Baccara Exklusiv Band 99
kam, ob er zu essen hatte oder ob er durchgefroren war. Niemand wartete auf ihn.
Kyle ließ seine Augen durch den Raum schweifen. „Das ist ein wunderschönes Farmhaus.“ Seinem fachmännischen Blick war es nicht entgangen, wie solide das Haus gebaut war. Aber ihm war auch aufgefallen, wie dringend einige Reparaturen nötig waren.
„Wie lange leben Sie schon hier?“, erkundigte er sich.
„Drei Jahre, ich habe mich damals auf den ersten Blick in dieses Haus verliebt.“
Kyle war überrascht. „Seit drei Jahren leben Sie hier schon allein?“
„Ich habe doch Schneeflocke und …“
„Und eine Pistole“, ergänzte er. Meghan lächelte belustigt. Er genoss die Wirkung seiner Worte auf sie. „Fühlen Sie sich hier nicht manchmal einsam, Meghan?“
„Mir gefällt es hier, und ich genieße meine eigene Gesellschaft“, wich sie seiner direkten Frage aus.
Warum interessierte ihn das überhaupt? In einigen Tagen würde er wieder auf seinem Motorrad sitzen und Richtung Heimat fahren. Meghan würde eine schöne Erinnerung sein, die nach und nach verblasste. Aber insgeheim wusste er, dass er sich selbst etwas vormachte. Meghan Caroll war keine Frau, die er so schnell vergessen würde.
Sie hatten beide ihr Essen beendet, und Kyle machte sich daran, sein Versprechen einzulösen, und begann mit dem Abwasch. Da er keine Ahnung hatte, wie viel Spülmittel ins Wasser gehörte, machte er ein regelrechtes Schaumbad in dem Becken.
Aus den Augenwinkeln bemerkte Kyle, dass Meghan ihm zusah und amüsiert lächelte, aber sie sagte kein Wort der Kritik. Das gefiel ihm.
„Sollen wir den Rest unseres Kaffees im Wohnzimmer trinken?“, fragte Meghan. Kyle war froh, die Küche verlassen zu können, bevor ihr womöglich noch eine andere Arbeit einfiel, die er übernehmen sollte.
Schneeflocke lag schon vor dem Feuer auf seinem Teppich neben seiner Herrin. Meghan hatte sich vor dem knisternden Feuer in ihrem Lieblingssessel niedergelassen. Kyle warf noch ein Holzscheit ins Feuer und schloss das Gitter sorgfältig.
Er blieb stehen und sah durch das eisverkrustete Fenster nach draußen. Ein starker Wind wirbelte die Schneeflocken vor sich her. Draußen sah es beängstigend aus, aber hier drinnen war er warm und sicher.
Jetzt plötzlich wusste er, was hier fehlte.
Es waren nur noch vier Tage bis Weihnachten, aber hier im Haus war nichts davon zu spüren. Kein Tannenbaum, kein weihnachtlicher Schmuck, keine Postkarten und keine liebevoll eingepackten Päckchen, so wie es immer bei seiner Großmutter gewesen war.
Obwohl Grandma Aggie schon lange tot war, bedeutete Weihnachten für Kyle immer noch sehr viel. Es war ein Fest der Familie, an dem Kyle seine Schwester Pam, ihren Ehemann Mark und deren Kinder besuchte.
Kyle steckte die Hand in seine Hosentasche. „Meghan?“
Sie schaute ihn fragend über den Rand ihrer Kaffeetasse an.
„Sie haben gar keinen Tannenbaum.“
Das Feuer knisterte. Schneeflocke hatte den Kopf auf seine Pfote gelegt. Meghan antwortete leise und zurückhaltend: „Ich lebe hier allein, für mich ist das ein Tag wie jeder andere, nichts Besonderes.“
„Aber es ist doch ein Fest der Familie, des Teilens und des Miteinanderseins“, wandte Kyle ein.
„Für mich hat Weihnachten keine Bedeutung mehr“, sagte sie bestimmt.
Es kam ihm vor, als hörte er einen schmerzlichen Unterton in ihren Worten.
Dieses Haus schien wie geschaffen für eine glückliche Familie, für Kinderlachen, für schöne Erinnerungen an das Weihnachtsfest. Aber – Meghan konnte dieses Fest begehen, wie sie es wollte. Es ging ihn schließlich überhaupt nichts an. Er musste seine Gefühle wirklich unterdrücken!
Für einen Moment lauschte Kyle, wie der Wind ums Haus heulte, wie die Scheiben klapperten. Dann begannen die Lampen zu flackern. Das Feuer ging hoch und fiel zusammen.
„Wo haben Sie Taschenlampen und einige Kerzen?“ Wenn er die Situation richtig einschätzte, würde das Licht bald ausgehen.
„In der Küche.“ Sie blieb stehen, anscheinend fürchtete sie sich, allein in die Küche zu gehen. Als das Licht erneut flackerte, wurde Kyle aktiv und überlegte nicht mehr lange. „Meghan, wo ist Ihr Holzvorrat?“
„Dort hinten öffnen Sie die Tür dort.“
Kyle machte sich an die Arbeit. Er hatte gerade einen ziemlich großen Stapel Holz neben das Feuer gelegt, und Meghan hatte Kerzen und Taschenlampen auf den Wohnzimmertisch gebracht, da flackerte das Licht noch einmal kurz auf und ging dann endgültig aus.
In
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