Baccara Exklusiv Band 99
später die Tür zum Reisebüro öffnete.
„Hi, Brenda“, begrüßte sie einer der Angestellten. „Haben Sie von Ihrem Doktor erfahren, was Sie wissen wollten?“
Brenda fuhr herum. „Wie bitte? Wer hat denn gesagt, dass ich etwas erfahren wollte?“
„Sie selbst. Sind Sie nicht zum Arzt gegangen, um zu erfahren, warum Sie sich in letzter Zeit so abgespannt fühlen?“
„Ja, natürlich, Kevin.“ Brenda hatte sich wieder unter Kontrolle. „Es ist nichts. Nur ein paar Nachwirkungen der Antibiotika, die ich neulich gegen meine Infektion genommen hatte. Danke der Nachfrage. Das geht von selbst wieder weg.“ In acht Monaten, nein, genau genommen in achtzehn Jahren, setzte sie in Gedanken hinzu. Ein Anruf auf dem Apparat ihres Kollegen erlöste sie von weiteren gut gemeinten Nachfragen.
„Hier ist die Wishing Well Reiseagentur. Mein Name ist Kevin. Was kann ich für Sie tun?“
Ich wünschte, jemand täte jetzt etwas für mich, dachte Brenda. Sie ging in ihr Büro und setzte sich hinter den Schreibtisch. Was Sie für die kommenden beiden Tage brauchte, war ein wohlüberlegter Plan. Brenda stützte den Kopf in die Hände und dachte nach. Da nicht abzusehen war, wie Richard auf ihre große Neuigkeit reagieren würde, ging sie ein ziemliches Risiko ein, wenn sie ihn sofort damit konfrontierte. Es blieb ihr ohnehin nur noch sehr wenig Zeit, um sich auf das große Familienfest vorzubereiten. Noch weniger Zeit blieb da für lange Erklärungen.
Außerdem waren alle in der Familie MacAllister aufgeweckt genug, um sofort zu merken, wenn zwischen Richard und ihr etwas nicht stimmte. Aus diesem Grund war es auf jeden Fall klüger, mit der sensationellen Ankündigung zu warten, bis die Hochzeit vorüber war, und zwar unabhängig davon, ob Richard anschließend gleich wieder nach Detroit fliegen musste oder nicht. Das hieß mit anderen Worten, sie konnte die Bombe erst platzen lassen, wenn sie von dem Fest wieder nach Hause zurückgekehrt waren. Was die weitere Entwicklung betraf, konnte sie nur hoffen, dass Richard tatsächlich wieder nach Detroit aufbrechen musste, sodass ihr die Chance blieb, in Ruhe mit sich selbst ins Reine zu kommen.
„Das ist es!“, rief sie erleichtert aus.
„Das ist es leider noch lange nicht“, kam eine Stimme von der Tür. Kevin streckte den Kopf durch die Tür. „Wir haben immer noch keine Unterkunft für die beiden Pitbulls von Mrs Gillispie. Und ihr Flug nach Europa geht nächste Woche.“
„Kein Hundehotel nimmt mehr Pitbulls“, entgegnete Brenda. „Wollen Sie die beiden Schätzchen nicht so lange bei sich aufnehmen?“
„Ich geh lieber, bevor Sie sich das ernsthaft überlegen“, meinte Kevin und verzog sich rasch wieder.
„Dann muss ich mir wohl etwas anderes einfallen lassen“, murmelte Brenda und griff zum Telefon.
Brenda betrat ihr Wohnzimmer, stellte die Einkaufstüten neben dem Sofa ab und legte ihre Handtasche auf den Couchtisch. Mit gerunzelter Stirn fixierte sie die gegenüberliegende Wand, als könnte sie auf diese Weise das erwartete Klopfsignal heraufbeschwören. Das hatte sie schon letzte Nacht ausgiebig getan und war darüber auf dem Sofa eingeschlafen. Jetzt blieb gerade noch eine Stunde, bis es Zeit war, sich für Karas Hochzeit fertig zu machen. Wo steckte Richard nur so lange?
Sie legte eine Hand auf ihren Bauch, weil sie sich wieder einmal so fühlte, als sei sie gerade Achterbahn gefahren. Diese Anfälle von Schwindel und Übelkeit, die sich nicht nur auf den Morgen beschränkten, waren die Hölle. Eine der Broschüren für werdende Mütter, die sie von Kara bekommen hatte, empfahl in solchen Fällen, ein paar Salzstangen zu essen. Aber sie hatte inzwischen schon so viele davon vertilgt, dass ihr schon bei dem bloßen Gedanken daran schlecht wurde.
Sie ließ sich auf dem Sofa nieder und strich den Rock ihres pastellgrünen Kleides glatt, das sie eigens für das bevorstehende Fest gekauft hatte. Erschöpft legte sie den Nacken auf die Rückenlehne. Ihr schwirrte der Kopf. Den einen Augenblick war sie außer sich vor Freude darüber, ein Kind zu bekommen; im nächsten bekam sie schreckliche Angst, wenn sie nur daran dachte, wie sie damit allein fertig werden sollte. Am meisten machte ihr jedoch zu schaffen, dass sie Richard die Neuigkeit noch beibringen musste.
Dennoch sollte nichts sie davon abbringen, diesen Tag, die Hochzeitsfeier und die Gesellschaft all der Menschen, an denen ihr so viel lag, zu genießen. Vielleicht würde sie es sogar
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