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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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verfluchen, dann machst du die Gläser besser voll!    Er grummelte und schaltete die Anlage an, offenbar in dem Glauben, dass Dolly seinen Kopfschmerz mit ihrer Stimme vertreiben konnte. Gerade als Dolly erneut über eine verlorene Liebe klagte, krakelte Xod plötzlich dazwischen: »Die Plaaage! Die Plaaage!... krik ... krik ...In den Tooopf!«
    »Nicht schon wieder«, brummte Babel. »Ich frage mich, woher er das weiß.«
    »Vielleicht meint er noch immer den Jungen von gestern.«
    »Einsss, zwei, drei, vierrr ... murrrksss ... Kopp ... hopp ... in den Topp!«
    »Das bezweifle ich.«
    »Keiiin Verluuust, keiiin Verluuust... krik ...«
    »Halt den Mund, du Stinkstiefel!«, brüllte Karl dem Papagei entgegen, dass Babel noch am anderen Ende die Ohren klingelten. Dann räusperte er sich und stellte fachmännisch fest: »Ich glaube, dein Papagei mag die Plags nicht besonders.«
    »Vermutlich hat er sie zum Fressen gern.«
    »Kann er das?«
    »Jemanden auffressen?«
    »Mhm ...«
    »Ich glaube nicht. Ich meine, keine Ahnung, sind Papageien Allesfresser?«
    »Willst du mir sagen, du hast dich nie danach erkundigt, was Papageien eigentlich fressen?«
    Sie suchte nach einer Ausrede. »Na ja, weißt du, ich glaube nicht, dass es Bücher über Dämonenpapageien gibt ... und er hat sich ja nie beschwert...«
    »In den Tooopf ...In den Tooopf... krik.«
    »Also wirklich, es hätte mich gleich stutzig machen sollen, als du ihm deine Dönerreste hineingelegt hast. Wahrscheinlich trinken Papageien in Wirklichkeit auch kein Bier ...«, fügte er nachdenklich hinzu. Durch den Hörer hörte sie, wie er sich am Bart kratzte.
    »Du hast Xotl Bier gegeben? Wann?«
    »Mhm, erinnerst du dich noch, als ich Geburtstag hatte und er den ganzen Tag Me and little Andy gesungen hat?«
    »Ja. My name is Sandy, and this here is my puppy dog, his name is little Andy«, sang sie vor sich hin, bis sie es merkte und den Kopf schüttelte. »Henje, jetzt kriege ich das nicht wieder aus dem Kopf!«
    »Möglicherweise hatte ich da selbst schon was getrunken und hielt es für eine gute Idee ...«
    »Du hast es für eine gute Idee gehalten, den Papagei mit Bier abzufüllen? Den Papagei, der ohnehin schon von einem Dämon besessen ist?«
    An dieser Stelle wechselte Karl vollkommen unelegant das Thema und fragte nach ihrem Plan. Allerdings war der noch nicht weiter gediehen als bis zu ihrem Gespräch mit dem Staatsanwalt und einer möglichen Tatortbesichtigung. Worauf er sich genötigt fühlte anzumerken: »Sehr professionell, meine Liebe, sehr professionell.«
    »Entschuldige bitte, aber sonst heißt es immer: Geh, finde meinen untreuen Ehemann und verpass ihm Genitalherpes! Oder: Sorg dafür, dass dieser Gangster aufhört, vor meinem Haus Koks zu verkaufen. Für so was sind nie ausgefeilte Pläne notwendig. Man geht einfach hin, und bang! Fertig.«
    »Und genau deshalb hättest du dich nie auf diese Sache einlassen sollen. Es gibt Gründe, warum man nicht einfach Kriminalhauptkommissar wird, nur weil man ein paar Fernsehserien gesehen hat.«
    Babel streckte dem Telefonhörer die Zunge raus, während sich Karl einen Zigarillo anzündete, wie das Klicken des Feuerzeugs vermuten ließ. Während sie im Wohnzimmer auf und ab tigerte und versuchte, ihm ihre ungefähre Vorstellung davon zu vermitteln, was sie als Nächstes tun wollte, fiel ihr Blick auf das einzige gerahmte Foto, das sich im ganzen Haus fand. Abrupt blieb sie stehen.
    Es war ein zerknittertes, unscharfes Bild, das allmählich gelb wurde. Ein verwackelter Schnappschuss von Hilmar, wie er in seinem Lieblingssessel saß und ein Buch las. An jenem Tag hatte er eine helle Hose und ein grünes Hemd getragen. Die Zigarette lag halb aufgeraucht in einem Aschenbecher neben ihm, und zu seinen Füßen stapelten sich Bücher über Architektur. Sie erinnerte sich, dass irgendeine dieser furchtbaren Opern im Hintergrund gelaufen war, die er so gemocht hatte. Er war groß und mager gewesen, das Haar an den Schläfen schon weiß. Alles in allem sah er aus wie ein Universitätsprofessor, der er doch so wenig gewesen war.
    Manchmal vermisste sie ihn so sehr, dass es schien, als wäre er erst gestern gestorben und nicht schon vor zehn Jahren.
    »... und mach keinen Unsinn, hörst du?«
    Sie konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.
    »Wenn du schon auf Mördersuche gehen musst, dann pass wenigstens auf dich auf, ja? Ich habe keine Lust, deine Stelle neu zu besetzen.« Karl klang besorgt, und Babel musste

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