Baccara Exklusiv Band 99
schaffen, sich ein wenig abzulenken und für eine Weile einmal nicht an das Baby zu denken. Schon deshalb war sie fest entschlossen, Richard vorher nichts davon zu sagen.
Zunächst aber war die Frage, wo Richard überhaupt blieb. Wenn er sich nicht beeilte, würde er alles verpassen, angefangen mit der Hochzeit seiner Schwester. Gerade als Brenda sich das ausmalte, klopfte es drei Mal dumpf gegen die Wand. Erschrocken sprang sie auf, merkte im selben Moment, dass ihr Bauch gegen die heftige Bewegung rebellierte, unterdrückte aber das leichte Schwindelgefühl und eilte zur Wand, um Richard zu antworten.
„Jetzt heißt es, Ruhe bewahren“, sprach Brenda sich Mut zu.
Sie nahm die Tragetasche, die sie bereitgestellt hatte, vom Tisch, und schneller, als ihr lieb war, stand sie vor Richards Tür. Er öffnete auf ihr Klingeln, drehte sich aber gleich wieder um und ging in die Wohnung zurück.
„Komm rein“, rief er ihr über die Schulter zu. „Ich bin gerade dabei, mich umzuziehen.“ Damit war er auch schon im Schlafzimmer verschwunden.
Brenda trat ein und ging ins Wohnzimmer. Durch die halb offene Schlafzimmertür konnte Richard, der gerade dabei war, sich die Krawatte zu binden, sie im Spiegel sehen. Es entging ihm nicht, wie gut ihr das neue Kleid stand, dessen Farbe ihn an Pistazieneis erinnerte, und wie hübsch sie aussah, wenn sie ihr Haar offen trug, das ihr schön geschnittenes Gesicht umflutete und in weichen Wellen auf ihre Schultern fiel.
Hör auf damit, MacAllister, rief er sich zur Ordnung und konzentrierte sich darauf, einen perfekten Windsorknoten hinzubekommen. Der vergangene Monat war ihm verdammt lang vorgekommen. Immer wieder hatte er Brendas Bild vor Augen gehabt. Immer wieder waren seine Gedanken zu jener einzigartigen Nacht mit ihr zurückgekehrt. So verzweifelt er es auch versucht hatte, aber es war ihm ganz unmöglich gewesen, Brenda aus seinem Kopf zu verbannen.
Sei’s drum. Jetzt war er wieder zu Hause, nachdem er den ermüdenden Job in Detroit endlich hinter sich gebracht hatte. Jetzt würde er Brenda wieder jeden Tag sehen und sie, als die wahrnehmen können, die sie war: seine Nachbarin, sein guter Kumpel. Alle anderen Erinnerungen würden im Lauf der Zeit von selbst verblassen.
„Alles nur eine Frage der Einstellung“, sagte er zufrieden zu seinem Spiegelbild und ging hinüber ins Wohnzimmer.
Brenda stand neben dem Sofa und erwartete Richard.
„Warum machst du es dir nicht bequem?“, fragte er. „Wir haben noch Zeit, setz dich doch. Ich hole nur eben unser Hochzeitsgeschenk und bin gleich wieder da. Hast du übrigens deinen Badeanzug dabei? Wir wollen heute auch noch Karas und Andrews neuen Swimmingpool einweihen, wenn der offizielle Teil vorbei ist. Ich freu mich schon darauf. Das wird bestimmt eine lustige Party, meinst du nicht?“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, war Richard schon wieder aus dem Zimmer gestürmt. Brenda atmete tief durch und ließ sich aufs Sofa sinken. Das Wiedersehen mit Richard war wie ein Schock für sie gewesen. Auch wenn er offenbar nichts davon gemerkt hatte, aber sie hatte ihn angestarrt, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen. Und in gewisser Weise stimmte das ja sogar: Sie sah ihn zum ersten Mal als den Vater des Kindes, das sie erwartete, und ihre Gedanken überschlugen sich.
Richard kehrte mit einem riesigen, kunstvoll verpackten und mit silbernen Glöckchen und Tauben dekorierten Paket zurück, das er auf einem Stuhl absetzte.
„Donnerwetter, ist das schwer.“ Er keuchte. Dann warf er sich in seinen Lieblingssessel und wandte sich lächelnd an Brenda. „Tut mir leid, dass ich erst jetzt komme. Die Maschine hatte Verspätung, und in Denver war kein Anschluss zu bekommen. Aber jetzt bin ich ja da, geduscht, rasiert und herausgeputzt.“
Brenda sagte nichts. Er sah sie von der Seite an.
„Wie wär’s mit einer Quizfrage aus dem fernen Detroit?“, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. „Bist du bereit, meine Brenda? Also, was gibt es mehr auf der Erde: Hühner oder Menschen? Na? Keine Ahnung, was? Hühner! Was sagst du dazu? Hast du auch etwas Neues für mich?“
„Ich bin schwanger, Richard. Von dir.“ Kaum hatte Brenda es ausgesprochen, schossen ihr die Tränen in die Augen.
4. KAPITEL
Durch ihren Tränenschleier hindurch starrte Brenda Richard an, und Richard starrte zurück. Sein Mienenspiel glich einer Großaufnahme aus der Stummfilmzeit. Ruckartig zeigte sein Gesicht die unterschiedlichsten Gefühlsregungen. Es wäre wert
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