BACCARA EXKLUSIV Band 45
und her. „Nein. Nein, ich glaube, ich halte einfach durch, bis es vorbei ist.“
„Wie Sie wollen.“ Er hatte immer noch Kontakte. Es wäre kein Problem für ihn, ihre Geschichte an die richtigen Leute zu vermitteln, wenn sie es wollte. Zwar würde es seiner Karriere keinen Aufschwung geben, da er nie diese Art von Journalismus betrieben hatte, aber ihr zuliebe würde er seine Beziehungen spielen lassen.
„Ich habe überlegt, ob ich nicht selbst etwas schreiben könnte“, sagte sie, nachdem eine ächzende alte Kaminuhr sich durch neun asthmatisch klingende Schläge gequält hatte.
„Ach ja?“ Zum Teufel, sie wollte selbst ihre Story schreiben. Er hatte sie wohl doch falsch eingeschätzt.
„Ich dachte da an einen Ratgeber für Leute meiner Generation, die dem Rummel entfliehen und auf dem Land leben wollen. Ich meine, jetzt, da ich weiß, wie man einen Hammer erfolgreich benutzt …“ Ihr Lächeln war selbstironisch und so süß, so zaghaft, dass er am liebsten … Randall wollte sich lieber nicht klarmachen, was er am liebsten getan hätte. „Ziemlich albern, nicht wahr? Ich habe einen Abschluss in Englischer Literatur mit Nebenfach Kunst.“
„Ach, ich weiß nicht. Klingt nach etwas, das die Zurück-zur-Natur-Typen bestimmt gut gebrauchen können. Lesen, Zeichnen und Handwerken für Anfänger.“
Randall sagte sich, dass er sich in diesem Moment aus dem Staub machen müsste, wenn ihm auch nur ein Funken Verstand geblieben wäre. Aber was konnte ein Tag mehr oder weniger schon ausmachen? Er würde noch ein, zwei Tage bleiben, bis sie ihre Angst überwunden hatte. Dann würde er gehen und das angenehm selbstzufriedene Gefühl mitnehmen, dass er eine gute Tat vollbracht hatte. Und das für eine Frau, die ihm persönlich nichts bedeutete, sodass diese Tat ihm also nicht den geringsten persönlichen Gewinn brachte. Das Schwierigere an der ganzen Sache war, seine Objektivität nicht zu verlieren.
Du schaffst es schon, mein Junge. Hier geht es schließlich nicht um etwas so Kompliziertes wie internationale Politik, sondern nur um eine anständige junge Frau, die im Begriff war, ins Kreuzfeuer der Klatschpresse zu geraten.
Genau. Er war ein wahrer Don Quichotte.
Randall versuchte, nicht zu sehr auf Sarahs angeschwollenes Auge zu starren, und fragte sich gerade, wieso es ihre Schönheit überhaupt nicht beeinträchtigte, als das Telefon klingelte. Sarah machte keine Anstalten, den Hörer abzunehmen.
„Sarah?“
„Lassen Sie es klingeln.“
„Sie wissen, wer es ist?“
„Wahrscheinlich ein Vertreter, der mir etwas aufschwatzen will.“
Wohl eher nicht. Er hatte das Gefühl, dass sie wusste, wer es war, und außerdem, dass sie es ihm nicht verraten würde. Aber das war ihm nur recht. Er hatte sich schon viel tiefer in alles hineinziehen lassen, als er beabsichtigt hatte.
Nach acht Klingeltönen hörte es auf. Ein paar Minuten später fing es wieder an. Diesmal hörte es nach dem fünften Klingeln auf.
Sie sahen sich wortlos an. Randall wusste, dass sie kein kleines Kind mehr war und dass sie gelernt haben musste, auf sich aufzupassen. Warum hatte er also diesen überwältigenden Wunsch, bei ihr zu bleiben und für sie den Drachen tötenden Ritter zu spielen?
Drachen? Eine Handvoll drittklassiger Schreiberlinge waren keine Drachen! Was immer Sarah in Angst versetzte, war mehr als einige Reporter, mehr als der alte Skandal, der aufgewärmt und ein zweites Mal serviert werden sollte, dessen war er sich ziemlich sicher.
Der Morgen auf dem Land war überraschend geräuschvoll. Krähen, Möwen, irgendjemandes Hahn und das entfernte Grollen einer schweren Landmaschine. Randalls Kenntnisse über das Leben auf einer Farm waren gering. Er kannte den Unterschied zwischen einer Milchmaschine und einer Scheibenegge, aber das war es auch fast schon.
Er hörte das Rauschen der Dusche, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich in das Kissen zurück. Es gab keine Klimaanlage im Haus, aber sein Fenster stand offen, und die Luft war sehr angenehm. Er hatte schon in schlechteren Quartieren geschlafen.
Jemand hatte mit einem Luftgewehr auf die Fenster geschossen. Er fragte sich, ob Sarah das bemerkt hatte und ob ihr aufgefallen war, dass einer der blassgrünen Fensterläden nur noch an einem einzelnen verrosteten Scharnier hing. Nicht auszudenken, was passieren mochte, wenn sie mit der Leiter genauso umging wie mit dem Hammer. Solange er hier war, konnte er sich genauso gut darum kümmern.
Das
Weitere Kostenlose Bücher