Baccara Exklusiv Band 99
alles ist schon ziemlich lange her.“ Sie nahm noch einen Schluck Wein.
Er beobachtete sie ganz genau. Ihm entging nicht die kleinste Regung in ihrem Gesicht.
„Meine Heirat und die Scheidung haben mich stärker gemacht. Ich glaube nicht, dass ich sonst damit begonnen hätte, Tonengel herzustellen, und ich glaube auch nicht, dass ich dieses Haus gekauft hätte.“
Kyle zwang sich, den Blick von ihren Lippen zu nehmen. „Was ist mit deinem Herzen?“, warf er ein.
Die Frage war ihr unangenehm. Sie rutschte auf dem Stuhl hin und her, zog ein Bein hoch und setzte sich darauf. „Ich glaube nicht, dass ich Angst vor der Liebe habe, aber …“
„Aber?“ Er gab nicht nach. Sie sah ihm in die Augen und dachte offenbar an vergangene Erlebnisse. „Ich traue der Liebe nicht. Meine Eltern liebten ihre Reisen, ihre Freunde, ihre Feste. Nur mich, ihr einziges Kind haben sie nie geliebt. Jack liebte jede Frau, die einen Rock trug und seinen Weg kreuzte.“
„Nicht alle Menschen sind gleich.“
„Wirklich nicht?“
„Nein, es gibt Männer, die ihre Gefühle und die des Partners ernst nehmen, die eine Verpflichtung fühlen.“
„Wie du?“
„Ja.“ Er dachte an seine Zukunft. Selbst wenn er den Weg nicht gern ging, der vor ihm lag, würde er ihn gehen. „Ja, wie ich.“
Kyle blickte kurz zu dem Engel aus Ton auf dem Regal hinüber, vielleicht konnte der ihm helfen, die passenden Worte zu finden.
Er ging zu Meghan an den Tisch und nahm einen großen Schluck Wein. „Meghan, ich möchte dir einen Vorschlag machen.“ Ihre Augen leuchteten auf. Himmel, wie liebte er diese Offenheit in ihrem Blick!
„Gib mir doch eine Chance, dir zu helfen, einmal ein schönes Weihnachten zu erleben.“ Er berührte ihre Hand und bedeckte sie. „Lass uns das Beste aus der Zeit machen, die wir hier zusammen sind.“
Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
Wie gern würde Kyle sie jetzt streicheln mit tausend kleinen Küssen ihren Hals bedecken und …
„Kyle, man kann doch nicht einfach schmerzhafte Erinnerungen aus der Vergangenheit durch neue schöne ersetzen.“
„Es ist doch einen Versuch wert. Meinst du nicht? Gib mir doch eine Chance.“
Sie lehnte sich zurück, als wolle sie sich distanzieren, und war lange still.
Kyle fragte sich, ob er jetzt alles verdorben hatte. Aber er hatte sich ein Ziel gesetzt, und davon sollte ihn nichts abbringen. Als Meghans Schweigen andauerte, begann er an seinem Erfolg zu zweifeln.
Endlich begann Meghan zu sprechen.
„Du meinst, wir sollten Plätzchen backen?“ Ihre Stimme war zärtlich und weich. Sie zögerte noch, aber er sah in ihren Augen nicht mehr völlige Ablehnung. Er musste jetzt vorsichtig sein, so als wenn er einen millionenschweren Vertrag unterschrieb. Ach, was, Meghan zählte mehr als alle Dollarverträge.
„Ja, Weihnachtsplätzchen backen“, bestätigte er.
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Wie er sich danach sehnte, sie zu küssen! Ein unbändiges Verlangen durchströmte ihn. Der Wein hatte kein bisschen geholfen, seine Wünsche zu dämpfen.
Sie nickte langsam.
„Meghan?“
Sie sah ihn an.
„Komm hierher.“
Er stand auf, und Meghan kam ihm entgegen. Dann trafen sich ihre Blicke. Er erinnerte sich an den Schmerz, den er vor Minuten in ihrer Stimme gehört hatte, als sie ihm ihre Erlebnisse geschildert hatte.
Er hatte sie dazu gebracht, ihren Schmerz nicht länger zu verdrängen. Der nächste Schritt war, dass sie wieder beginnen würde, ihren Gefühlen zu vertrauen. Und hoffentlich würde sie die Liebe, die sie spürte, nicht leugnen.
8. KAPITEL
Meghans Verlangen war stärker als ihr gesunder Menschenverstand.
Mit zitternden Knien ging sie zu Kyle hinüber.
Ihr Herz klopfte heftig, als sie sah, dass seine Augen vor Leidenschaft funkelten. Sie hatte ihm ihr Herz geöffnet, und obwohl sie bezweifelte, dass er ihren Schmerz mildern und ihn durch etwas Neues ersetzen konnte, war sie unfähig, ihm zu widerstehen.
Schließlich war sie schon einmal verletzt worden. Und zwar so sehr, dass Kyle kaum noch größeren Schaden anrichten konnte.
Das Funkeln seiner Augen wurde durch das flackernde Licht der Kerze noch verstärkt. Als ihre Lippen sich trafen, sog sie tief seinen frischen männlich-herben Duft ein, der ihr die Sinne verwirrte.
Sein Kuss schien ein Versprechen zu sein, und sie spürte ein wenig Hoffnung in ihrem Herzen aufkeimen. Sie begann, sich wieder lebendig zu fühlen. Zu lange hatte sie sich allen Gefühlen
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