BACCARA EXKLUSIV Band 45
nicht?“
„Ganz bestimmt“, murmelte sie und erwiderte sein Lächeln.
„Ich habe Hunger“, erklärte Jason und zog sie in die Küche.
Es war ein vollkommen quadratischer Raum, der durch einen breiten Küchentresen zweigeteilt wurde. Jason ging schnurstracks zum Kühlschrank und nahm eine Tüte Milch und eine bunte Schachtel Cornflakes heraus.
„Dein Onkel bewahrt die Cornflakes im Kühlschrank auf?“, fragte sie und stellte ihre Aktentasche auf den Küchentresen. Als sie den Kühlschrank wieder schloss, fiel ihr auf, dass er so gut wie leer war.
„Nein, ich habe sie hineingestellt, damit die Milch Gesellschaft hat. Gibst du mir eine Schale?“
Während sie für Jason eine Schale und einen Löffel suchte, stellte sie fest, dass die Küchenschränke ebenfalls kaum Essensvorräte bargen. Dann beobachtete sie entsetzt, wie die Cornflakes sich blau verfärbten, sobald der Junge Milch darauf goss.
„Was ist das?“
„Bluegaloos“, verriet ihr Jason mit vollem Mund. „Auf dem Weg vom Flughafen gestern Abend erlaubte Onkel Chase mir, alles zu kaufen, was ich wollte.“ Er schob sich einen weiteren Löffel in den Mund. „Kannst du kochen?“
„Ein bisschen. Warum?“
„Emma will die Bluegaloos nicht essen.“
Kluges Mädchen, dachte sie. „Hat sie deinem Onkel denn nicht gesagt, was sie lieber essen möchte?“
Jason schüttelte den Kopf. „Sie spricht nicht mehr, seit Mommy und Daddy fort sind. Sie sind in einem Flugzeug geflogen, und es ist abgestürzt. Onkel Chase meint, wir würden ab jetzt bei ihm leben.“ Der Löffel in seiner Hand zitterte.
Ihr zog sich das Herz zusammen. Leider fielen ihr im Augenblick keine tröstenden Worte ein, und so war sie ganz erleichtert, als Emma erschien. Sie ging zu ihr und bot ihr die Hand. „Komm, wir suchen für dich etwas zu essen.“ Das kleine Mädchen rührte sich nicht von der Stelle, während sie einen der Küchenschränke öffnete, der allerdings bis auf eine Flasche Champagner, eine Dose importierten Kaviar und eine Schachtel Cracker leer war.
„Die wichtigsten Grundnahrungsmittel“, murmelte sie kopfschüttelnd. Sie kniete sich hin und teilte Emma die schlechte Nachricht mit. „Onkel Chase’ Regale sind leer. Willst du es sehen?“ Das Mädchen blickte sie ernst an und schwieg, doch als sie dann die Arme ausbreitete, kam sie auf sie zu. Sie hob sie hoch und wies auf den Champagner. „Dafür bist du noch zu jung, aber ich schätze, es ist für ein Mädchen nie zu früh, einen Geschmack für Kaviar zu entwickeln. Machst du mit?“
Sie griff nach der Dose, doch Emma zeigte über ihre Schulter. Sie drehte sich um und sah einen Kalender, der Georgia O’Keefes „Gelbe Kaktusblüten“ zeigte. Seltsam, dass ein Mann wie Chase Monroe ein Bild von Georgia O’Keefe in der Küche hängen hatte. Irgendwie hatte sie etwas anderes erwartet. Was? Ein Bild vom Playmate des Jahres?
Automatisch glitt ihr Blick zu dem Notiz-Kästchen für den heutigen Tag. In männlicher Handschrift standen dort die Worte: „Interview mit Leo Caldwells Nichte, 8 Uhr.“ Wie benommen las sie es ein zweites Mal.
Sie schloss kurz die Augen und kämpfte gegen die aufsteigende Wut an. Weshalb sollte es sie überraschen, dass Chase Monroe seine eigenen Vorstellungen von einem Gespräch mit ihr hatte? Als Journalist war die Beschaffung von Informationen schließlich sein Job. Und als Senator, der erst kürzlich eine Gefängnisstrafe angetreten hatte, war Leo Caldwell noch immer Schlagzeilen wert.
„Interview mit Leo Caldwells Nichte.“ Plötzlich ergab alles einen Sinn. Er wollte die Nichte benutzen, um an den Onkel heranzukommen. Das war vor einem Jahr schon einmal einem Reporter gelungen, der für Chase’ Fernsehsender arbeitete. Jeff Miller hatte sich mit den Interviews, die er mit Leo geführt hatte, einen hübschen Ruf geschaffen. Warum sollte es nicht noch einmal gelingen?
Sunny holte tief Luft und zwang sich nachzudenken. Dass Chase Monroe eigene Vorstellungen von diesem Gespräch hatte, konnte ihr im Grunde egal sein. Sie war hier, um ihn als Kunden für „Service with a Smile“ zu gewinnen. Das war ihr vorrangiges Ziel. Aber sie brauchte ihn nicht nur als Kunden, sondern auch, um in die gesellschaftlichen Kreise hineinzukommen, in denen er verkehrte. Und niemand würde sie ein zweites Mal dazu missbrauchen, an ihren Onkel Leo heranzukommen.
Das kleine Mädchen zupfte sie an den Haaren. „Dir gefällt also mein Haarband“, stellte sie fest und trug Emma zu
Weitere Kostenlose Bücher