Baccara Exklusiv Band 99
wiederholten Mal, warum sie so stark auf ihn reagierte. Selbst wenn er sie nur leicht berührt hatte, waren ihr Schauer über den Rücken gelaufen. Der zarte Kuss, den er ihr gegeben hatte, hatte etwas in ihr geweckt, und sie spürte ein tiefes Verlangen nach mehr. Meghan seufzte. Wie gern hätte sie ihren Kopf an seine Schulter gelehnt und sich an ihn geschmiegt!
Es war schon viele Jahre her, dass ein Mann all ihre Sinne erregt und ihren Herzschlag beschleunigt hatte.
Kyle war ein besonderer Mann. Er hatte sich nicht mit ihren ausweichenden Antworten zufriedengegeben, sondern hatte sich wirklich für sie interessiert. Er hatte wissen wollen, was sie bewegte und wie sie lebte.
Für einige Stunden war sie wohl doch eingeschlafen. Sie erwachte, als Schneeflocke jaulend auf ihr Bett sprang. Der Wind heulte noch stärker um das Haus, und die Temperaturen schienen stark gefallen zu sein. Ihr war eiskalt. Meghan versuchte, sich im Bett ganz klein zu machen. Aber es half nichts, sie fror erbärmlich. Sie zog ihren warmen Morgenmantel an, schlüpfte in ihre Fellpantoffeln, nahm eine Taschenlampe und schlich leise die Treppe hinunter. Eine Tasse Tee wäre jetzt genau richtig. Die würde sie aufwärmen. Dann könnte sie weiterschlafen.
Das Licht der Taschenlampe fiel auf den schlafenden Kyle. Sein Oberkörper war nackt und genauso attraktiv, wie sie es sich vorgestellt hatte. Von der Hüfte an war er mit einer Wolldecke zugedeckt. Obwohl er schlief, sah er für Meghan doch irgendwie beängstigend aus, aber ebenso anziehend.
Sie schluckte und kam sich wie ein Voyeur vor. Das gehörte sich ganz und gar nicht. Entschlossen richtete sie den Lichtkegel auf den Fußboden und ging leise in die Küche, Schneeflocke immer hinter ihr her.
Meghan zündete die Kerosinlampe an, die ein gemütliches Licht in der Küche verbreitete und das Unwetter draußen beinahe vergessen ließ.
Zum Glück konnte sie den uralten Gasofen mit Streichhölzern anzünden und war nicht abhängig von der Elektrizität. Als die Flamme brannte, setzte sie den Kessel auf. Während sie auf das Kochen des Wassers wartete, fiel ihr Blick auf ihre allererste Skulptur, die sie gemacht hatte. Es war ein Engel, den sie Lexie genannt hatte, nach ihrer Großmutter. Mit diesem Engel fühlte sie sich innig verbunden. Sie hatte sich während all der Jahre nie von ihm getrennt.
Sie sah die Figur an und seufzte. „Ja, Lexie, was soll ich nur tun?“
Der Engel schwieg und lächelte nur weise und zärtlich, aber in seiner Gegenwart fühlte sich Meghan getröstet. Der Kessel begann zu flöten, und sie stellte das Gas ab.
Meghan nahm ihre Lieblingstasse, einen Teebeutel, die Zuckerdose und setzte sich gemütlich an den Tisch. Schneeflocke lag auch schon erwartungsvoll vor seiner Schüssel.
„Reicht der Tee für zwei?“
Der Löffel fiel ihr aus der Hand. Sie blickte hoch. Kyle lehnte gegen den Türrahmen. Er trug ein offenes T-Shirt, enge Jeans und lächelte sie an.
Augenblicklich schien es Meghan, dass sie ein Problem hatte. Sie spürte deutlich, wie groß die Versuchung war, die von Kyle ausging. Sie ahnte außerdem, dass sie kaum etwas dagegen tun konnte.
Wollte sie das überhaupt?
3. KAPITEL
„Kannst du die beiden sehen?“, fragte der Engel den anderen neben sich. Lexie lächelte. „Es scheint alles gut zu werden, so wie wir beide es uns ausgedacht haben.“
„Ich bin so froh, dass es uns gelungen ist, plötzlich so viel Schnee fallen zu lassen“, sagte Kyles Grandma Aggie zufrieden. Aber sie war auch ein wenig unsicher. „Meinst du, Lexie, dass unser Plan wirklich so gut war, Meghan und Kyle zusammenzuführen?“
Grandma Lexie, die schon viel länger in jener anderen Welt war, lächelte zärtlich und weise. Sie hatte einfach nicht mehr mit ansehen können, wie sehr ihre Enkelin an der Einsamkeit litt. Daher war sie ihrer spontanen Eingebung und ihrem Herzen gefolgt, als sie sich mit Aggie einen Plan ausgedacht hatte.
„Schließlich steht Weihnachten vor der Tür, und wir beide erfüllen die sehnlichsten Wünsche von Kyle und Meghan. Die beiden passen doch wunderbar zusammen. Sie wissen es nur noch nicht. Vielleicht findet Meghan ihr Vertrauen in die Mitmenschen wieder und feiert das Fest der Freude. Dann hätten wir auf einen Schlag alle Probleme gelöst.“
Grandma Aggie gab sich zufrieden. Sie war sehr glücklich, dass ausgerechnet Grandma Lexie sie unter ihre Fittiche genommen hatte. Die beiden waren inzwischen gute Freundinnen geworden.
Weitere Kostenlose Bücher