BACCARA EXKLUSIV Band 45
Toilette.“
„Hat sie es dir gesagt?“, wollte Sunny wissen.
Amanda schüttelte den Kopf und führte Emma ins Haus.
„Sie macht ihre Bedürfnisse deutlich, auch ohne zu sprechen“, sagte Heather. „Das ist ein gutes Zeichen.“
Sunny sah hinüber zu Jason, der auf einer der niedrigeren Sprossen des Klettergerüstes saß. Sie lächelte und winkte ihm zu. „Jason bereitet mir ebenfalls Sorge. Er scheint zwar besser mit alldem fertig zu werden, aber auch er ist sehr verschlossen. Vielleicht ist ‚vorsichtig‘ der bessere Ausdruck. Es scheint, als hätte er Angst, etwas falsch zu machen.“
„Sie haben einen schrecklichen Verlust erlitten. Es wird Zeit brauchen, bis sie sich davon erholt haben“, erklärte Heather. „Zeit und Liebe.“
„Könntest du sie hier auch langfristig aufnehmen? Ich weiß, du hast eine Warteliste …“
„Für dich habe ich immer Platz. Ich hätte diesen Kinderhort nicht, wenn du deinen Onkel Leo nicht überredet hättest, mir das Gebäude zu vermieten. Aber Chase Monroe muss die Entscheidung treffen.“
„Hier haben sie es auf jeden Fall besser als mit diesem Drachen Mrs. Winthrop. Das wird er sicher einsehen.“
„Womöglich hält er einen Platz im Kinderhort für nicht so günstig wie eine persönliche Aufsicht der Kinder zu Hause.“
Das Schrillen einer Klingel war für die Horde Kinder das Signal, die Verandatreppe hinaufzustürmen.
„Essenszeit“, erklärte Heather.
„Ich muss in mein Büro. Ich habe den Kindern gesagt, ich würde ungefähr eine Stunde weg sein.“
„Hetz dich nicht. Sie sind hier gut aufgehoben.“
Sunny ließ ihren Wagen in der Auffahrt des Kinderhorts stehen und überquerte den Spielplatz. Eine warme Brise trug den Duft von Rosen herüber. Das kleine, ehemalige Lagerhaus, das ihr nun als Wohnung und Büro diente, lag ganz am Ende von Leos Grundstück und grenzte an den hinteren Garten des Wohnsitzes ihrer Familie.
Dreißig Jahre lang hatten Leo und sein Bruder, ihr Vater, nebeneinander gewohnt, doch ihre Häuser hätten kaum verschiedener sein können. Leos Anwesen war einst das Hauptquartier einer privaten Militärakademie gewesen. Es hatte vierundzwanzig Räume und befand sich auf einem riesigen Gelände, umgeben von Bäumen und Grünflächen. Das Haus ihres Vaters war ein ehemaliges Schulgebäude. Die Anzahlung für den Kauf war ein Hochzeitsgeschenk von Leo für seinen jüngeren Bruder gewesen.
Als sie größer wurde, war das alte Lagerhaus zur Zufluchtsstätte ihres Vaters geworden. Ein Ort, an dem er an seinen Erfindungen arbeiten und sich seinen Träumen hingeben konnte. Nach seinem Tod hatte es zehn Jahre lang leer gestanden. Nun benutzte sie es, um dort ihre Träume wahr zu machen.
Das Brummen von Heavy-Metal-Musik verriet ihr, dass ihr Assistent, Hector Rodriguez, bereits in seine Arbeit am Computer vertieft war. Doch bevor sie in ihr Büro stürmen und ihn vor einem Gehörschaden bewahren konnte, rief ihre Tante Marnie sie von der Veranda ihres Elternhauses.
„Sunny!“
Mit ihrer leicht rundlichen Statur, dem sanften, hübschen Gesicht, das graue Locken umrahmten, sah Marnie wie die typische Lieblingstante aus. Süß, warmherzig und harmlos. Dabei ist sie etwa so harmlos wie ein Hurrikan, rief Sunny sich ins Gedächtnis, setzte ein Lächeln auf und bereitete sich innerlich auf die inquisitorische Befragung vor, die ihr mit Sicherheit bevorstand.
„Wie lief deine Verabredung mit Chase Monroe? Nein, erzähl es mir erst, wenn du mich hineingerollt hast. Es ist fast Zeit für meine Fernsehserie.“
„Für welche?“, fragte sie und schob den Rollstuhl durch die Tür.
„‚Der Lauf des Flusses‘. Deine Tante Alma und ich haben gewettet, dass Slade der Mann ist, der Jared Mars ermordet hat. Aber die Sendung beginnt erst nach den Mittagsnachrichten. Wir haben also noch Zeit, uns zu unterhalten.“
Drinnen ließ sie ihre Tante wieder selbst den Stuhl schieben, da sie sich stets so postierte, dass sie sowohl den Fernseher als auch den Garten im Blick hatte. Da Marnie zu einer Zeit geboren war, in der Kinder mit Kinderlähmung noch keine regulären Schulen besuchten, hatte sie ein sehr behütetes Leben geführt. Nach dem Tod ihrer Eltern war sie in der Obhut ihrer Schwester Alma und ihrer beiden Brüder geblieben. Leo Caldwell hatte Marnie und Alma sofort bei sich aufgenommen. Er als Senator, hatte er verkündet, müsse ohnehin die meiste Zeit in Albany verbringen, und sie täten ihm geradezu einen Gefallen, wenn sie sich
Weitere Kostenlose Bücher