B00BOAFYL0 EBOK
dieses Buches liegt größtenteils darin, dass diese Menschen – im Gegensatz zur landläufigen Meinung – nicht besonders reich aussehen; es kostet eindeutig Geld, wohlhabend auszusehen und sich wie ein Reicher zu verhalten, ganz zu schweigen von dem Zeitaufwand, der zum Geldausgeben nötig ist. Ein Leben im Luxus zu führen ist zeitaufwändig: Man muss modische Kleidung kaufen, zum Connaisseur von Bordeaux-Wein werden und teure Restaurants besuchen. All diese Aktivitäten können viel Zeit in Anspruch nehmen und die Betreffenden von ihrer eigentlichen Hauptbeschäftigung ablenken, nämlich nominalen Wohlstand anzuhäufen (auf dem Papier). Das Fazit des Buches lautete, dass die Wohlhabendsten unter den Leuten anzutreffen sind, von denen man es am wenigsten annehmen würde. Andererseits würden jene, die sich Mühe geben, reich zu handeln und auszusehen, ihr Vermögen solchen Belastungen aussetzen, dass sie in ihrem Wertpapierdepot einen beträchtlichen, nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichten.
Ich werde nicht näher darauf eingehen, dass ich es nicht für besonders heldenhaft halte, Geld anzuhäufen, insbesondere wenn die Betreffenden dumm genug sind, nicht einmal zu versuchen, einen greifbaren Vorteil aus ihrem Reichtum zu ziehen (einmal abgesehen von dem Vergnügen, regelmäßig ihre Erbsen zu zählen). Ich verspüre keinen ausgeprägten Wunsch, einen Großteil meiner persönlichen Gewohnheiten, intellektuellen Vergnügungen oder privaten Standards aufzugeben, um ein Milliardär wie Warren Buffett zu werden, und ich sehe auch keinen Sinn darin, diesen Status dadurch zu erreichen, dass ich spartanisch (ja sogar geizig) lebe und in einem bescheidenen kleinen Häuschen wohne. Warum jemand Lob gezollt werden sollte, weil er trotz immensen Reichtums sehr sparsam lebt, ist mir nicht ganz einsichtig; wenn Askese das Ziel ist, sollte er Mönch oder Sozialarbeiter werden – wir dürfen nicht vergessen, dass der Versuch, reich zu werden, von purem Eigennutz und nicht von einer sozialen Gesinnung zeugt. Das Schöne am Kapitalismus ist die Tatsache, dass die Gesellschaft sich statt der Wohltätigkeit die Habgier der Menschen zunutze macht. Dennoch ist es nicht nötig, diese Gier auch noch als moralische (oder intellektuelle) Leistung zu rühmen (wie der Leser unschwer erkennen kann, beeindrucken mich Menschen mit Geld nicht, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen wie George Soros). Reich zu werden ist nicht unmittelbar mit einer moralischen Großtat gleichzusetzen, aber das ist nicht der gravierendste Fehler des oben erwähnten Buches.
Wie wir gesehen haben, sind die Helden in The Millionaire Next Door die Akkumulierer – Menschen, die Ausgaben aufschieben, um ihr Geld anzulegen. Eine solche Strategie könnte durchaus aufgehen; ausgegebenes Geld bringt nichts ein (außer dem Vergnügen der Person, der es ausgibt). Aber der in diesem Buch versprochene Nutzen erscheint grob übertrieben. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass die Thesen der Autoren auf einer Stichprobe beruhen, bei der eine doppelte Portion Survivor Bias zum Tragen kommt. Mit anderen Worten: Ihre Thesen haben zwei Fehler, die sich gegenseitig verstärken.
Sichtbare Gewinner
Die erste Verzerrung ergibt sich aus der Tatsache, dass die für die Stichprobe ausgewählten reichen Leute in diesem Buch zu den glücklichen Affen an Schreibmaschinen gehören. Die Autoren unternahmen keinen Versuch, in ihren Statistiken der Tatsache Rechnung zu tragen, dass sie sich nur mit Gewinnern beschäftigten. Mit keiner Silbe erwähnten sie die »Akkumulierer«, die sich auf die Anhäufung der falschen Dinge konzentrierten (die Mitglieder meiner Familie sind darin Experten; diejenigen von ihnen, die ihrer Sammlerleidenschaft frönten, deckten sich mit Währungen ein, die kurze Zeit später abgewertet wurden, oder kauften Aktien von Unternehmen, die bald darauf in Konkurs gingen). An keiner Stelle weisen die Verfasser daraufhin, dass manche Menschen einfach nur das Glück hatten, in Gewinner zu investieren; diese Personen würden zweifellos den Weg in ihr Buch finden. Diese Wahrnehmungsverschiebung kann man ausgleichen, indem man das Vermögen des durchschnittlichen Millionärs um einen bestimmten Betrag, sagen wir einmal um 50 Prozent, niedriger ansetzt mit der Begründung, dass der Survivor Bias dazu führt, dass das durchschnittliche Vermögen der betrachteten Millionäre um diese Summe nach oben verzerrt wird (so berücksichtigt man die Auswirkungen der
Weitere Kostenlose Bücher