Babel 1 - Hexenwut
Haus und seine Küche, und sagte: »Ich komme mit.«
»Vergiss es. Wir sind nicht Scully und Mulder.«
»Stimmt, wir haben Sex.«
»Du weißt, was ich meine.«
Er steckte die Hände in die Hosentaschen und sah sie gelassen an. »Ich lass dich nicht allein auf Mörderjagd gehen, nachdem du gestern so zerschlagen hier aufgetaucht bist.«
»Deine Muskeln nützen mir nichts. Der Mörder ist eine Hexe, deren Macht ich nicht einschätzen kann ...«
»Unsinn. Hexen sind nicht unbesiegbar, wie wir gestern an dir selbst gesehen haben. Und zwei Leute können immer mehr ausrichten als einer.«
Wie immer schaffte er es, die Wunde genau zu treffen, und Babel stieg bittere Galle über ihren Fehler auf. »Gestern wird sich nicht wiederholen.«
»Ganz genau.«
Sein Mund bekam einen störrischen Zug, der sie an den Jungen erinnerte, der er einmal gewesen war. Schon damals war es ihm unmöglich gewesen, den Sachen, die ihm in den Sinn kamen, nicht nachzugehen. Das war einer der Wesenszüge, die ihn so anziehend machten. Es wirkte immer, als gäbe es für ihn
keine Grenzen, dafür aber jede Menge Möglichkeiten. Sam war wie der Drachentöter im Märchen, der in der Lage war, das Ungeheuer zu besiegen, das niemand sonst besiegen konnte. Auch eine Hexe. Nur war sie dabei selbst eines dieser Ungeheuer und der Drachentöter alles andere als ein Held.
»Du hast die Wahl. Entweder fahren wir gemeinsam, oder ich fahre dir hinterher.«
»Über deine Stalkertendenzen sollten wir bei Gelegenheit mal reden. Das wirkt keineswegs romantisch.« Wütend wandte sie sich um und drehte den Wasserhahn im Spülbecken auf, um sich den Hundesabber von der Hand zu waschen.
»Süße, wenn ich romantisch werden will, dann breche ich mit dir nachts ins Planetarium ein, und wir machen ein Picknick, während sich über uns die Planeten drehen. Dass ich dir hinterherfahren will, bedeutet, dass ich dir den Rücken decke, weil's gerade brenzlig wird. Inzwischen solltest du den Unterschied kennen.«
Über die Schulter warf sie ihm einen misstrauischen Blick zu, aber in seinem Gesicht konnte sie nichts als Entschlossenheit erkennen. Selbst sein übliches Grinsen war verschwunden. Für einen Moment überlegte sie, ob sie ihn magisch be-wusstlos schlagen sollte, um ihn davon abzuhalten, mit ihr zu kommen.
»Denk nicht mal dran, Babel.«
»Woran?«
»Ich weiß genau, was dir durch den Kopf geht.«
»Oh bitte. Nach allem, was du weißt, könnte ich gerade an meine Einkaufsliste gedacht haben. Bilde dir nur nichts ein.«
Sein Gesichtsausdruck verriet ihr deutlich, was er von dieser Wahrscheinlichkeit hielt.
Eine weitere Minute Starren und Abwägen verging, in der Babel Sams Schlagkraft gegen seinen Charakter abwog. Leider musste sie eingestehen, dass zusätzliche Hilfe nach wie vor genauso nützlich war wie noch wenige Tage zuvor, als sie Tamy angerufen hatte. Also sagte sie nach einer Weile: »Na schön. Aber das heißt nicht, dass wir wieder zusammen sind. Oder dass ich Tom für dich aufgebe. Ich weiß zwar nicht, wie sich die Sache mit ihm entwickeln wird, aber ich will das, verstehst du?«
Er zuckte mit den Schultern. »Mach, was du willst. Über kurz oder lang wird er dem Druck seiner Leute nachgeben und dich sitzen lassen, weil er nicht damit umgehen kann, dass du eine Hexe bist. Da muss ich mich gar nicht anstrengen.«
»Verlass dich nicht drauf. Du kennst ihn nicht.«
»Aber du? Nach genau wie vielen Tagen?«
Verärgert wandte sie sich ab. Es machte sie wütend, dass er glaubte, sie zu durchschauen und vorherbestimmen zu können, wie ihr Leben verlief. Menschen änderten sich, und sie war nicht mehr dieselbe wie mit siebzehn.
»Warte im Garten auf mich, ich muss noch etwas holen, dann fahren wir los. Wir nehmen dein Auto. Du hast doch eins, oder?«
»Aber ja. Wenn du ganz genau hinguckst, kannst du sogar erkennen, dass es mal ein Kürbis war.«
»Sehr witzig.«
Sie ließ ihn in der Küche stehen und stieg wütend in den Keller, um den Goldschmuck zu holen, der in den letzten Tagen so häufig zum Einsatz gekommen war. Jetzt kam er ihr schwer vor, als sie ihn anlegte. Beunruhigt betrachtete sie den Ring an ihrem Finger, dessen Spitze bedrohlich nach oben ragte.
Irgendwann in der näheren Zukunft würde er zum Einsatz kommen - und mit ihm ihr Blut.
Dann ist alles verloren, was du dir in den letzten Jahren so mühsam erarbeitet hast. Die unzähligen Montagstreffen, alles für die Kotz.
Das durfte nicht passieren.
Behalt einfach die
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