Babel 2 - Dämonenfieber
schnippte, reagierte sie nicht. Zufrieden stand Judith auf.
»Lass uns verschwinden. Ich hab keinen Bock, sie zu bezahlen.« Sie nahm die CD aus dem Player und steckte sie ein. Auf Babels vorwurfsvollen Blick erwiderte sie schulterzuckend: »Ich brauch für Paps noch ein Geschenk, und er wird dieses Zeug lieben.«
»Er hört Silly.«
»Was denn? Bataillon d’Amour klingt doch ein bisschen so.«
»Nein, tut es nicht.« Babel hob die Plane am Zelteingang und winkte Judith, sich zu beeilen. Als die Plane hinter ihnen wieder herunterfiel, fragte sie: »Wann löst sich die Starre bei Madame wieder?«
»Oh, das dauert nicht lang, je weiter wir weggehen, desto mehr wird sie zu sich kommen. Keine große Sache.«
Nachdem sie ein paar Meter gegangen waren, sagte Babel: »Das war doch totaler Schwachsinn.«
»Na und? Ich fand’s witzig.«
»Das ist doch alles nur Masche. Sie sieht sich die Leute an und schwafelt irgendwas, das so allgemein ist, dass es immer irgendwie passt.«
Theatralisch hob Judith die Hände und schaute in den Himmel. »Mein Gott, Babel, nimm doch nicht immer alles so ernst. Es war doch nur ein Spiel. Kein Wunder, dass die einen Blick auf dich wirft und feststellt, dass viele dunkle Stunden vor dir liegen. So wie du immer rumbrütest, müssen da ja lauter Probleme auf dich zukommen.« Energisch deutete sie auf einen Zuckerwattestand und zerrte Babel mit sich.
»Und was bedeutet es, dass sie dir vorausgesagt hat, dass eine Menge Liebe auf dich zukommt? Haufenweise Jungs, ja?«
Judith grinste wieder breit und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Was soll ich sagen? Ich bin eben zu hübsch, um nur mit einem Jungen zu gehen.« Sie winkte den Jungs, die vor ihr in der Schlange standen, zu.
»Die sind jedenfalls keine Überraschung«, erwiderte Babel und wandte demonstrativ den Blick ab.
Kichernd beugte sich Judith zu ihr herüber und flüsterte ihr ins Ohr: »Vielleicht fang ich ja was mit ’ner Frau an.«
»Na klar, warum nicht gleich Kommune?«
Judith zuckte mit der Schulter. »Stellst du es dir nicht total langweilig vor, bis an dein Lebensende immer denselben Menschen zu lieben? Ich meine, dann kann man sich doch nie wieder neu verlieben.«
»Mama und Paps sind schon ewig zusammen.«
»Mhm.« Für einen Moment dachte Judith über dieses unwiderlegbare Beweisstück nach, dann lachte sie und legte Babel den Arm um die Schultern. Dafür musste sie sich auf die Zehenspitzen stellen, weil Babel immer noch einen guten Kopf größer war als sie. »Dann müssen wir eben so viele Liebesaffären haben, wie wir können, bevor wir so langweilig werden wie Mami und Paps. Was hältst du davon?«
»Wunderbar«, antworte Babel sarkastisch. »Ich werde mir ein Bild von Mata Hari ins Zimmer hängen und mir ein Beispiel dran nehmen.«
»Ist die nicht hingerichtet worden?«
»Ja, aber du hast Madame LaRouge doch gehört. Kummer und Schmerz warten auch auf uns.«
Als sie Judiths entsetztes Gesicht sah, musste sie endlich auch lachen.
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