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Vorsprechterminen gegen ihre biologische Uhr ankämpfen.
Man könnte argumentieren, dass ein Schauspieler, der eine Hauptrolle bekommt, die ihm zu Ruhm und teuren Swimmingpools verhilft, besondere Fähigkeiten mitbringt, die anderen fehlen: ungewöhnlichen Charme oder eine spezielle körperliche Eigenschaft, die sich perfekt für eine solche Laufbahn eignet. Ich bin da anderer Meinung. Der Gewinner mag zwar in gewissem Maße schauspielerische Fähigkeiten besitzen, doch gilt das auch für alle anderen, denn sonst wären sie gar nicht in diesem Wartezimmer gelandet.
Ein interessantes Phänomen des Ruhms ist die Tatsache, dass er seiner eigenen Dynamik folgt. Ein Schauspieler wird in einigen Teilen der Öffentlichkeit bekannt, weil ihn andere Teile der Öffentlichkeit kennen. Die Dynamik eines solchen Ruhms folgt einer sich drehenden Spirale, die bei diesem Vorsprechen ihren Anfang genommen haben könnte, da die Wahl möglicherweise wegen eines albernen Details auf die betreffende Person fiel, das zur Laune des Prüfers an jenem Tag passte. Hätte sich dieser Prüfer nicht am Vortag in eine Frau mit ähnlich klingendem Nachnamen verliebt, hätte der auserkorene Schauspieler aus dieser speziellen Historie in einer stattdessen realisierten Historie Caffe Latte servieren müssen.
Tippen lernen
Forscher führen häufig das Beispiel der QWERTZ-Tastatur an, um die heimtückische Dynamik der Gewinner und Verlierer in einer Volksswirtschaft zu beschreiben und zu veranschaulichen, wie häufig im Endeffekt eine Alternative gewählt wird, die das gar nicht verdient. Die Anordnung der Buchstaben auf einer Schreibmaschine ist ein Beispiel für den Erfolg einer Methode, die im Grunde besonders ungeeignet ist. Denn auf den von uns verwendeten Tastaturen sind die Buchstaben in suboptimaler Weise angeordnet. Faktisch ist die Anordnung so schlecht, dass sie uns langsamer tippen lässt, anstatt uns die Arbeit zu erleichtern. Damit sollte ursprünglich ein Verklemmen der Farbbänder verhindert werden, denn Schreibmaschinen wurden ja zunächst nicht für ein elektronisches Zeitalter konzipiert. Als wir begannen, bessere Schreibmaschinen und computerisierte Textautomaten zu bauen, wurden mehrere Versuche unternommen, Computertastaturen zu rationalisieren. Alle waren erfolglos. Die Menschen hatten auf QWERTZ-Tastaturen tippen gelernt und hingen zu sehr an ihren Gewohnheiten, um sie zu ändern. Wie der spiralförmige Aufstieg eines Schauspielers zum Ruhm folgen die Leute dem Beispiel anderer. Daher wäre es sinnlos oder schlechterdings unmöglich, dem Prozess eine rationale Dynamik aufzuzwingen. So etwas wird pfadabhängiges Ergebnis genannt und ließ viele mathematische Versuche, Verhaltensmodelle zu erstellen, scheitern.
Es ist offensichtlich, dass das Informationszeitalter, das zu einer Homogenisierung unserer Geschmäcker führte, uns diese Ungerechtigkeit noch deutlicher spüren lässt: Wer gewinnt, bekommt fast alle Kunden. Ein besonders auffälliges Beispiel für einen solchen spektakulären Glückstreffer liefert uns die Softwarefirma Microsoft und ihr launischer Gründer Bill Gates. Es lässt sich zwar kaum leugnen, dass Gates ein Mann mit hohem persönlichen Standard, Arbeitsmoral und überdurchschnittlicher Intelligenz ist. Aber ist er tatsächlich der Beste? Verdient er seinen Erfolg? Gewiss nicht. Die meisten Menschen haben (wie ich) seine Software deswegen gekauft, weil andere sie besaßen – ein reiner Zirkeleffekt (Ökonomen bezeichnen so etwas auch als »Netzwerkexternalität«). Niemand hat jemals behauptet, dass es sich hier um das beste Softwareprodukt von allen handelt. Die meisten von Gates’ Rivalen sind obsessiv eifersüchtig auf seinen Erfolg. Die Tatsache, dass es ihm gelang, so große Erfolge einzuheimsen, während viele von ihnen ums Überleben ihrer Firmen kämpfen, treibt sie schier in den Wahnsinn.
Solche Thesen widersprechen klassischen ökonomischen Modellen, in denen die Resultate entweder auf einen präzisen Grund zurückzuführen sind (Unsicherheitsfaktoren werden nicht berücksichtigt) oder die Guten gewinnen (die Guten sind jene, die bessere Fähigkeit besitzen oder in irgendeiner Hinsicht technisch überlegen sind). Wirtschaftswissenschaftler haben pfadabhängige Effekte erst sehr spät erkannt und versuchten dann, bergeweise Bücher zu einem Thema zu veröffentlichen, das ansonsten banal und offensichtlich gewesen wäre. So schrieb beispielsweise der Ökonom Brian Arthur, der sich am Santa Fe
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