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Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Rätsel.
    Der Ausdruck in ihrem Gesicht brachte den Polizisten allerdings dazu, die Hände in die Seiten zu stützen und sie tadelnd anzusehen. Damit erinnerte er sie an ihre Hortnerin, die mit einem roten Stift die Hausaufgaben der Kinder korrigiert hatte. Babel war eines der wenigen Kinder gewesen, das nie einen Bienchenstempel ins Muttiheftchen bekommen hatte.
    Du warst schon in der Grundschule ein Problemfall.
    Genau wie Frau Rund schaute der Polizist mahnend auf Babel herab. »Ich muss Sie aufschreiben, tut mir leid …«
    »Ehrlich?«
    »Was?«
    »Das Leidtun?«
    »Hören Sie mal …«
    Ungeduldig winkte sie ab. Während er ihre Daten notierte, stellte sie sich vor, wie es aussähe, wenn sein Kopf explodieren würde. Seine Überreste würden sich unordentlich und ganz unvorschriftsmäßig über das Pflaster verteilen.
    Am besten in einem Bienchenmuster.
    Als unter ihren Füßen jedoch das Pflaster zu beben anfing, atmete sie tief durch und versuchte, an ihre Einkaufsliste zu denken – schließlich wollte sie nicht, dass ihre intuitive Magie wahr machte, wovon sie tagträumte. Auf diese Weise hatte sie mal stundenlang gelbe Schuhe zu einem fliederfarbenen Kleid getragen, weil sie der Anblick eines Sonnenblumenfelds erfreut und sich ihre Magie unbemerkt eingeschaltet hatte.
    Nachdem der Mann den Zettel ausgefüllt und ihr noch einen schönen Tag gewünscht hatte, schloss sie wütend das Motorrad an und stapfte fluchend auf die Haustür zu, deren rostiges Schloss sich erst nach dem dritten Versuch öffnete. Babel war sich immer noch nicht sicher, ob diese Gegend ihr Geschäft belebte oder eher hinderlich war.
    Schon im Erdgeschoss konnte sie hören, wie sich Dolly Parton durch I will always love you quälte. Das war schon immer Karls Antwort auf jedes Problem gewesen: einfach eine Platte von Dolly auflegen, und schon wurde das Leben schöner. Wenn andere Menschen Hilfe bei einem Therapeuten oder einem Priester suchten, ging Karl auf Flohmärkte und kaufte alte Countryplatten. Inzwischen konnte Babel Peace Train auswendig, und wenn das wirklich seine Vorstellung von Göttlichkeit war, blieb sie lieber ohne Konfession.
    Aus dem ersten Stock drang Mos Stimme nach unten, der sich lautstark darüber beschwerte, dass die olle Kamelle so angestaubt sei wie die Heilsversprechen auf Kirchentagen. Über seinen unverschämten Ton war Babel irgendwie erleichtert, denn seit sie das Krankenhaus verlassen hatte, war der kleine Plag mit den rotgefärbten Haaren und den unzähligen Ringen in den Ohren der Einzige, der sich verhielt wie immer. Während das Geschäft auf Eis lag, weil Karl ihr keine neuen Aufträge vorlegte und Du musst dich schonen zu seinem neuen Mantra geworden war, blieb Mo genauso unfreundlich wie am Tag ihrer ersten Begegnung.
    Als die Plags wegen der Sache mit Mikhail und dem Dämonen die Stadt verlassen hatten, war Mo nicht mit ihnen gegangen. Stattdessen hatte er Unterschlupf bei Karl gefunden und war dort irgendwie hängen geblieben – selbst dann noch, als die Plags längst zurückgekehrt waren, um die Wagenburg, in der sie zuvor gelebt hatten, wieder aufzubauen.
    Karl gelang es sogar, Mo davon zu überzeugen, wieder in die Schule zu gehen. Wenn auch nur an drei von fünf Tagen und nicht immer in dieselbe.
    Tom redete nicht oft über Mo, aber Babel wusste, dass er froh war, dass sich Karl so lange um den Jungen kümmerte, wie Tom versuchte, die Wagenburg wieder zu dem zu machen, was sie vor den Morden an den Plags gewesen war. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fühlte sich Tom für Mo verantwortlich, seit dessen Eltern die Stadt mit einem Zirkus verlassen hatten.
    Auf dem ersten Treppenabsatz begegnete Babel der Hutmacherin, die ihr Geschäft im Erdgeschoss hatte und außer ihnen die einzige Mieterin im Haus war.
    Yolanda stützte die Hände in die Hüfte und sah missbilligend auf Babel herab, genau wie der Polizist zuvor. Als hätten sie beide irgendwo einen Kurs belegt, in dem man lernen konnte, wie man möglichst wirkungsvoll seine Missbilligung zum Ausdruck bringt.
    Babel blieb drei Stufen unter ihr stehen. Offenbar war Yolanda wieder einmal damit beschäftigt, die Treppe zu putzen. Bedauerlicherweise bildete sie sich ein, damit den Verfall des Gebäudes aufhalten zu können, ohne zu merken, dass ihr ständiges Wienern nur den Linoleumboden porös werden ließ. Babel hatte längst aufgegeben, sie daraufhinzuweisen.
    »Hallo Yolanda«, sagte sie stattdessen, als sie sich an ihr vorbeidrückte und

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