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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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fünfundzwanzig, für zwei, drei Jahre als Stars und Genies gefeiert und vermarktet, um dann wieder zu verschwinden. Rydra Wongs Ruhm war ein solches Phänomen; vor zwei Jahren aufgeblüht und in einem oder zwei weiteren Jahren wahrscheinlich verwelkt und vergessen.
    Ihre schlanken Finger spielten geistesabwesend mit dem Glas, dann hob sie ihren Kopf. »Habe ich Ihnen gegeben, was Sie wollten?«
    »Danke, Miß Wong.«
    »Gut. Nun, General Forester, was ist Babel 17?«
    »Es muß mit der Invasion zu tun haben, Miß Wong.« Er nahm sein Glas und leerte es zur Hälfte. Dann stellte er es zurück, wischte seine Lippen mit dem Handrücken und blickte sie bedeutungsvoll an. »Es begann mit einer Serie von Unfällen, oder scheinbaren Unfällen. Inzwischen wissen wir, daß es Sabotageakte waren. Seit Dezember 68 sind sie überall im Bereich der Allianz vorgekommen, teils auf Kriegsschiffen, teils in den Reparaturwerften und Stützpunkten der Flotte. Gewöhnlich zeigte sich, daß Geräte oder Anlagen ausfielen, weil die automatischen Programme verändert oder Schaltungen unbrauchbar gemacht worden waren. In zwei Fällen wurden hohe Offiziere durch Explosionen getötet. Zwischenfälle, die auf solche Sabotageakte zurückgingen, gab es auch in mehreren Rüstungsbetrieben. Was alle diese Ereignisse miteinander verbindet, Miß Wong, ist Babel 17.«
    Er sah zu, wie sie austrank und ihr Glas genau auf den nassen Kreis zurückstellte.
    »Vor, während und nach jedem Anschlag ist der Äther voll von Radiosendungen aus unbekannten Quellen; die meisten von ihnen haben eine Reichweite von nur einigen hundert Metern. Aber gelegentlich gibt es Ausbrüche durch hyperstatische Kanäle, die ein paar Lichtjahre überbrücken. Während der drei letzten Fälle haben wir das ganze Zeug aufgezeichnet und Transkriptionen hergestellt, denen wir den Arbeitstitel Babel 17 gaben. Sagt Ihnen das etwas?«
    »Ja. Offenbar handelt es sich um Instruktionen und Meldungen, die zwischen den Saboteuren und ihren Auftraggebern ausgetauscht …«
    »Natürlich, Miß Wong, das haben wir uns auch gedacht. Aber wir können es nicht entziffern! Nichts als dieses verdammte Kauderwelsch, ein Geschnatter und Gezwitscher wie in doppelter Sprechgeschwindigkeit! Die Analyse der Transkription ergab schließlich gewisse Wiederholungen, die auf einen Code hindeuteten. Die Dechiffrierabteilung hielt das für einen guten Anhaltspunkt, kam aber nicht weiter. Als die Leute den Code nach einem Monat immer noch nicht geknackt hatten, kamen sie mit dem Vorschlag, Ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen.«
    Während er sprach, sah er, wie sie überlegte. Nun sagte sie: »General Forester, ich möchte gern die Originalaufzeichnungen dieser Radiosendungen, dazu einen genauen Bericht über die Sabotageakte, nach Möglichkeit in zeitlicher Abstimmung mit den Aufzeichnungen.«
    »Ich weiß nicht, ob …«
    »Wenn Sie einen solchen Bericht nicht haben, lassen Sie während des nächsten Zwischenfalls einen machen. Wenn dieses Radiogeschnatter ein Gespräch ist, muß ich anhand des Berichtes verfolgen können, was besprochen wird. Sie haben es vielleicht noch nicht bemerkt, aber in dem Manuskript der Dechiffrierabteilung wird kein Unterschied zwischen den Stimmen der Sprecher gemacht. Es gibt weder eine Interpunktion, noch kann ich nachprüfen, ob die Wortzwischenräume richtig gesetzt wurden. Ohne die Bandaufzeichnung bin ich hilflos.«
    »Ich kann Ihnen wahrscheinlich alles besorgen, was Sie wollen, bis auf die Originalaufzeichnungen.«
    »Dann lassen Sie die Bänder kopieren und geben Sie mir die Kopien. Ich muß meine eigene Transkription machen, sorgfältig und mit meinen eigenen Methoden.«
    »Nun, das wird sich machen lassen, Miß Wong«, sagte er. »Sie sind unsere Expertin und unsere Hoffnung. Kommen Sie morgen nachmittag in die Chiffrierabteilung, und ich werde dafür sorgen, daß die Bänder bis dahin kopiert sind.«
    Er stand auf und sonnte sich einen Moment in ihrem Lächeln. »Also bis morgen, Miß Wong.«
    Er wollte noch etwas sagen, irgend etwas Persönliches, aber sein Gehirn war wie leergeblasen, und mit einem knappen Nicken drehte er um und ging zur Tür. Draußen traf die Kühle sein Gesicht, und er sagte sich, daß sie ihn langweilig gefunden haben müsse. Er war brüsk, militärisch, sachlich gewesen, kaum die richtige Behandlung für eine schöne, von Erfolg und Aufmerksamkeit verwöhnte Frau.
     
    Rydra stand auf, die Hände an der Thekenkante. Der Barmann kam und nahm die

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