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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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schüttelte seinen Kopf. »Was war es genau, Rydra? Was regte sich so auf?«
    »Nun – als er ging, weißt du. Sein letzter Gedanke war: ›Sie weiß nichts. Was die anderen mit Kleinarbeit nicht geschafft haben, wird sie mit ihrer Intuition auch nicht schaffen. Es war verlorene Zeit.‹ Ich bin nicht ganz sicher, ob es in seinen Augen war, oder in seinem Gesicht, oder ob er wirklich genau das dachte, was ich empfing … Aber ich war zornig. Ich war verletzt. Natürlich hatte er in einer Weise recht. Ich wußte nichts, nicht die Wörter, nicht die Grammatik, nicht die Syntax. Und …«
    »Und was?«
    Etwas arbeitete in ihrem Gesicht, und er bemühte sich, es zu deuten. Doch bevor er zu einem Ergebnis kam, sagte sie: »Du weißt, was ich immer meinen Dreh nannte?«
    »Du meinst, du hast plötzlich diese Sprache verstanden?«
    »Nun, General Forester hatte mir gerade erzählt, daß die Aufzeichnungen nicht einen Monolog darstellen, sondern einen Funkdialog, was ich bis dahin nicht gewußt hatte. Das paßte zu einigen Dingen, über die ich mir Gedanken gemacht hatte. Mir wurde klar, daß ich selbst sagen konnte, wo die Stimmen wechseln. Und dann …«
    »Du verstehst sie?«
    »Ich verstehe manches davon besser als noch heute nachmittag. Und an der Sprache selbst ist etwas, das mir noch mehr Angst macht als dieser General Forester.«
    Tumwarba war verblüfft. »An der Sprache selbst?«
    Sie nickte.
    »Was?«
    »Zum Beispiel glaube ich zu wissen, wo der nächste Zwischenfall stattfinden wird.«
    »Zwischenfall?«
    »Ja. Der nächste Sabotageakt, den die Invasoren planen, wenn sie es sind – was ich nicht mit Gewißheit sagen kann. Aber die Sprache selbst ist … seltsam.«
    »Inwiefern?«
    »Knapp«, sagte sie. »Gedrängt. Ich weiß nicht, ob dir das was sagt – in einer Sprache, meine ich.«
    »Kompaktheit?« fragte er. »Ich würde sagen, daß Einfachheit und Kürze einer Sprache gute Qualitäten sind.«
    »Ja, Mocky, ich habe Angst.«
    »Warum?«
    »Weil ich etwas versuchen werde und nicht weiß, ob ich es kann oder nicht.«
    »Diese Art von Angst hat jeder dann und wann. Wenn es den Versuch wert ist, solltest du ruhig ein bißchen Angst haben. Was ist es?«
    »Ich faßte den Entschluß in der Bar, dachte mir aber, ich sollte mit jemandem darüber sprechen. Gewöhnlich bedeutet das, mit dir.«
    »Nun sag schon, was es ist.«
    »Ich werde diese ganze Babel-17-Geschichte selbst lösen.«
    Sie sah seine skeptische Miene und fügte schnell hinzu: »Weil ich herausbringen muß, wer diese Sprache spricht, woher sie kommt und was sie ausdrückt. Die Form dieser Sprache ist ungewöhnlich. Verblüffend.«
    »Was verblüfft dich daran?«
    »Mocky, wenn du eine andere Sprache lernst, dann siehst du, wie ein anderes Volk die Welt sieht.«
    Er nickte.
    »Und wenn ich in diese Sprache hineinsehe, beginne ich … zuviel zu sehen.«
    »Das klingt sehr poetisch.«
    Sie lachte. »Das sagst du immer, wenn du mich auf den sogenannten Boden der Tatsachen zurückholen willst.«
    »Richtig. Ich verstehe nämlich noch immer nicht, worauf du hinauswillst. Wie gedenkst du, dieses Geheimnis um Babel 17 aufzudecken?«
    »Ich werde mir ein Raumschiff leihen, eine Mannschaft zusammensuchen und zum Schauplatz des nächsten Zwischenfalls fliegen.«
    »Nun, das Kapitänspatent hast du. Aber kannst du es dir leisten?«
    »Die Militärbehörden werden das Unternehmen subventionieren.«
    »Ah, großartig. Aber warum sollten sie?«
    »Ich bin mit einem halben Dutzend Sprachen der Eindringlinge mehr oder weniger gut vertraut. Babel 17 gehört nicht zu ihnen. Es ist auch keine Sprache, die irgendwo in der Allianz gesprochen wird. Ich möchte herausbringen, wer diese Sprache spricht – denn ich will wissen, wer oder was im Universum in dieser Art und Weise denkt.«
    »Trink noch eine Tasse Kakao, das beruhigt«, sagte er und griff zur Kanne. »Weißt du, Kind, da gibt es vieles zu bedenken. Du bist nicht die stabilste Person, die man sich denken kann. Mit einer Schiffsmannschaft fertig zu werden, ist nicht ganz einfach. Man braucht Fingerspitzengefühl und eine besondere Art von Psychologie. Du hast ein paar Reisengemacht, aber nur mit einer automatischen Mannschaft. Wirst du für eine Reise dieser Länge nicht Transportleute brauchen?«
    Sie nickte.
    »Ich habe hier meistens mit Leuten vom Zoll zu tun«, sagte er. »Wie ist es mit dir?«
    »Meine Eltern waren beide Transport. Mein gewesener Mann auch.«
    »Das ist wahr. Angenommen, ich würde sagen ja,

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