Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
habe sie selbst heute Nachmittag gefragt, als die Köchin wissen wollte, wie viele Portionen sie zubereiten soll. Sie hat gesagt, dass sie vorhat, heute Abend mit Ihnen zu essen.“
„In Ordnung.“ Er nickte. „Dann warte ich einfach. Vielleicht wurden sie aus irgendeinem Grund aufgehalten.“
„Vielleicht“, stimmte Mrs Walker zu.
Grant erhaschte einen Blick voller Sympathie. Leicht verlegen schaute er weg.
„Kann ich Ihnen sonst irgendetwas bringen, Sir?“
„Nein, danke. Ich klingle, wenn ich so weit bin.“
Nickend ging Mrs Walker wieder in die Küche, und er blieb mit seinen Gedanken allein.
Auf dem Weg zurück zum Tisch, erhaschte er einen Blick von sich im Spiegel und stellte fest, dass er fast wieder aussah wie früher, vor dem Unfall. Abgesehen von der dünnen Narbe, die über seine rechte Wange verlief.
Er berührte sie mit der Hand. Vielleicht würde er sie demnächst wegmachen lassen. Obwohl er niemand war, der viel Aufhebens um Äußerlichkeiten machte, störte ihn die Narbe inzwischen, wann immer er sie sah. Sie war eine unnötige Erinnerung an den Unfall.
Als ob er diese schicksalhafte Nacht je vergessen könnte. Er brauchte keine Narbe im Gesicht, um sich daran zu erinnern. Die wirklichen Narben befanden sich in seinem Inneren – Narben, die kein noch so brillanter Chirurg entfernen konnte.
Er seufzte, setzte sich und griff wieder nach der Zeitung. Hatte er Rebecca mit seiner stürmischen Umarmung fortgetrieben? Wahrscheinlich hatte er sie erschreckt. Er war auf jeden Fall bestürzt. Wenn er solch eine explosive Leidenschaft entwickeln konnte, obwohl er sie nur wenige Minuten in den Armen hielt, noch dazu vollständig bekleidet, was würde dann geschehen, wenn sie sich jemals lieben sollten?
Mied sie ihn mit Absicht, so wie sie es in der Vergangenheit schon getan hatte? Oder gab es einen anderen Grund für ihre Verspätung? Er schaute erneut auf die Uhr. Es war fast halb acht, und sie wusste, dass das Abendessen pünktlich um sieben Uhr serviert wurde. Er kam sich plötzlich albern vor. Sie hatte ein Recht darauf, dort zu essen, wo sie es wollte. Sie musste ihm keine Gesellschaft leisten, wenn sie sich dabei unwohl fühlte. Sie wusste besser als er, dass ihre Beziehung zeitlich begrenzt war, unabhängig davon, was sie füreinander empfanden. Er würde bald wieder in sein Büro zurückkehren, zu seinem Leben in der Stadt und zu all den Komplikationen und Ablenkungen dort, mit denen er normalerweise die Einsamkeit und die Leere in seinem Leben überspielte. Rebecca würde einen neuen Job antreten und mit ihrem speziellen Zauber eine andere bedürftige Seele und deren Körper heilen.
Er hoffte inständig, dass ihr nächster Patient kein Mann war. Der Gedanke, dass ihre zärtlichen, liebevollen Hände einen anderen Mann berührten, brachte sein Blut zum Kochen. Doch das war wohl unausweichlich. Nachdem sich ihre Wege einmal getrennt hatten, würde sie früher oder später jemanden finden, den sie liebte. Oder irgendein glücklicher Mann würde sie finden. Es glich einem Wunder, dass sie noch immer ungebunden war, obwohl ihre Scheidung schon so lange zurücklag. Die Männer in New York müssen entweder blind oder einfach nur dumm sein, dachte er.
Obwohl es einen stechenden Schmerz in seinem verletzten Bein verursachte, stand Grant abrupt auf und klingelte heftig.
Mrs Walker kam herein. „Ja, Sir?“, fragte sie atemlos.
„Lassen Sie auftragen, bitte. Ich glaube nicht, dass sie noch kommen“, sagte er.
„Ja, natürlich, Sir. Ich werde es sofort veranlassen.“ Sie blieb in der Tür stehen und fragte: „Soll ich die anderen Gedecke entfernen lassen?“
Er schaute auf den Tisch. Die leeren Stühle und Plätze, an denen Rebecca und Nora normalerweise saßen, schienen sich über ihn zu lustig zu machen. Er war traurig und wütend – vor allem wütend auf sich selbst, dass er sich vergeblich irgendwelchen Hoffnungen hingegeben hatte.
„Ja, nehmen Sie es weg“, sagte er brüsk. „Sofort.“
„Gern, Sir.“ Mrs Walker nahm ein Tablett und räumte den Tisch hastig selbst ab.
Grant wandte ihr den Rücken zu und nippte an seinem Whiskey. Als er schließlich allein war, seufzte er.
Er bemühte sich, das Essen, eins seiner Lieblingsgerichte, zu genießen, doch bei jedem Bissen musste er unweigerlich an den Fisch denken, den sie zurück ins Meer geworfen hatten. Er verzichtete auf den Nachtisch, und statt in sein Zimmer zurückzugehen, entschied er sich für einen Spaziergang
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