Baccara Exklusiv Band 04
diesem Fall war es Joey. Sie kam auf die Terrasse und spähte über das Geländer. "Onkel Adam?"
Noch nie hatte er diese Worte als so schrecklich empfunden. Noch nie hatte er sich weniger wie Onkel Adam gefühlt als in diesem Moment, da das unerfüllte Verlangen in seinem Körper pulsierte. Er streckte Laura die Hand entgegen, um ihr auf die Füße zu helfen, wagte jedoch kaum, sie dabei anzusehen. Ihre Wangen waren gerötet, und ihre Lippen voll und glänzend von seinem Kuss.
"Geh ins Haus zurück, Joey. Ich komme gleich", rief er schroff.
Doch Joey kam bereits die Stufen zum Pool hinunter. Allerdings hatte sie zum Glück wohl nicht viel gesehen – sonst hätte sie bei Lauras Anblick nicht so große Augen bekommen. "Heiliger Strohsack! Was habt ihr denn gemacht?"
"Ich … ich bin aus Versehen in den Pool gefallen", erklärte Laura leicht verlegen. "Dein Onkel hat mich rausgefischt."
"Mit all deinen Sachen an? Hey, das hat bestimmt Spaß gemacht!"
Die kleine Nervensäge wäre wahrscheinlich gleich selbst ins Wasser gehüpft, hätte er sie nicht am Arm gepackt. "Warum gehst du nicht rein und holst uns ein paar Handtücher, Jolene?"
"Okay." Sie zuckte mit den Schultern. "Ich wollte ja bloß sehen, was du und Chelsey hier draußen im Dunkeln macht." Sie kicherte und fügte hinzu: "Ihr habt Lukes feierliche Ansage verpasst."
"Halt den Mund, Joey!" rief Luke von der Veranda aus.
Adam seufzte entnervt. Jetzt tauchte sein Neffe auch noch auf! Fehlte bloß noch seine Mutter. Und da wunderte Lou sich, warum er, Adam, keine Zeit fand, sich eine Braut zu suchen!
Luke kam näher und funkelte seine kleine Schwester wütend an. "Bist du nicht schon ein bisschen zu alt dafür, dass du gleich zu Onkel Adam rennen und ihm alles brühwarm erzählen musst?"
"Wenn du selbst genug Mumm gehabt hättest, es ihm zu sagen, wäre ich gar nicht erst auf die Idee gekommen", gab Joey schnippisch zurück.
"Mir was zu sagen?" wollte Adam wissen. So langsam verlor er die Geduld. Er schickte Joey mit scharfer Stimme ins Haus. Sie gehorchte, jedoch zögernd, und spähte immer wieder zu ihnen zurück.
Sobald sie die Tür laut krachend zugeschlagen hatte, wandte er sich an Luke, der ihn unsicher, aber störrisch anblickte.
"Also, was für eine großartige Verkündigung habe ich verpasst?" fragte er.
"Du solltest es ja hören. Du warst nur nicht da." Luke trat nervös von einem Fuß auf den anderen. "Ich habe beschlossen, dass ich im Herbst nicht wieder auf die Uni gehe."
Ach du liebe Zeit, dachte Laura erschrocken. Sie sah Adams grimmigen Gesichtsausdruck und wünschte, sie wäre mit Joey im Haus und außer Reichweite.
"Entschuldigt mich", murmelte sie und wollte an Adam vorbeihuschen. Doch er hielt sie mit eisernem Griff am Handgelenk fest.
"Oh nein, Chelsey, du bleibst schön hier!" Der Blick seiner dunklen Augen schien sie zu durchbohren. "So wie ich das verstehe, ist es ja kein großes Geheimnis, oder?"
"Nein, warum auch?" brummte Luke. "Es ist ja auch keine große Sache. Ich hab' einfach keine Lust mehr auf die Uni, das ist alles."
"Keine Lust mehr? Du hast die Möglichkeit, an einer der besten Schulen des Landes Musik weiterzustudieren – und du hast keine Lust mehr? Wann bist du denn zu dieser glorreichen Erkenntnis gekommen?"
Seine sarkastischen Worte trafen den sensiblen jungen Mann wie Peitschenhiebe. Sicher, er sprach nur aus Sorge so, doch Laura wünschte, er würde einen anderen Ton wählen.
"Das ist mir vor kurzer Zeit klar geworden", erwiderte Luke.
"Mit anderen Worten: seit du mit L. C. Stuart zusammen bist."
"L. C. hat nichts damit zu tun. Sie ist eine sehr gute Freundin, das ist alles."
"Und weiß deine gute Freundin, dass ich dein Vermögen verwalte, bis du fünfundzwanzig bist?"
Sie wollte empört protestieren, doch Luke kam ihr zuvor. "Zum Teufel mit dem Vermögen! Weder ich noch L. C. sind daran interessiert. Wir wollen quer durchs Land reisen, bis ich weiß, was ich will. L. C. meinte, ich könnte als Saxofonspieler gutes Geld verdienen."
Oh Chelsey, dachte Laura verzweifelt, was hast du denn jetzt wieder in Gang gesetzt? Und warum bist du wie immer nicht da, wenn es brenzlig wird?
Adam ließ ihr Handgelenk los, ging wütend ein paar Schritte vor und fuhr plötzlich herum. "Nein!"
"Was meinst du damit?"
"Ich meine, dass jetzt Schluss mit diesem Unsinn ist. Ich will nichts mehr davon hören. Du warst vollkommen zufrieden, bis du diese …"
"Nein, das stimmt nicht! Ich wollte es dir schon oft sagen,
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