BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
Liaison.
Als sein Vater seine Mutter kennenlernte, war er neunzehn und im ersten Jahr auf dem College. Seine Mutter war erst sechzehn und besuchte noch die Highschool. Sie verliebten sich auf den ersten Blick und waren rasch unzertrennlich. Sie schworen sich ewige Liebe und waren entschlossen, ihr Leben miteinander zu verbringen. Junes Eltern waren nicht glücklich über diese Verbindung. Sie hatten gehofft, ihre einzige Tochter würde etwas Besseres finden als eine Waise, die auf Stipendien angewiesen war. Als June schwanger wurde, bat Robert ihre Eltern, sie heiraten zu dürfen. Doch ihre Eltern waren dagegen. Durch die Schwangerschaft ihrer Tochter in Verlegenheit gebracht, schickten sie sie kurzerhand fort, ohne Jacks Vater ihren Aufenthaltsort zu verraten.
Zu spät fand Robert heraus, dass sie bei einer Tante auf dem Land war. Sein Vater hatte seine Frau nie wiedergesehen. Als die Wehen bei June einsetzten, versuchte ihre Tante, das Kind allein auf die Welt zu holen. Seine Mutter starb bei der Geburt. Sein Vater nahm Jack und zog nach Newport Falls, doch er verzieh sich nie.
Jeden Tag seines Lebens war Jack an das Schicksal seiner Eltern erinnert worden. Er schwor sich, dass, egal wie sehr er Katie liebte und begehrte, er ihr um jeden Preis ein Schicksal wie das seiner Mutter ersparen wollte. Er musste ein Mann werden, wie Katie ihn verdiente; erst dann würden sie auch eine Zukunft haben.
Jack ging aufs College, entschlossen, etwas aus sich zu machen. Und erst wenn er es geschafft hatte, würde er die Frau heiraten können, die er liebte.
Dummerweise hatte er die Situation falsch eingeschätzt. Er hatte sich eingeredet, ihn und Katie verbände eine ganz besondere Beziehung. Aber das war ein Irrtum. Ziemlich zu der Zeit, als es gut bei ihm lief und er sich bereit für einen Heiratsantrag fühlte, heiratete sie seinen besten Freund.
Das hatte ihn geschockt. Wie konnte sie nur? Wenn sie nur ein Zehntel dessen für ihn empfunden hätte, was er für sie empfand, hätte sie sich niemals in die Arme eines anderen flüchten können.
Und Matt? Matt war nicht an Katie interessiert gewesen, bis er herausgefunden hatte, was Jack für sie empfand. Jack erinnerte sich noch genau an jenen Abend, als er Matt erzählt hatte, dass er Katie liebte. Sie lagen in einem Kornfeld, die Arme hinter den Köpfen verschränkt, und schauten in den Himmel hinauf. Nur sie beide. Matt hatte ihn wegen eines Mädchens in der Schule aufgezogen, und Jack sagte ihm, dass er völlig falsch liege.
„Was meinst du damit?“, wollte Matt wissen.
„Damit meine ich, dass ich jemand anderes liebe.“
Matt rollte auf die Seite. Liebe war ein großes Wort, und als Zehntklässler hatte bisher keiner von ihnen es benutzt, um seine Gefühle zu umschreiben. „Du? Wen denn?“
„Katie“, gestand Jack. „Ich werde sie eines Tages heiraten.“
„Katie?“ Matt lachte. „Ja, sicher!“
„Was ist daran so komisch? Ich habe mir alles genau überlegt. Ich habe sogar schon den Ring.“
„Woher hast du den? Aus dem Kaugummiautomaten?“
„Es war der Ring meiner Großmutter. Mein Vater wollte ihn meiner Mutter geben, doch er bekam nicht mehr die Gelegenheit dazu. Es ist ein Diamant mit je einem Rubin an jeder Seite …“
„Moment mal“, unterbrach Matt ihn. „Katie ist jemand, mit dem man Basketball spielt. Sie ist kein Mädchen, in das man sich verliebt. Und heiraten? Ach komm schon.“
„Sie ist diejenige, die ich will“, sagte Jack. „Die ich immer gewollt habe.“
Matt schwieg eine Weile, dann fragte er: „Weiß sie es?“
„Nein, ich kann es ihr nicht sagen. Noch nicht.“
„Wieso nicht?“
„Weil wir noch zu jung sind. Katie und ich werden nicht so enden wie meine Eltern.“
Matt sagte nichts dazu.
„Ich muss warten“, fuhr Jack fort. „Ich habe einen Plan. Ich werde eine Million Dollar verdienen und sie dann heiraten.“
„Wenn du eine Million Dollar verdienst, gibt es jede Menge Frauen, die du heiraten kannst.“
„Ich will aber nicht jede Menge Frauen. Ich will Katie.“
Jack hätte wissen müssen, dass Matt sie von diesem Moment an auch wollte. Matt hatte immer schon mit ihm konkurriert. Jack hatte das nie verstanden. Schließlich war sein Freund auf der Sonnenseite des Lebens geboren. Er stammte aus einer guten Familie, war als Athlet ein Naturtalent, besuchte die besten Schulen. Trotzdem schien er sich ständig gegen Jack beweisen zu müssen.
Kurz vor seiner Rückkehr aus Europa hatte Jack Matt angerufen.
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