BACCARA EXKLUSIV Band 45
einem Stuhl. „Wie wäre es, wenn wir nun deine Haare damit zusammenbinden?“
„Sie trägt normalerweise einen Zopf“, klärte Jason sie auf. „Damit es nicht verklettet, sagte Mommy. Emma weint, wenn es verklettet.“
„Kein Wunder.“ Sunny und nahm eine kleine Bürste aus ihrer Tasche. „Ist es da nicht ein Glück, dass ich Spezialistin für Zöpfe bin? Als ich ein kleines Mädchen war, hat mein Vater mir jeden Abend die Haare gebürstet, und ich musste nie weinen.“ Behutsam bürstete sie Emma die Haare.
Chase schlüpfte in bequeme Mokassins und zog sich einen Pullover über. Die Verabredung mit Sunny Caldwell war ihm völlig entfallen. Aber andererseits hatte er an überhaupt nichts mehr denken können seit Davids und Lauras Flugzeugabsturz.
Es kam ihm immer noch unwirklich vor. Erst vor einer Woche hatte er am Ende der Startbahn gestanden und gemeinsam mit Jason und Emma seinem Bruder und seiner Schwägerin nachgewinkt, als deren kleines Flugzeug sich in die Luft erhob.
Danach war alles wie ein Albtraum gewesen; die Nachricht vom Absturz, die Beerdigung, die Testamentseröffnung. Die Rückfahrt mit den Kindern – und die jetzige Situation. Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Dies war die Realität. Er trug nun die Verantwortung für Jason und Emma. Miss Caldwell und ihr berüchtigter Onkel würden warten müssen, bis er sich an ein Leben mit seiner Nichte und seinem Neffen gewöhnt hatte.
Aus der Küche drang Jasons Lachen zu ihm herüber. Er hatte den Jungen seit dem Unfall nicht mehr lachen gehört. Unter dem Rundbogen, der in die Küche führte, blieb er einen Moment stehen und beobachtete die Szene. Sein Neffe saß im Schneidersitz auf dem Küchentresen und führte Regie bei Emmas Frisurgestaltung.
„Nein, es muss höher sitzen, oben auf ihrem Kopf.“
„Oh, du meinst einen französischen Zopf“, vermutete Sunny und fing noch einmal an. „Die sind etwas schwieriger. Ungefähr so?“
„Ja, so ähnlich“, bestätigte Jason und kniete sich hin, um besser sehen zu können. „Ja, so.“
Chase blieb, wo er war. Im Verlauf der sechs Monate, die er in diesem Apartment lebte, hatte er die Küche nur selten benutzt. Sie war ihm stets so steril erschienen. Doch mit dem Sonnenlicht, das durch die Fenster fiel, und dem Lachen eines Kindes wirkte sie wie ein freundlicher, einladender Ort.
Fasziniert schaute er dabei zu, wie Sunny lange Strähnen von Emmas Haar durch ihre schlanken Finger gleiten ließ. Ihre Hände waren klein, wie alles an ihr, und die Nägel waren kurz und unlackiert. Während sie geschickt und flink durch Emmas Haare fuhr, fragte er sich, wie es wohl wäre, wenn sie ihn berührte.
Was war nur so besonders an ihr, dass er schon wieder auf einen so abwegigen Einfall verfiel? Er lehnte sich gegen die Wand und sah sie sich noch einmal genau an. Ihr zierlicher kleiner Körper schien nur aus Beinen zu bestehen. Und dann diese Haare. Ohne das Haarband fiel es ihr in wilden Locken auf die Schultern, und im Sonnenlicht wirkte das Rot noch mehr wie loderndes Feuer.
Sunny befestigte Emmas Zopf, da spürte sie, dass jemand sie beobachtete. Sie sah über die Schulter, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Der schwarze Rollkragenpullover und die Jeans bedeckten Chase’ Körper zwar, doch verheimlichten sie keineswegs, was darunter lag.
Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt. Die Intensität seines Blicks hatte etwas Herausforderndes, und unwillkürlich reckte sie das Kinn. Anfangs hatte sie ihn sich als Löwen vorgestellt. Und es passte auch. Er war schlank, muskulös … ein Raubtier. Es war faszinierend, machte sie aber ebenso misstrauisch.
„Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen“, sagte er.
„Wofür?“, fragte sie mit einem schelmischen Lächeln. „Ich habe nichts gesehen, wofür Sie sich entschuldigen müssten.“
„Das meinte ich nicht …“ Chase spürte, dass ihm plötzlich das Blut in die Wangen stieg. Himmel, er wurde doch nicht etwa rot?
Sunny lachte herzlich. „Tut mir leid, aber ich konnte nicht widerstehen.“ Da Emma sie am Ärmel zupfte, hob sie das Mädchen vom Stuhl. „Wofür wollten Sie sich denn entschuldigen?“, wandte sie sich wieder an Chase.
„Ich hatte meine Sekretärin ausdrücklich gebeten, sämtliche Termine für den Rest der Woche abzusagen. Ihren muss sie dabei übersehen haben, da wir nun hier in meiner Küche stehen. Vereinbaren Sie doch bitte einen Termin für nächste Woche mit ihr.“
„Weshalb?“
„Wie
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