Baccara Exklusiv 56
getan?“, fragte er.
„Ja, und zwar sehr gut, möchte ich hinzufügen. Sie ist meine Vorstellung von einer wahren Heldin.“
Jack lachte und lehnte sich entspannt zurück.
Melanie sank auch in die Kissen und sah zum Fernseher. Jack hatte den Discovery Channel eingestellt, und gerade erschien der Titel eines Dokumentarfilms: „Die Ausbildung zum Navy-SEAL.“ Sie setzte sich abrupt auf und stellte den Ton lauter.
Der Sprecher erklärte das Trainingsprogramm.
„Das ist doch langweilig, Melanie“, sagte Jack und wollte nach der Fernbedienung greifen.
„Nicht für mich“, sagte sie und wich ihm aus.
Jack stöhnte auf und nippte an seinem Bier. Er sah nicht zum Bildschirm. Er wusste, was gezeigt werden würde, und erinnerte sich noch gut genug an seine eigene Ausbildungszeit, um sie nicht noch einmal in Farbe durchleben zu wollen. Also betrachtete er lieber Melanie, die sich auf die Unterlippe biss und die Stirn runzelte. Er fragte sich, was dieser Film an ihrer Einstellung zu ihm ändern könnte. Er selbst dachte gar nicht mehr über seine Arbeit nach. Sie war ihm zur zweiten Natur geworden.
Melanie erfuhr schon in den ersten Minuten sehr viel. „Bist du schon immer bei der Navy gewesen? Der Sprecher sagt, es gibt auch noch andere Eliteeinheiten. Zum Beispiel die Marines.“
„Ich war am Anfang bei den Marines und muss mir noch heute deswegen Sticheleien anhören.“
Sie lächelte. „Ach ja?“ Sie sah wieder zum Bildschirm, wo zukünftige SEALs mitten in der Nacht Arm in Arm im Wasser standen, während die Wellen über ihnen zusammenschlugen und ihre Ausbilder sie anschrien. Die Männer hatten seit drei Tagen nicht geschlafen. „Das ist grausam“, sagte Melanie entsetzt. „Wie eine Art Folter.“
„Nein, es gibt den Ausbildern die Möglichkeit zu erkennen, wer von den Männern das Schlimmste aushält und immer noch ein SEAL bleiben will.“
„Hast du das auch machen müssen?“
„Ja.“
„Warum hast du dir so etwas zugemutet?“
Er zuckte die Achseln. „Ich wollte ein SEAL werden. Man muss tun, was von einem verlangt wird, wenn man etwas wirklich erreichen will. Hast du nicht alles getan, was in deiner Macht lag, um bei der Bank zu arbeiten?“
„Nein. Ich wollte eigentlich Ballett-Tänzerin werden. Aber da ich keine hohen Sprünge schaffe, musste ich meine Ziele ändern.“
Jack lachte und machte es sich unwillkürlich noch gemütlicher, indem er sich ausstreckte und die Füße unter Melanies Hüften schob. Sie schien nichts dagegen zu haben.
„Ich war immer sehr gut im Rechnen, aber das heißt nicht, dass es mir besonders gefällt“, sagte sie.
„Was würde dir denn gefallen?“
„Etwas, was mir erlauben würde, den ganzen Tag bei Juliana zu bleiben.“
Er sagte es nicht, aber wenn sie ihn heiraten würde, könnte sie genau das haben, und als hätte sie seine Gedanken gelesen, wandte sie den Blick ab und konzentrierte sich wieder auf den Film.
„Sind das echte Kugeln, mit denen sie schießen?“
„Ja, es sind echte. Alles ist echt.“ Es wäre ihm lieber, Melanie würde sich ein Kulturmagazin ansehen oder etwas in der Art. „Wir können die Männer nicht ausbilden, wenn sie keine echte Gefahr erleben.“
„Wie ist es, wenn man weiß, dass man jeden Moment getroffen werden kann?“
„Ich denke nicht darüber nach, weil es mich zu sehr ablenken würde.“ Er achtete immer noch nicht auf den Fernseher, sondern hatte den Blick auf Melanie gerichtet.
Welche Art von Ablenkung würden ich und das Baby für ihn bedeuten?, fragte sie sich bedrückt. „Hast du Angst?“
„Ich wäre ein Dummkopf, wenn ich das nicht hätte. Angst hält einen wach.“
Er wollte immer noch den Kanal wechseln, aber Melanie weigerte sich. Das Thema schien sie zu faszinieren. Mehrere von den Männern gaben auf und ließen ein Signal hören, um ihre Kapitulation zu signalisieren.
Jack beantwortete ihre Fragen und versuchte dabei, die Gefahr der Angelegenheit zu bagatellisieren, aber Melanie ließ sich nichts vormachen. Er selbst hatte dieses harte Training mit Erfolg durchgestanden. Er war durch Schlamm gekrochen, hatte mehrere Tage hintereinander nicht geschlafen, verdorbene Nahrungsmittel gegessen. Ihr Respekt für Jack wuchs, und sie versuchte ihn sich in diesen Situationen vorzustellen, wo er doch gerade eben erst Babysachen sorgfältig zusammengefaltet und Witze gerissen hatte. Es war, als steckten zwei völlig verschiedene Männer in ihm, und sie bewunderte ihn dafür, dass sein
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