Früher hatte Carlos öfters Wutanfälle bekommen, in denen er sich kaum beherrschen konnte. Nicht umsonst hatte er seinen Staffelnamen erhalten: El Lobo, der spanische Berserker! Doch durch einige seiner Meditationsübungen hatte er gelernt, seine Wut schon während der Entstehung wahrnehmen.
Er hatte auch gelernt, damit bewusst umzugehen. Dadurch konnte er die Wut einfach als solche wahrnehmen und sie wie einen alten Bekannten begrüßen, ohne dagegen anzukämpfen oder sich von ihr kontrollieren zu lassen. In vielen Fällen konnte er durch diese Technik seine Wut bereits im Entstehen eindämmen.
„Hey, Chicca, hör noch mal genau zu: MIKA fliegt das Ding und ICH bediene die Waffen. Ist das klar?“ brach es aus Carlos hervor. „Oder hast du das
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