Babel 17
Ja, das stimmt, er ringt heute. Übrigens, auf Derieb traf ich Ihren Mann, aber Sie vermißte ich. Wo waren Sie die ganze Zeit?«
»Zu Hause. Ich habe an einem Buch geschrieben. Aber jetzt geht es wieder hinaus.«
»Und Sie wollen Brass als Piloten? Dann sind es also die Specellis?«
»Genau.«
Lome legte seinen schwarzen Arm um ihre Schultern, und der juwelenglitzernde Hautlappen hüllte sie wie ein Umhang ein. »Sollte es eines Tages der Caesarnebel sein, dann lassen Sie es mich wissen«, sagte er väterlich. »Keiner kennt die Gegend dort besser als ich.«
»Das werde ich tun. Aber jetzt sind es die Specellis.«
»Dann ist Brass der richtige Mann. Haben Sie schon mit ihm gearbeitet?«
»Nein. Ich lernte ihn kennen, als wir eine Woche lang auf einem der Cygnus-Planetoiden in Quarantäne saßen. Er schien zu wissen, wovon er sprach.«
»Und gesprochen wurde nicht wenig, kann ich mir denken«, spottete Lome. »Ja, ja, ich kann mich gut erinnern. Wissen Sie, wie die Jungen Sie damals nannten? ›Kapitän der vielen Worte‹ – nicht übel, wie? Aber nun gehen Sie und sehen Brass beim Ringen zu; vielleicht wissen Sie dann, was für einen Piloten er abgeben wird.«
»Darum bin ich hier«, sagte Rydra. Sie wandte sich dem Zollinspektor zu, der gegen das Eisengeländer zurückwich. Mein Gott, dachte er, sie bringt es fertig und stellt mich vor! Aber sie lächelte ihn nur an und streckte dann dem Schwarzen die Hand hin. »Bis zum nächsten Mal, Lome. Wenn ich zurückkomme, sehen wir uns wieder.«
»Ja, ja, und sollte es wieder ein Jahr dauern.« Er lachte. »Aber Sie gefallen mir, auch wenn Sie viel reden, Miß Kapitän. Eines Tages werden Sie zum Caesarnebel gehen, und dann werde ich Ihnen den Weg zeigen.«
»Wenn es soweit ist, gehen wir zusammen, Lome.«
Er grinste. »Weil wir vom Gehen reden – ich muß jetzt weiter. Alles Gute, Kapitän Wong.« Er hob salutierend die Hand und tauchte im Gewühl unter.
»Was für einer war das?« fragte der Zollinspektor mißtrauisch.
»Ein Mann von der Erde. Aber ich glaube, er wurde auf der Strecke von Arktur zu einem der Centauris geboren. Er hat Sie erschreckt, nicht wahr?«
Appleby nickte. »Warum zum Teufel lassen sie sich so verunstalten? Plastische Chirurgie ist eine gute Sache, wenn jemand eine häßliche Nase hat oder so. Aber wozu diese unheimlichen und grotesken Deformationen? Das ist der Grund, warum anständige Leute nichts mit ihnen zu schaffen haben wollen.«
»Denken Sie an die Seeleute früherer Jahrhunderte; die ließen sich alle tätowieren. Der Grund ist die Langeweile. Oft hängen sie wochenlang in einem fremden Hafen herum und haben nichts zu tun. Da kommen sie dann auf solche Ideen. Ich glaube nicht, daß Lome in den letzten zehn Jahren einen richtigen Pilotenauftrag hatte.«
»Ist er kein guter Pilot? Was hatte all dieses Gerede über den Caesarnebel zu bedeuten?«
»Ich bin überzeugt, daß er ihn wie kaum ein anderer kennt. Aber er ist mindestens neunzig Jahre alt. Wenn einer über siebzig ist, lassen die Reflexe und alles andere nach, und das ist das Ende einer Pilotenkarriere. Nun macht er Liniendienst von einem Hafen zum anderen, weiß alles, kennt jeden und bleibt gut für Ratschläge und Klatsch.«
Sie stiegen die Treppe hinauf und sahen sich auf einer umlaufenden Galerie über den Köpfen der Gäste, die zehn Meter unter ihnen an Bar und Tischen tranken. In der Mitte des kreisrunden Raums war über den Köpfen des Publikums eine Hohlkugel aus Nylonnetzen aufgespannt. Der Durchmesser betrug ungefähr acht Meter, und das obere Drittel war in gleicher Höhe wie die Galerie. Die Luft war blau von Rauch. Rydra blickte zum Zollinspektor. »Sie haben noch nicht angefangen.«
»Und hier machen sie diese Ringkämpfe?«
»Ja, in dieser Kugel.«
Als sie zwischen den Transportleuten die Treppe ins Lokal hinunterstiegen, kam der Inspektor aus dem Staunen nicht heraus. Die meisten waren gewöhnliche Männer und Frauen, aber fast alle hatten sich mehr oder minder kostspielige Verschönerungen geleistet, und die Resultate der plastischen Chirurgie waren zahlreich und seltsam genug, um seine Augen in Bewegung zu halten. Menschen, die an Reptilien oder Amphibien erinnerten, lachten und plauderten mit grotesken Drachen und Dämonen. Es war wie bei einem Karnevalsumzug, bloß trugen diese Leute ihre Masken und Körperbemalungen immer.
»Wollen Sie Ihre Kleider hier lassen?« fragte das Garderobenmädchen am Fuß der Treppe. Seine nackte Haut war
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