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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schmiegend)
     
    Beide!
    Phantasie:
    Sie legt den Schmuck sich an?
    Schēfakā:
    Ja; denke dir!
    Ich wollte helfen, doch sie litt es nicht.
    Sie schickte mich herauf; ich sei da nötig.
     
    (macht sich an das Ordnen der Kissen, der Pfeifen, des Geschirres u.s.w. zum Empfange der erwarteten Verbündeten).
Sechster Auftritt
    Die Vorigen. Der Hākawāti.

     
    Hākawāti:
    Ich sah in meiner Einsamkeit die Feuer,
    Die in der Ferne, rund im Kreise, glühen
    Und uns die Nähe der Entscheidung künden.
    Da wollte ich bei Menschen sein.
    Scheik der Todeskarawane
(reicht ihm den Arm, um ihn an seinen Platz zu führen):
    So komm!
     
    (läßt ihn niedersitzen und bereitet ihm sorgsam den Tschibūk. Man hört Stimmen, welche sich nähern)
     
    Schēfakā
(hinausschauend):
    Das ist des Vaters Stimme – – – und der Scheik.
Siebenter Auftritt
    Die Vorigen. Der Scheik. Babel.

     
    Der Scheik
(sehr angeregt, die Peitsche in der Hand):
    Ein Bote ist aus Ūmm Welād erschienen,
    Zu sagen, daß die acht Erwarteten
    Bei Tages Ende abgeritten seien.
    Babel:
    Sie können also jeden Augenblick
    Im Lager drüben zu empfangen sein.
    Man bringt sie uns herüber.
     
    (setzt sich an seinen Platz und beschäftigt sich sofort mit den Büchern und Figuren)
     
    Schēfakā:
    Māschallāh,
    Da muß ich eilen!
     
    (gibt dem Scheik der Todeskarawane eine Kulle in die Hand)
     
    Hole Wasser! Schnell!
     
    (er gehorcht, aber ruhig und lächelnd)
     
    Scheik
(zur Phantasie, die auf dem Throne saß, nun aber aufgestanden ist):
    Ich suchte dich und finde dich erst hier.

    Du hast die Schattenspieler unterwiesen,
    Mich über Bēnt’ullāh zu unterrichten,
    Und wußtest also, was geschehen war.
    Wie kamst du zu der Wissenschaft?
    Phantasie:
    Sehr leicht.
    Ich habe sie aus allerbester Quelle,
    Das heißt vom Kādi und von dem Imām.
    Scheik:
    Das leugnen sie.
    Phantasie:
    Sie sprachen miteinander.
    Ich hörte es, nur sahen sie mich nicht.
    Scheik:
    Die Folgen konntest du wohl nicht berechnen,
    Doch sind sie glücklich abgewendet worden,
    Und darum bin ich wohl mit dir zufrieden.
    Du hast es völlig meisterhaft verstanden,
    Ganz ohne Vorbereitung mich zu fassen,
    Mich aufzuwühlen und mir einzuflüstern,
    Grad das zu tun, was ich verwerfen muß.
    Wird dir das bei den Feinden auch gelingen?
    Phantasie:
    Noch besser als bei dir!
    Scheik
(ihr die Hand hinhaltend, in die sie einschlägt):
    So nimm die Hand.

    Ich bitte dich, mir Helferin zu sein.
    Du wirst der alten Hexe zugesellt,
    Um Alles zu erfahren, was sie spricht.
    Das liefert Stoff zu einem Schattenspiel,
    In welchem du – – –
    Phantasie
(einfallend):
    Den habe ich bereits!
    Scheik
(schnell, sich freuend):
    Und ist er gut? Für meinen Zweck geeignet?
    Er muß die Feinde dergestalt erregen,
    Daß sie die Pflicht der Gastlichkeit verletzen,
    Sich mit den Waffen gegen uns empören
    Und dann von uns – – –
     
    (hält inne und fährt dann vorsichtiger fort)
     
    Du weißt es, was ich will!
    Phantasie:
    Sei ohne Sorge, ohne alle Sorge!
    Du wirst das Spiel noch eher kennen lernen,
    Als sich die Gäste heut zur Ruhe legen,
    Und sicher einverstanden mit ihm sein.
    Scheik
(anerkennend, zu Babel):
    Ein Teufelsweib, die Phantasie!
    Babel
(auf sie deutend):
    Ja, diese!
    Scheik
(zur Phantasie, wichtig tuend):
    Wie wäre es, wenn du im Schattenspiel Die Bibel bringen könntest – – – in Gestalt – – –In weiblicher – – – die Feinde zu empören?

    Nichts besser wohl als das! Von mir erdacht!
    Man ist doch Geist!
    Phantasie
(schlicht):
    Die Bibel ist schon da.
    Scheik
(erstaunt):
    Schon da? Schon da?
    Phantasie:
    Hast du sie nicht gesehen?
    Scheik:
    Gesehen?
    Phantasie:
    Nicht gehört?
    Scheik:
    Sogar gehört?
    Phantasie:
    Sie durfte euch die heilge Fāt’ha beten,
    Weil diese ganz im Sinn der Bibel ist.
    Scheik:
    Das war die Bibel?!
     
    (rundum)
     
    Hört ihr es, die Bibel,
    Die mir das Ūmehā verleidet hat,
    Das Schnarren und das Knarren im Gebete!
    Von heute an will ich es nicht mehr hören.

     
    (zur Phantasie)
     
    Doch aber hoffe und erwarte ich,
    Du meinst die Bibel alten Testamentes; Das neue untersagt uns der Kurān. –Und dann noch Eins, von großer Wichtigkeit:
    Versuche bei der Hexe zu erlauschen,
    In welcherlei Verkleidung oder Maske
    Der Geist des Abendlandes sich versteckt!
     
    (drohend, mit entsprechender Gebärde)
     
    Ich ziehe ihn hervor! An beiden Ohren!
    Damit er ihre Züge nicht verändert
    Und mich mit fremden Finten

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