BACCARA EXKLUSIV Band 52
konnte.
Die Erinnerung an die Demütigung hatte ihm wieder einmal klargemacht, dass er seinem eigenen Urteil nicht trauen konnte, vor allem, wenn es um Herzensdinge ging.
Lane machte es sich in dem weichen Sessel bequem, stellte die Teetasse auf das Tischchen daneben und wickelte sich in die leichte Wolldecke, was im Grunde nicht nötig war, denn es war warm genug. Aber der Tee, die Wolldecke, das gedämpfte Licht, die leise Musik und das gute Buch waren für sie Teil eines Rituals, das sie nicht mehr missen wollte. Dazu kam der Duft der frischen Zimtkekse, die auf einem Teller neben der Teetasse standen. Einfache Freuden …
Bevor sie nach Bradford gezogen war, waren ihr Rituale jeglicher Art vollkommen fremd gewesen. Sie hätte nie geglaubt, dass sie sich danach sehnen könnte, aber sie wäre ja auch nie auf die Idee gekommen, dass sie einmal ganz auf sich gestellt sein würde und dass sie das selbst gewählte Alleinsein genießen könnte. In ihrem alten Leben hätte sie sich um diese Zeit für ein spätes Dinner und den darauffolgenden Theaterbesuch fertig gemacht. Und sich darauf vorbereitet, Blitzlichtern und Mikrofonen auszuweichen, die sie unweigerlich auf Schritt und Tritt verfolgen würden.
Sie zog die Decke fester um sich. Ihre Wohnung über dem Laden hatte vier Zimmer und eine kleine Küche. Im unteren Stockwerk befand sich eine große Küche, die sie für ihre Kunden in einen Ort der Muße umgewandelt hatte. In den gemütlichen Sesseln konnten sie sitzen und lesen, mit ihren Freunden diskutieren und Kaffee trinken.
Da, was war das?
Sie blickte über die Schulter in Richtung Schlafzimmer. „Hallo, Ramses, ist es dir heute draußen zu ungemütlich?“
Der pechschwarze Kater fing sofort an zu schnurren, kam näher und rieb sein Köpfchen an ihrem Fuß. Dann legte er sich graziös auf den kleinen Läufer, als sei ihm wohl bewusst, dass er Lane mit seiner Gegenwart ein großes Geschenk machte.
Das Telefon klingelte, und Lane fuhr hoch. Ob das wieder ihr Vater war, der ihr einfach keine Ruhe ließ? Zögernd nahm sie den Hörer ab.
„Hallo, Lane.“
Tyler McKay. Mit seinem Anruf hatte sie nicht gerechnet. „Meine Privatnummer steht nicht im Telefonbuch. Woher haben Sie sie? Ich sollte die Telefongesellschaft verklagen.“
„Das würde ich nicht tun. Denn ich habe die Nummer von Diana Ashbury.“
„Dann werde ich ihr beim nächsten Bücherkauf zur Strafe mehr Geld abknöpfen.“
Er lachte.
„Was wollen Sie, Mr. McKay?“
„Erst einmal, dass Sie mich Tyler nennen.“
„Legen Sie dann auf?“
„Das kann ich nicht garantieren. Ich möchte Sie fragen, ob Sie nicht in der Gemeinde mitarbeiten wollen.“
„Inwiefern?“
„Die Kinder bereiten ein Theaterstück für das Festival vor und brauchen Hilfe.“
„Oh nein! Ich habe noch nie mit Kindern gearbeitet. Außerdem bin ich bei solchen Dingen zu nichts nütze.“
„Hören Sie auf! Sie haben doch sicher schon mal einen Hammer benutzt.“
„Sie meinen, um einen Nagel einzuschlagen?“
Er lachte leise. Es war ein tiefes weiches Lachen, und plötzlich stellte sie sich vor, wie er wohl im Bett war. „Was haben Sie gerade an?“, fragte er.
„Wie bitte?“
„Tragen Sie ihre hässlichen Schuhe auch im Haus?“
„Nein, sie stehen auf der Hintertreppe und scheren sich nicht darum, was gerade modern ist. Sie wissen, sie sind geächtet in unserer heutigen Welt.“
Wieder lachte er. Lane prickelte die Haut, und sie schmiegte sich tiefer in den Sessel.
„Lassen Sie mich raten, Sie sind sicher bis zum Kinn in Flanell gehüllt.“
Lane sah an sich herunter. Der blutrote Hausmantel passte genau zu ihrem langen Seidenhemd. „Ja, mit kleinen Blümchen und rosa Schleifen. Aber warum fragen Sie mich das?“
„Weil ich neugierig bin.“
Sie stieß mit dem Fuß gegen Ramses, der empört maunzte. „Entschuldige.“
„Sprechen Sie mit mir?“
„Nein, mit meinem Kater Ramses.“
„Warum nennen Sie ihn Ramses?“
„Weil die Pharaonen Katzen verehrten und die Katzen uns immer wieder daran erinnern.“
Wieder lachte er los. „Für eine Frau, die sich in Flanell hüllt und allein mit einer Katze lebt, besteht die Gefahr, ein sehr einsames Leben zu führen, Lane.“
„Sieht so aus, als könne ich meinem Schicksal nicht entgehen. Vielleicht sollte ich mir schon mal ein Spitzenhäubchen anschaffen, wie es früher alte Jungfern trugen.“
„Noch nicht.“
„Wieso? Was geht Sie das eigentlich an?“
„Sie sind viel zu sexy, als dass
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