BACCARA EXKLUSIV Band 45
Sie?“
„Wie einfallsreich ich bin. Wer ich bin. Wer ich sein möchte, wenn ich mal groß bin. Ob ich überhaupt groß werden will.“
„Sieht mir ganz so aus, als befänden wir uns gerade in derselben Midlife-Crisis. Wollen Sie mir im Wolkenkuckucksheim Gesellschaft leisten?“
Sie lachte, und er fiel mit ein, und als er ihr zu ihrer Kochkunst ein Kompliment machte, sah sie entzückend verwirrt aus. „Nun, ich hatte in letzter Zeit viel Gelegenheit, Neues dazuzulernen. Addie, unsere Haushälterin, hat immer für uns gekocht, als ich klein war. Stan ging gern zum Essen aus, und er aß sowieso nie etwas zum Frühstück, selbst wenn er zu Hause war.“
Zurück zum Anfang. Das Scheitern ihrer Ehe. Keiner von beiden war bereit, sich auf dieses unsichere Terrain zu wagen.
Am späten Nachmittag, nachdem er nach Elizabeth City gefahren war und einige Dinge eingekauft hatte, hatte Randall die Fensterscheibe und die verrosteten Scharniere auf der Westseite des Hauses ausgewechselt. Es gab noch sehr viel mehr, was getan werden musste, aber er sagte sich, dass er nicht die Verantwortung für ihr Haus trug. Er verdiente sich nur seine Unterkunft.
„Ich kann Ihnen nicht genug danken“, sagte sie, als sie zu dem gerade reparierten Fensterladen hinaufblinzelte. Sie trug eine Jeans, die aussah, als wäre sie von einem Protestmarsch aus den Sechzigern übrig geblieben. Vielleicht ihr eigener Protest, dachte Randall amüsiert.
„Und dafür, dass Sie die Reporter gestern losgeworden sind“, fügte sie ernst hinzu.
„Keine Ursache. Das waren nur Schmalspurganoven. Ich bezweifle, dass die Sie wieder stören werden.“
„Ich erinnere mich nicht, Sie bei einer der Voruntersuchungen gegen meinen Mann gesehen zu haben.“
„Ich war die meiste Zeit im Ausland“, sagte er leichthin und hoffte, dass sie das Thema fallen lassen würde. Er hatte zwar nicht über die Voruntersuchungen berichtet, aber er hatte genug davon mitbekommen. Mehr als ihm lieb gewesen war. Bei seinen häufigen Reisen zurück in die Staaten war er mehrmals gebeten worden, bei einigen Sonntags-Talkshows seine Meinung dazu zu sagen. Er hatte jedes Mal abgelehnt. Der Medienzirkus ließ ihn kalt, und in diesem Fall ganz besonders.
Mit Ausnahme der Frau selbst. Zu ihr schien eine Verbindung zu bestehen, die er sich nicht erklären konnte. Aber er hatte gelernt, immer auf seinen Instinkt zu vertrauen. „Sarah, warum habe ich das Gefühl, dass es etwas gibt, das Sie vor mir verbergen?“
Einen Sekundenbruchteil glaubte er, ins Schwarze getroffen zu haben, aber sie war keine Anfängerin. „Was meinen Sie? Ich dachte, heutzutage bekommt jeder, der einen Computer besitzt, über jeden sofort jede Information, die er sich nur wünschen kann. Lassen Sie uns sehen. Alter? Siebenunddreißig, und zwar gerade seit letzter Woche. Gewicht? Etwa fünfundfünfzig Kilo. Das ist meine natürliche Haarfarbe, und das einzige Silikon an mir ist an den Sohlen meiner Schuhe.“
Sie machte sich über ihn lustig. Randall durchschaute sie natürlich, beschloss aber, sie gewähren zu lassen.
„Ich hatte einen sehr guten Durchschnitt in den ersten drei Jahren am College, aber dann fiel ich ab auf eine Drei.“
Das musste etwa zu der Zeit gewesen sein, als sie anfing, sich mit Sullivan zu treffen.
„Ich mag schöne altmodische Countrymusic und Opern. Und ich spiele ganz gut Mundharmonika. Früher jedenfalls. Ich habe es schon seit Jahren nicht mehr probiert.“
Randall lächelte amüsiert. Sie war wirklich bemerkenswert. Eine großartige Abwehrspielerin, selbst wenn ihre einzige Waffe ihr Humor war. Ob sie im Angriff genauso gut war? Er spielte ihr einen Pass zu, den sie aus dem Feld schlagen konnte, wenn sie geschickt war: „Ich glaube, ich habe mal gelesen, dass Sie sehr viel mit unterprivilegierten Kindern gearbeitet haben. Haben Sie daran gedacht, vielleicht auf diesem Gebiet nach einem Job zu suchen? Wenn Sie bereit sind, Ihre Lebensumstände zu ändern, heißt das.“
„Möchten Sie noch etwas Kaffee? Es ist noch eine Tasse in der Kanne.“
Sie hatte ihn mit links abgewehrt. Die Tatsache, dass sie ihm auswich, musste etwas bedeuten. Jetzt wusste er, wo er anfangen konnte nachzuforschen.
Das Problem war, dass sie seine Gesellschaft viel zu sehr genoss. Sie hatte nicht das Recht, die Gegenwart eines Mannes zu genießen, geschweige denn die eines Reporters. Oder eines Journalisten oder Kolumnisten oder wie auch immer man einen berühmten ehemaligen
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