BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
Zumindest noch nicht. Erst muss ich für ihn durch den Reifen springen. Und selbst dann gibt es keine Garantie.“
Marcella zuckte mit den Schultern. Mehr Aufmunterung brauchte Katie nicht. „Ja, es ist nett von ihm, den ganzen Weg hierher zu kommen. Aber ich musste ihn erst um Hilfe anbetteln. Und er ist nicht besonders glücklich darüber. Du hättest ihn mal beim Essen sehen sollen. Es war offensichtlich, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will.“
„Wie ich bereits sagte, du interpretierst zu viel hinein.“
„Tue ich das? Er ließ mich warten, und dann ignorierte er mich. Er hielt es nicht einmal für nötig, sich zu entschuldigen. Und ich wusste, dass er heute auch zu spät kommt.“ Sie deutete auf ihre Uhr. „Es ist vier.“
„Aus seinem Büro hieß es doch, seine Vormittagssitzung habe länger als erwartet gedauert.“
„Das gehört doch alles zu seiner Masche.“
„Welcher Masche?“
„Zu seiner Ich-bin-jetzt-eine-große-Nummer-Masche.“ Katie kannte Marcella schon ihr ganzes Leben. Sie waren zusammen zur Schule gegangen, und Marcella hatte nicht nur mitbekommen, wie verliebt Katie in Jack gewesen war, sondern auch wie unglücklich, dass er ihre Liebe nicht erwiderte.
„Er ist nun mal eine große Nummer. Und er gibt dir eine Chance. Das ist mehr, als jeder andere tun würde.“
Katie brummte nur mürrisch.
„Vielleicht sind da noch Gefühle im Spiel.“
„Auf keinen Fall. Wenn ich ihm noch irgendetwas bedeuten würde, hätte er ja wohl angerufen oder geschrieben.“
„Ich sprach nicht von Jack.“
Katie schaute von ihrem Schreibtisch auf. „Mag sein, dass ich für den alten Jack Reilly etwas empfunden habe, der noch keine teuren Anzüge trug. Aber der neue Jack könnte mir kaum gleichgültiger sein. Er ist nicht mein Typ.“
„Das war er aber ziemlich lange.“
„Ja, bevor er die Stadt verlassen hat, bevor er aufhörte, mir zu schreiben oder mich anzurufen. Bevor er vergaß, wer er war.“
„Ich finde, du beklagst dich ein bisschen zu laut.“
Katie fühlte, wie sie errötete. „Ich schwöre dir, was für Gefühle ich für Jack Reilly auch gehabt habe, sie sind nicht mehr da. Er macht mich vielleicht noch nervös“, räumte sie ein und erinnerte sich an ihr Herzklopfen beim Wiedersehen, „aber das ist normal.“
Marcella hob die Brauen.
„Mein Interesse an Jack ist rein beruflich. Ich habe ihn nur angerufen, weil er unsere letzte Hoffnung ist. Warte mal ab, bis er hier ist, dann wirst du schon sehen. Es ist doch kein Zufall, dass wir hier eine Ewigkeit auf ihn warten müssen. Jack ist inzwischen so anmaßend, arrogant und von sich selbst überzeugt …“
„Und er steht gerade hinter dir“, sagte Marcella.
Jack stand in der Tür. Er hatte fast jedes Wort von Katies Litanei gegen ihn gehört, doch es machte ihn nicht wütend. Im Gegenteil, es schmeichelte ihm, dass er noch echte Gefühle in dieser normalerweise reservierten Frau wecken konnte.
„Tut mir leid, dass ich zu spät komme“, sagte er. „Mein Meeting heute Morgen dauerte etwas länger.“
Er tat, als bemerke er den Ausdruck blanken Entsetzens in Katies Gesicht nicht und beobachtete, wie sie Marcella einen finsteren Blick zuwarf. „Macht doch nichts“, versicherte sie ihm.
„Und dann musste mein Pilot auch noch im letzten Augenblick ein paar Sachen klären, bevor wir endlich losfliegen konnten.“
„Dein Pilot?“, wiederholte Marcella beeindruckt. „Du hast dein eigenes Flugzeug?“
Jack nickte. „Wie dem auch sei, ich störe anscheinend. Ich werde gern warten. Wie lange wird es wohl in etwa dauern? Eine Ewigkeit?“
„Schön, dich wiederzusehen, Jack“, meinte Marcella und huschte an ihm vorbei.
„Hör mal, Jack“, begann Katie. Ihr gewöhnlich blasses Gesicht war knallrot. „Es tut mir leid. Du kennst mich. Ich hasse es, zu warten.“
Jacks Lächeln erstarb. „Ja, das weiß ich.“ Auf ihn hatte sie auch nicht gewartet.
„Tja“, sagte sie und rauschte ebenfalls an ihm vorbei. Jack nahm ihr Parfum wahr. Es war dezent und doch verlockend, der gleiche Duft, den sie auf der Highschool getragen hatte. Sie drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein Lächeln, das er noch aus seiner Erinnerung kannte. „Dann fangen wir mal lieber an, was?“
Katie fühlte sich, als müsste sie sich übergeben. Wie hatte sie so dumm sein und so daherreden können, wo er jeden Moment auftauchen konnte? Wie auch immer ihre Vergangenheit mit Jack aussah, sie musste darüber hinwegkommen.
Weitere Kostenlose Bücher