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Titel: B00BOAFYL0 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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ihre Gesundheit und ihren Status (in dieser Reihenfolge). Werktags kommt Marc nicht vor 21:30 Uhr nach Hause, und gelegentlich findet man ihn noch kurz vor Mitternacht in seinem Büro. Am Ende der Woche ist Marc immer derart ausgelaugt, dass er während der dreistündigen Fahrt »ins Haus« einschläft. Einen Großteil seiner Samstage verbringt Marc im Bett, wo er sich langsam wieder von den Strapazen der Woche erholt.
    Marc wuchs in einer Kleinstadt im Mittleren Westen als Sohn eines stillen Steuerbuchhalters auf, der mit spitzen gelben Bleistiften hantierte. Er war derart besessen davon, sie immer spitz zu halten, dass er stets einen Bleistiftspitzer in seiner Tasche mit sich herumtrug. Marc zeigte bereits sehr frühzeitig Anzeichen von Intelligenz. Er war ein extrem guter Schüler an der High School, ging nach Harvard ins College und studierte anschließend Jura in Yale. Nicht schlecht, würde man sagen. Später führte ihn seine Karriere zum Untemehmensrecht, wo er begann, große Fälle für eine renommierte New Yorker Kanzlei zu bearbeiten, wobei ihm kaum noch genug Freizeit blieb, um sich die Zähne zu putzen. Das ist keine allzu große Übertreibung, denn er nahm sein Abendessen fast immer im Büro ein, setzte zunehmend Speck an und erarbeitete sich seine Pluspunkte auf der Hierarchieleiter. Später wurde er zum Partner ernannt – innerhalb der obligatorischen sieben Jahre, aber nicht ohne die üblichen menschlichen Kosten. Seine erste Frau (die er im College kennen gelernt hatte) verließ ihn, da sie der ständigen Abwesenheit des Herrn Rechtsanwalts und seiner immer öderen Konversation überdrüssig war – aber ironischerweise zog sie später bei einem anderen New Yorker Rechtsanwalt ein und heiratete diesen schließlich auch. Mit ihm führte sie vermutlich ebenso langweilige Gespräche, doch machte er sie glücklicher.

Zu viel Arbeit
    Marcs Körper wurde immer aufgedunsener, und er musste trotz gelegentlicher Blitzdiäten in regelmäßigen Abständen seine Maßanzüge zum Schneider bringen. Nachdem er die Depression überwunden hatte, die der Weggang seiner Frau in ihm ausgelöst hatte, begann er mit seiner Anwaltsgehilfin Janet auszugehen und heiratete sie bald darauf. Sie bekamen in kurzen Abständen drei Kinder, kauften ihre Wohnung an der Park Avenue und das Landhaus.
    Janets unmittelbarer Bekanntenkreis besteht aus den anderen Eltern der Privatschule, die ihre Kinder besuchen, und den anderen Wohnungseigentümern in ihrem Haus. Aus materieller Sicht stehen Marc und Janet am unteren Ende dieser Gruppe; vielleicht bilden sie sogar das Schlusslicht. Sie waren die Ärmsten in diesen Kreisen, weil in ihrem Haus außergewöhnlich erfolgreiche Topmanger, Börsenhändler und Unternehmer wohnen. An der Privatschule, die ihre Kinder besuchen, gibt es eine zweite derartige Gruppe: die Sprösslinge von Übernahmehaien und deren Vorzeigefrauen – und vielleicht noch eine dritte, wenn man den Altersunterschied und die modelähnlich gestylte Erscheinung der anderen Mütter bedenkt. Im Vergleich dazu sieht Marcs Frau Janet wie ein Hausmütterchen aus, das in ihrem Landhaus einen Rosengarten pflegt.

Du bist ein Versager
    Marcs Strategie, in Manhattan zu wohnen, mag rational sein, da seine anstrengenden Arbeitszeiten ihm ein Pendeln unmöglich machen würden. Für seine Frau Janet dagegen bedeutet das eine ungeheuere Strapaze. Warum? Weil sie relativ erfolglos sind – im Vergleich zu ihren Nachbarn in der Park Avenue. Etwa einmal im Monat hat Janet eine Krise, weil sie die Belastung und Demütigungen nicht mehr erträgt, die sie erlebt, wenn sie sich beim Abholen der Kinder an der Schule von einer anderen Mutter oder im Lift ihres Wohnhauses, wo sie in der kleinsten Wohnungskategorie (Typ G) leben, brüskiert fühlt. Warum ist ihr Mann nicht so erfolgreich wie die anderen um sie herum? Ist er denn nicht intelligent und arbeitet er nicht hart genug? Hatte er bei seinem Hochschuleignungstest nicht eine Wertung von 1600 erreicht (während die durchschnittliche Wertung bei circa 1000 liegt)? Wer ist dieser Ronald Dingsda, dessen Frau Janet kein einziges Mal auch nur zunickt und der Hunderte von Millionen verdient, wo doch ihr Mann in Harvard und Yale studiert hat und einen ungemein hohen Intelligenzquotienten, aber kaum nennenswerte Ersparnisse vorweisen kann?
    Wir werden uns nicht zu sehr mit dem Tschechow’schen Dilemma im Eheleben von Marc und Janet auseinander setzen, aber ihr Fall veranschaulicht eine sehr

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