Baccara Collection 185
ist alles andere als spannend und abwechslungsreich. Die meiste Zeit geht mit Warten drauf.” Sie grinste ihn an. „Das kann tagelang so sein.”
Sie hatten den Wagen am Ende einer schmutzigen schmalen Straße geparkt. Von hier aus konnte Maggie den Eingang des Nachtclubs, in dem sich der Ehemann ihrer Klientin aufhielt, problemlos mit dem Fernglas beobachten. Heute hoffte sie, endlich ein paar aussagekräftige Bilder machen zu können.
Reece war ganz und gar nicht erbaut gewesen, als er erfuhr, dass sie sich nicht zum ersten Mal in der Nähe der Candy-Bar aufhielt.
„Ich wusste nicht mal, dass es hier so was gibt”, hatte er angesichts der verwahrlosten Gegend deutlich angewidert bemerkt.
„Sie würden überrascht sein, was man so alles zu sehen bekommt”, hatte Maggie lachend erwidert. „Und wie ich schon sagte, die meiste Zeit verbringe ich mit Warten. Keine Sorge, die Bar schließt um zwei. Und da der fragliche Herr hier wie die meisten einem ganz normalen Beruf nachgeht, muss er morgen früh pünktlich aufstehen. Das bedeutet, er wird sich bald auf den Heimweg machen.”
„Und woher wissen Sie das alles?” erkundigte sich Reece neugierig.
„Recherchen”, gab Maggie knapp zurück.
Reece schwieg einen Moment. „Ich glaube, ich verstehe allmählich, warum der Job ganz schön gefährlich werden kann”, meinte er schließlich.
Es klang so besorgt, dass Maggie ihn überrascht ansah.
„Ich bin doch keine Anfängerin mehr”, bemerkte sie. „Wirklich, ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen.”
Aber er hatte das Thema stur weiterverfolgt, bis Maggie schließlich so ärgerlich geworden war, dass sie das Gespräch beendete. Jetzt saßen sie schon seit mehr als eineinhalb Stunden im Auto und beobachteten den Eingang der Bar. Maggies Ärger war längst verflogen, und als Reece begann, sich über den langweiligen Job zu beklagen, musste sie spontan lachen.
„Warum um alles in der Welt tun Sie das eigentlich?” wollte er wissen. „Hätten Sie sich nicht einen vernünftigen Beruf aussuchen können?”
Das Lächeln auf ihrem Gesicht erlosch. „Ich habe nichts dagegen, mich mit Ihnen zu unterhalten”, entgegnete sie. „Aber ich denke, wir sollten uns auf andere Themen beschränken.”
„Von mir aus. Wenn wir bloß nicht schweigend hier herumsitzen müssen.”
„Warum erzählen Sie mir nicht ein bisschen von Ihrem Sohn Jeff”, schlug Maggie vor.
Als Reece tief Luft holte, merkte sie, dass sie einen Nerv getroffen hatte.
„Jeff ist der wichtigste Mensch in meinem Leben”, gestand er mit weicher Stimme.
„Ja, das habe ich schon gemerkt”, gab sie zurück. Sie hätte so gern mehr erfahren. Ganz entgegen ihrer Natur spürte sie eine fast kindliche Neugier, alles über Reece und seine Welt zu erfahren. „Sie sorgen ganz allein für ihn, nicht wahr?”
„Allerdings”, erwiderte er nicht ohne Stolz. „Schon seit er ganz klein ist.”
„Ich finde das bewundernswert.”
„Wieso das denn?” gab er so pikiert zurück, dass sie ihn überrascht ansah. Seine Augen funkelten in dem Mond licht, das durch die Autofenster schien. „Ich bin schließlich sein Vater und trage die Verantwortung für ihn.”
„Ist ja schon gut”, murmelte Maggie. „Ich meine doch nur, meistens sind es die Frauen, die sich um die Kinder kümmern. Vor allem, wenn sie noch klein sind.”
Betroffen schwieg sie. Es schien ja ein äußerst heikles Thema zu sein. Mit seiner Exfrau schien er nicht viel im Sinn zu haben.
„Wenn eine Mutter ihr Kind will, mag das ja auch so sein”, bemerkte Reece bitter. „Aber es gibt eben auch andere Fälle. Doch selbst wenn meine Frau das Sorgerecht beantragt hätte, hätte ich bis zum Letzten um Jeff gekämpft.”
„Wollen Sie damit sagen, dass Ihre Frau das Kind nicht gewollt hat?” fragte Maggie verblüfft. Was für eine Frau musste das sein, die ihre eigenes Kind nicht wollte? Sie konnte sich keine Mutter vorstellen, die nicht bis aufs Messer für ihr Kind kämpfen würde.
„Hören Sie”, erklärte Reece, „ich würde mich lieber nicht über meine Exfrau unterhalten. Können wir vielleicht das Thema wechseln?”
„Sicher.”
Aber die Fragen brannten Maggie noch immer auf der Zunge. Plötzlich hatte sie den dringenden Wunsch, Reece zu verstehen. Sie spürte, dass es wichtig für sie war, seine Geschichte zu hören, ihn zu trösten und ihm zu helfen, die Bitterkeit zu überwinden, die sie aus seinen Worten herausgehört hatte.
Tief sog sie den süßen Duft des
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