BACCARA EXKLUSIV Band 59: EROBERE MICH NOCH EINMAL / KÜSS MICH - KÜSS MICH ÜBERALL / IMMER NUR DAS EINE? / (German Edition)
ihre schmalen Hände. Der gravierte Ehering war deutlich zu sehen.
Der Ring, den er selbst ihr angesteckt hatte.
Er betrachtete wieder ihr blasses Gesicht, auf dem sich nackte Panik abzeichnete.
Und plötzlich passte alles zusammen.
Der Ring, Annies Betroffenheit, die hellblauen Augen des kleinen Jungen und dieses vertraute Lächeln …
Vertraut, weil es identisch mit seinem eigenen Lächeln war, das er auf Fotos und in den vierunddreißig Jahren seines Lebens immer wieder im Spiegel beobachtet hatte.
Benommen starrte er seine Ehefrau an, die er zuletzt durch die Plexiglasscheibe des Besucherraums im Gefängnis gesehen hatte. Die Frau, die mit maskenhaft starrem Gesicht dagesessen und kein Wort gesagt hatte, als er sie freigab, damit sie keinen Betrüger zum Ehemann hatte und ihr eigenes Leben führen konnte. Der Größe des Jungen nach zu schließen, musste sie allerdings schon damals gewusst haben, dass sie von ihm schwanger war.
„Absetzen, Mama“, drängte Sam ungeduldig. „Absetzen, absetzen, absetzen!“
Als Gavin das volle Ausmaß des Betruges traf, schloss er fest die Augen, während er von Zorn, Schmerz und Fassungslosigkeit gepackt wurde.
Es war ein Fehler, die Augen zu schließen. Das erkannte er zu spät. Denn als er sie wieder öffnete, waren Annie und der Junge verschwunden.
1. KAPITEL
Das Gewitter brach los, als Annie sich auf den Weg zur Arbeit machte.
Mit den Autoschlüsseln in der Hand stand sie auf der kleinen Veranda. Der Wind fegte durch die knorrigen Bäume entlang der staubigen Straße. Es war frühzeitig dunkel geworden. Donner rollte und verstummte vorübergehend, als die ersten Regentropfen fielen.
Annie genoss den Lufthauch, der über ihr Gesicht strich. Die ganze Woche war es für die Jahreszeit ungewöhnlich heiß gewesen. Sie schloss die Augen, während der kühle Wind ihr Haar zerzauste und an ihren Kleidern zerrte. Es machte ihr mittlerweile nichts mehr aus, nachts zu arbeiten. Sie hatte sich auch daran gewöhnt, von Sonnenaufgang bis in den Vormittag hinein zu schlafen. Aber wahrscheinlich würde sie sich nie daran gewöhnen, dass sie keine Klimaanlage mehr hatte.
Vorsicht, Annie!, ermahnte sie sich. Jetzt macht sich bemerkbar, dass du mit einem silbernen Löffel im Mund zur Welt gekommen bist.
Sie seufzte. Höchste Zeit, loszufahren. Wenn sie zu spät kam, riss Clia ihr garantiert den Kopf ab.
Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie den großen schwarzen Pick-up. Mit eingeschalteten Scheinwerfern rollte er durch die dunkle Straße, wurde langsamer und wieder schneller. Offenbar hielt der Fahrer nach Hausnummern Ausschau.
Instinktiv wusste sie, wer das war: Gavin.
Annie erwartete ihn seit über einer Woche, seit der katastrophalen Begegnung im Supermarkt. In gewisser Weise war sie erleichtert, dass wenigstens das Warten zu Ende war. Jetzt gehörte das Zusammentreffen, das sie seit drei Jahren fürchtete, bald der Vergangenheit an. Danach brauchte sie sich nicht mehr mit Schuldgefühlen, Reue und den ständigen Fragen herumzuquälen.
Von nun an musste sie nicht mehr Sams geliebtes Gesicht betrachten und sich fragen, ob sie seine Zukunft aufs Spiel gesetzt hatte, um ihre eigene Vergangenheit zu überleben.
Jetzt würde sie es wenigstens mit Sicherheit wissen.
Der Pick-up rollte an den Straßenrand, die Scheinwerfer erloschen, der Motor verstummte. Regentropfen prasselten auf die Motorhaube.
Annie blieb ganz ruhig, als sich die Tür öffnete und Gavin ausstieg. Seltsam, er hatte sich gar nicht verändert. Letzte Woche im Supermarkt war sie so verwirrt gewesen, dass sie ihn sich nicht richtig angesehen hatte.
Aber jetzt … in Boots, Jeans und einem dunkelblauen T-Shirt wirkte er mit seinen harten Schenkeln, den schmalen Hüften, breiten Schultern und den markanten Gesichtszügen unübertrefflich maskulin. Der Wind blies ihm das dichte pechschwarze Haar in die Stirn. Sogar aus dieser Entfernung sah sie seine unbeschreiblich blauen Augen.
Mit weiten Schritten kam er den leicht abschüssigen Rasen herauf und blieb an den Stufen stehen. Ausdruckslos betrachtete er ihre aus einer langen schwarzen Hose und einer weißen Bluse bestehende Arbeitskleidung und den Zopf, zu dem sie ihr Haar geflochten hatte.
„Annie.“ Er neigte kaum merklich den Kopf.
Erst als Schmerz durch ihre Hand zuckte, bemerkte sie, dass sie die Finger um die Schlüssel gekrampft hatte. Offenbar war sie doch nicht so ruhig, wie sie geglaubt hatte. „Hallo, Gavin“, erwiderte sie und
Weitere Kostenlose Bücher