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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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wenn sie doch so viele andere haben konnte? Aber vielleicht ging es ihr wie vielen Frauen: Sie wollte keinen anderen, wenn sie diesen einen noch nicht gehabt hatte!
    Babel nahm sich ihre Aura vor. Sie tat, als würde sie husten und pustete dabei ein wenig Holzasche in die Luft, die sich durch ihre magischen Energiewellen im Raum verteilte. Während Außenstehende glauben mochten, sie würde konzentriert ins Nichts starren, verschob sich stattdessen ihr Blick – wie bei diesen Vexierbildern, in denen man irgendetwas erkennen sollte: Einfach den Blick über Kreuz, und schon sah man Pinguine.
    Bei dem Mädchen konnte Babel eine Menge Rot sehen, für die Leidenschaft. Das war nicht anders zu erwarten gewesen. Eine Menge Grün für den Zweifel, der sich seine Wege durch die Tiefe suchte wie Wurzeln eines Baums. Blau für die Intelligenz und das strategische Planen und ein Rest Braun für die Liebe, die sie erdete.
    Und dann war da noch dieser Streifen Schwarz, der das Gesamtbild störte, weil sich irgendetwas in ihr verschoben hatte. Es war nicht ihre Schuld – zumindest nicht allein. Es gab viele Faktoren, die das bewirken konnten, aber es war nicht Babels Aufgabe herauszufinden, worin die Ursache dieser Besessenheit lag. Verschiebungen in der Aura waren mit Erdbeben zu vergleichen: Sie geschahen plötzlich, aber nie grundlos.
    Die nächsten zwei Stunden dehnten sich scheinbar endlos. Babel tat, als würde sie lesen, dabei blätterte sie nur alibimäßig ab und zu eine Seite um, denn vom Text bekam sie nichts mit. Zu viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf, und sie saß wie auf Kohlen, weil sie wollte, dass endlich etwas passierte. Bei solchen Aufträgen konnte sie nie genau sagen, was sie erwartete und wie lange es dauern würde, und im Warten war Babel nie gut gewesen.
    Zunehmend verspürte sie das Gefühl, dass sie zurückmusste, obwohl sie noch am Morgen fast froh darüber gewesen war, die Stadt für ein paar Stunden verlassen zu können. Doch inzwischen beunruhigte sie der Gedanke, dass Tom und seine Leute ohne magischen Schutz waren.
    Irgendwann legte das Mädchen plötzlich Geld auf den Tisch und erhob sich hastig. Durch das Fenster konnte Babel sehen, dass auf der anderen Straßenseite ein junger Mann das Gebäude verlassen hatte. Immer wieder sah er sich um. Sein Blick wanderte zu dem Café, aber auch er konnte durch die Scheiben nichts erkennen. Neben ihm stand ein großer, breitschultriger Kerl mit einer Visage zum Fürchten. Vermutlich sein Leibwächter.
    Babel tat es dem Mädchen gleich, das inzwischen an der Tür stand: Sie legte Geld neben ihre Tasse. Derselbe Zauber, der Babels Haus schützte, verbarg nun auch sie, und so konnte sie dem Mädchen unbemerkt folgen, während es die Straße hinablief und in eine Seitengasse einbog, in der auch Lomar mit seinem Leibwächter verschwunden war. Vielleicht führte die Straße zu einem Parkhaus.
    Als Babel um die Ecke bog, war Lomar längst aus der kurzen Straße verschwunden. Außer Babel und dem Mädchen war niemand zu sehen. Die Gelegenheit zu handeln, erhielt Babel schneller, als sie angenommen hatte.
    In der Gasse hob Babel den Zauber auf, und sofort warf das Mädchen einen Blick über die Schulter, als hätte es gespürt, dass ihm jemand auf den Fersen war. Sie blieb stehen und drehte sich um. Ihre Aura flackerte, Angst und Unwille darüber, gestört zu werden, traten an die Oberfläche.
    »Verschwinde«, fuhr sie Babel abweisend an, als hätte sie irgendein Recht, einer anderen Passantin zu sagen, wo sie entlanggehen sollte. Sie musste spüren, dass Babel ihretwegen hier war – das passierte manchmal bei Leuten, deren Antennen für die Magie stark ausgeprägt waren.
    »Du musst dich von ihm fernhalten«, sagte Babel ruhig und ging ein Stück auf sie zu.
    Einen Moment war es still, dann erwiderte das Mädchen: »Lass mich in Ruhe!«
    Babel verringerte den Abstand zwischen ihnen auf drei Armlängen. Vorsichtig, wie bei einem in die Ecke gedrängten wilden Tier. »Du musst aufhören, ihm hinterherzurennen, sonst wird diese Sache böse enden.«
    Ihre kleinen Augen musterten Babel feindselig, und es war faszinierend zu sehen, wie ihre Gedanken rasten und sich ihre Aura veränderte. Da wallte dieses Rot auf, durchsetzt von Flammen. Ihre Wut wirkte auf Babel, und sie konnte es leuchten sehen, noch heller als die Leidenschaft für diesen Mann.
    »Du bist da viel zu tief reingerutscht, das ist einfach nicht gut.«
    »Lass mich«, kam es von dem Mädchen, die

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