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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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    Ging ihr genauso, aber wenn Judith gewusst hätte, worin ihre Bezahlung bestand, hätte sie sicher nicht gezögert, den Fall anzunehmen. »Es ist eine Gefälligkeit. Für einen Freund.«
    »Einen guten?«
    »Nicht so gut.«
    »Mhm. Du hast also einen Freund, der in einen Mord verwickelt ist, den womöglich eine Hexe begangen hat, und jetzt überlegst du, wie du das herausfinden kannst, ohne dass diese andere Hexe glaubt, du willst ihr eins auswischen. Und du glaubst immer noch, dass ich mir keine Sorgen um dich machen muss, verstehe ich das richtig, ja?«
    Es gab Fragen, auf die antwortete man besser nicht, wenn man das Loch, in das man freiwillig gestiegen war, nicht noch tiefer graben wollte.
    »Aber du kannst nicht besonders gut mit Tieren umgehen, Babel.«
    »Ich weiß.«
    Eine Weile war es still am anderen Ende, dann seufzte Judith wieder theatralisch. »Na schön. Ich kann dir das Tier überlassen, aber den Zauber musst du selbst ausführen.«

»Danke!«
    »Wann brauchst du sie?«
    »So schnell wie möglich.«
    »Dann muss ich sie mit dem Tiertransport schicken. Morgen früh dürfte sie bei dir sein. Aber sei ja vorsichtig mit ihr! Wenn sie nicht unbeschadet bei mir wieder ankommt, kannst du in Zukunft allein auf die Familienfeste gehen, klar?«
    »Glasklar.«
    Nach ein paar Anweisungen, wie Babel mit der Rabenkrähe umzugehen hatte (keine Dönerreste und auf keinen Fall Bier!) und für ihren plötzlich aufgetauchten guten Freund (»Zieh nicht die hellgrüne Bluse an, die macht dich so blass!«), beendete Judith das Gespräch.
    Kaum hatte Babel aufgelegt, verschwand auch die Taube aus dem Garten. Das ließ sie für den Schlaf der kommenden Nacht hoffen.
    Einen Moment lang starrte sie unschlüssig an die Zimmerdecke und dachte wieder an Hilmar. Er hätte gewusst, was in dieser Situation zu tun gewesen wäre. Sein Plan hätte nicht solche Lücken aufgewiesen und hauptsächlich darin bestanden, mal zu sehen. Aber er war immer der bessere Stratege gewesen. Sie hingegen war mehr der Probieren-wir's-aus-Typ.
    Wie konnte nur alles so aus dem Ruder laufen, Hilmar?
    Weil du nur zugesehen hast, Babel.
    Wahrscheinlich.
    Nach Hilmars Tod war sie nie wieder auf die Totenebene gewechselt. Das war der Zeitpunkt gewesen, als sie das erste Mal zu den Montagstreffen gegangen war. Seither war die Totenebene für sie ebenso tabu wie die Dämonenebene. An manchen Tagen verspürte sie deswegen einen unbestimmten Schmerz, wenn sie daran dachte, dass sie nie wirklich Abschied von Hilmar genommen hatte. Sie hätte die Möglichkeit gehabt, mit seinem Geist zu reden. Sich bei ihm zu entschuldigen und ihn um Verzeihung zu bitten, aber sie hatte zu viel Angst gehabt. Vor dem, was passieren würde, wenn sie wieder auf eine andere Ebene wechselte. Sie traute sich selbst nicht.
    Verstehst du das, Hilmar?
    Bedrückt schloss sie die Augen. Die Vergangenheit lenkte sie zu sehr ab. Das konnte sie sich nicht leisten. Ein Staatsanwalt wartete auf sie, und irgendwie war sie auch ein kleines bisschen nervös, Tom wiederzusehen. Daran änderten auch die unangenehmen Umstände nichts. Möglicherweise hatte Judith sogar recht, und es wurde Zeit, dass sie sich wieder verhebte. So schwierig konnte das doch nicht sein.
    Vor zwei Jahren hatte sie schon einmal geglaubt, sie sei neu verhebt gewesen. Sechs Monate war sie mit einem Ingenieur zusammen gewesen, bis er ihr mitgeteilt hatte, dass er für ein Jahr nach Russland gehen musste, um dort mit seiner Firma neue Fabriken zu bauen. Der Trennungsschmerz hatte genau vier Tage angehalten, dann hatte sie begriffen, dass sie mehr an der Zweisamkeit als an ihm gehangen hatte. Dieses Kribbeln, das sie bei Tom gespürt hatte, hatte sie bei dem Ingenieur nie gehabt.
    Skeptisch sah sie auf die bereitgelegten Sachen, die neben ihr auf dem Bett lagen. Nicht gerade das, was sie normalerweise angezogen hätte, aber es würde wohl seinen Zweck erfüllen. Wie lange mochte es her sein, dass sie Strumpfhosen getragen hatte? Ein Jahr? Länger? Finster lag ihr Blick auf diesem Teufelswerk, das einem den Bauch einschnürte und die grässliche Angewohnheit hatte, während des Tages nach unten zu rutschen, bis es einem gefühlt in den Kniekehlen hing.
    Folterinstrument.
    Aber es musste sein. Jeans und Lederjacke passten nicht zu der Tarnung, die sie sich überlegt hatte.
    Von wegen keinen Plan ...
    Seufzend stand Babel auf und ging ins Badezimmer. Was tat man nicht alles für seinen Job.
    5
    Die Staatsanwaltschaft

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