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Titel: B00B5B7E02 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cain
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sich, wenn sie allein sind, Extravertierte müssen sich regenerieren, wenn sie nicht genug Kontakt haben. Wer je den Myers-Briggs-Persönlichkeitstest gemacht hat, der auf Jungs Denken fußt und von der Mehrzahl der Universitäten und den hundert umsatzstärksten Unternehmen in den USA eingesetzt wird, dem sind diese Gedanken vielleicht bereits vertraut.
    Aber was sagt die moderne Wissenschaft dazu? Ich habe bald entdeckt, dass es so etwas wie eine Universaldefinition von Introversion und Extraversion nicht gibt; das sind keine einheitlichen Kategorien wie »gelocktes Haar« oder »16-jährig«, bei denen eine allgemeine Übereinkunft darüber besteht, wer darunter fällt und wer nicht. Es gibt fast ebenso viele Definitionen von »introvertiert« und »extravertiert«, wie es Persönlichkeitspsychologen gibt. Letztere streiten einen Großteil der Zeit darüber, welche Definition am genauesten ist. Einige Psychologen halten Jung für überholt, andere schwören darauf, dass er der Einzige ist, der Bescheid weiß.
    Dennoch herrscht auch viel Übereinstimmung. Die beiden Persönlichkeitstypen unterscheiden sich im Grad der äußeren Stimulation, die sie brauchen, um optimal zu funktionieren. Introvertierte fühlen sich mit weniger Stimulation »in ihrem Element«, beispielsweise, wenn sie ein Glas Wein mit einem guten Freund trinken, ein Kreuzworträtsel lösen oder ein Buch lesen. Extravertierte genießen den zusätzlichen Kick, wenn sie andere Menschen kennenlernen, auf Skiern gefährliche Pisten hinunterfahren oder die Stereoanlage weit aufdrehen.
    Introvertierte und Extravertierte haben auch ein unterschiedliches Arbeitsverhalten. Extravertierte nehmen Aufgaben rasch in Angriff. Sie treffen schnelle (manchmal übereilte) Entscheidungen und fühlen sich wohl, wenn sie mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen und Risiken eingehen können. Sie genießen das »Fieber« der Jagd nach Belohnungen wie Geld und Status. Introvertierte arbeiten langsamer und gezielter. Sie konzentrieren sich gern eingehend auf eine Aufgabe nach der anderen. Oft haben sie ein sehr starkes Konzentrationsvermögen. Sie sind relativ immun gegenüber den Verlockungen von Reichtum und Ruhm.
    Unsere Persönlichkeit beeinflusst auch unser Kontaktverhalten. Extravertierte sind Menschen, die bei einem Abendessen mit Gästen für lebhafte Unterhaltung sorgen und laut über alle Witze lachen. Sie sind meist selbstbewusst, dominant und haben ein großes Bedürfnis nach Gesellschaft. Extravertierte denken laut und spontan; sie reden lieber, als dass sie zuhören, sie sind selten um Worte verlegen und platzen manchmal mit etwas heraus, was sie eigentlich nicht sagen wollten. Sie können Konflikte gut ertragen, aber keine Einsamkeit.
    Introvertierte hingegen genießen Partys und Konferenzen nur bis zu einem bestimmten Punkt, nach einer Weile wünschen sie sich, dass sie zu Hause im Pyjama wären. Sie widmen ihre sozialen Energien lieber engen Freunden, Kollegen und ihrer Familie. Sie hören mehr zu, als dass sie reden, denken nach, bevor sie sprechen, und drücken sich oft besser schriftlich als mündlich aus. Sie mögen keine Konflikte. Viele von ihnen verabscheuen Small Talk, aber lieben tiefe Gespräche.
    »Introvertiert« ist jedoch kein Synonym für einsiedlerisch oder menschenfeindlich. 15 Introvertierte können auch das sein, sind es aber meistens nicht. Einer der menschenfreundlichsten Sätze in der englischen Sprache – »Verbindung ist alles!« – stammt von dem deutlich introvertierten Schriftsteller E. M. Forster und steht in einem Roman, der der Frage nachgeht, wie man »menschliche Liebe in ihrer Vollendung« erreichen kann. 16
    Introvertierte sind überdies nicht unbedingt schüchtern. Hinter Schüchternheit steckt die Angst, von anderen abgelehnt oder gedemütigt zu werden, während Introversion nach innen gerichtete Aufmerksamkeit ist. Schüchternheit tut grundsätzlich weh, Introvertiertheit nicht. Die beiden Begriffe werden oft miteinander verwechselt, weil sie sich teilweise überschneiden (obwohl Psychologen darüber diskutieren, in welchem Maße). Sie können eine schüchterne Extravertierte wie Barbra Streisand mit einer übergroßen Persönlichkeit und lähmendem Lampenfieber sein oder ein gar nicht schüchterner Introvertierter wie Bill Gates, der nach allem, was man hört, lieber für sich bleibt und von der Meinung anderer völlig unbeeindruckt ist.
    Sie können natürlich auch beides sein: T. S. Eliot war ein berühmter

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