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Titel: B00BOAFYL0 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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produzieren würde (etwa Casanovas Aus meinem Leben). Von einem Affen könnte man vielleicht sogar erwarten, dass er uns Al Gores Wege zum Gleichgewicht beschert, vielleicht ohne die Plattitüden.
    Dieses Problem hat in der Wirtschaft noch üblere Auswirkungen als in anderen Lebensbereichen. Das liegt an ihrer ausgeprägten Abhängigkeit vom Zufall (den Unterschied zwischen dem zufallsabhängigen Wirtschaftsleben und dem Handwerk eines Zahnarztes haben wir bereits ausführlich erörtert). Je größer die Zahl der Wirtschaftsakteure, desto wahrscheinlicher ist es, dass einer von ihnen aus purem Zufall fantastische Leistungen erbringt. Ich habe selten jemanden die Affen zählen sehen. Ebenso selten werden die Anleger auf dem Kapitalmarkt gezählt, um anstatt der Erfolgswahrscheinlichkeit bei einer gegebenen Anzahl von Marktteilnehmern während einer bestimmten Börsenperiode die konditionale Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Versuche zu berechnen.

Tückische Realität
    Die Sache mit den Affen hat noch einen weiteren Haken: Im realen Leben sind die Affen nicht zählbar, geschweige denn sichtbar. Sie sind versteckt, denn wir sehen nur die Gewinner – es ist ganz natürlich, dass diejenigen, die Misserfolge hinnehmen mussten, so gut wie vom Erdboden verschwunden sind. Daher sieht man ausschließlich die Überlebenden, und das vermittelt einen falschen Eindruck von den Gewinnchancen. Wir reagieren nicht auf Wahrscheinlichkeiten, sondern auf ihre Einschätzung durch die Gesellschaft. Wie wir im Falle von Nero Tulip gesehen haben, reagieren sogar Menschen, die Erfahrung mit den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit gesammelt haben, nicht unbedingt intelligent auf gesellschaftlichen Druck.

Dieser Abschnitt
    Teil I beschrieb Situationen, in denen Menschen das seltene Ereignis nicht verstanden und entweder die Möglichkeit seines Eintritts oder die unheilvollen Konsequenzen eines solchen Vorkommnisses nicht zu akzeptieren schienen. Darüber hinaus skizzierte ich darin meine eigenen Thesen – jene, die allem Anschein nach nicht in der Fachliteratur diskutiert worden sind. Aber ein Buch über den Zufall wäre nicht vollständig ohne eine Darstellung potenzieller Wahrnehmungsverzerrungen, die neben den Verdrehungen auftreten können, die von einem seltenen Ereignis hervorgerufen werden. Teil II erfüllt eine trockenere Aufgabe: Ich werde hier einen Überblick über die Zufallsvoreingenommenheiten geben, die in der mittlerweile umfangreichen Literatur zum Thema erörtert worden sind.
    Diese Voreingenommenheiten sind: (a) der Survivor Bias (auch »Affen an Schreibmaschinen« genannt), der aus der Tatsache resultiert, dass wir nur die Gewinner sehen und somit eine verzerrte Einschätzung der Gewinnchancen vornehmen (Kapitel 8, Zu viele Millionäre nebenan, und Kapitel 9, Kaufen und Verkaufen ist leichter als Spiegeleier braten ), (b) die Tatsache, dass in den meisten Fällen Glück der Grund für außergewöhnliche Erfolge ist (Kapitel 10, Versager ziehen das große Los – über die Nichtlinearität im Leben ), und (c) das biologische Handicap, dass wir nicht in der Lage sind, Wahrscheinlichkeiten zu begreifen (Kapitel 11, Zufall und unser Gehirn: Wir sind wahrscheinlichkeitsblind ).

Kapitel 8
Zu viele Millionäre nebenan
    Drei Beispiele für Survivor Bias. Warum nur sehr wenige Menschen in der Park Avenue wohnen sollten. Der Millionär nebenan trägt sehr abgewetzte Kleider. Zu viele Experten verderben den Brei.

Wie man den Schmerz der Niederlage lindert

Ein kleines Glück
    Marc wohnt mit seiner Frau Janet und ihren drei Kindern in der New Yorker Park Avenue. Er verdient um die 500 000 Dollar im Jahr, je nach der konjunkturellen Lage mal etwas mehr, mal etwas weniger. Er glaubt nicht, dass der zuletzt zu beobachtende Wohlstandsschub von Dauer sein wird und hat sich geistig noch nicht an den jüngsten plötzlichen Anstieg seines Einkommens gewöhnt. Marc ist ein rundlicher Mann Ende Vierzig, mit schwammigen Gesichtszügen, die ihn zehn Jahre älter wirken lassen, und führt das scheinbar komfortable (aber hektische) Leben eines New Yorker Stadtanwalts. Aber er gehört zu den ruhigeren Einwohnern Manhattans. Marc ist sicherlich kein Typ, von dem man erwarten würde, dass er um die Häuser zieht oder spät nachts Partys in Tribeca und Soho frequentiert. Er und seine Frau besitzen ein Landhaus mit Rosengarten und sorgen sich, wie viele Menschen ihres Alters, ihrer Mentalität und ihrer Stellung, um ihr materielles Wohlbefinden,

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