Baccara Exklusiv Band 99
nichts bedeuten.“
„Weihnachten ist eine Chance, uns von unserer besten Seite zu zeigen.“
„Ja, ist es das wirklich, Kyle?“ Jetzt hatte er sie bis zum Äußersten gereizt. Sie war so wütend, dass sie mit Erlebnissen heraussprudelte, die sie lange begraben hatte. „Wenn das stimmt, was du sagst, warum hat dann mein Ex-Mann mir ausgerechnet die Scheidungspapiere zu Weihnachten zugesandt?“
Es herrschte bedrückende Stille. Diese Mitteilung machte Kyle sprachlos. Sein Herz schlug laut und hart, und er spürte das Blut in den Ohren pochen. Sie war also geschieden. Und die Papiere hatte sie am Heiligen Abend erhalten.
Er fluchte leise. Am liebsten hätte er dem Mann den Hals umgedreht. Er musste Meghan ungeheuer verletzt haben. Dabei war es so deutlich, dass sie ein Mensch war, für den man liebevoll sorgen musste. Kyle stöhnte auf und empfand tiefes Mitgefühl für Meghan. „Es tut mir so leid.“
„Es kann schon sein, dass du recht hast. Dass Weihnachten in manchen Menschen die guten Seiten hervorlockt. Aber ich habe diese Menschen leider noch nie getroffen.“ Sie sah ihm direkt in die Augen.
Er spürte, wie schmerzlich die Erinnerungen für Meghan waren, aber er spürte gleichzeitig auch, wie sehr sie bemüht war, aufrichtig zu ihm zu sein, als sie jetzt fortfuhr: „Jack und ich heiraten im Juni. Mom und Dad bestanden darauf, die Hochzeit auszurichten und alles zu zahlen, obwohl ihnen beiden klar war, dass ich einen Fehler machte, so jung zu heiraten. Aber nach außen hin hielten sie die Fassade aufrecht und richteten mir eine Traumhochzeit aus. Sie schenkten mir ein märchenhaftes Hochzeitskleid, und in meinem Diadem waren sogar echte Diamanten. Kannst du dir das vorstellen?“
Sie schüttelte den Kopf und fuhr mit der Schilderung fort. Jetzt bekam Kyle plötzlich Angst, und er wünschte sich, er hätte Meghan nicht so weit getrieben, dass sie nicht mehr anders konnte, als diese Ereignisse zu schildern.
„Mom und Dad hatten viele Gäste eingeladen. Wir hatten ein großartiges Dinner im Hotel und sogar eine kirchliche Trauung. Es war wirklich eine Märchenhochzeit. Die Ausrichtung meiner Hochzeitsfeier hat meine Eltern mehr gekostet, als ich das ganze Jahr über verdiene.
Schon einige Monate später ging unsere Beziehung langsam in die Brüche. Aber ich hatte immer noch die Hoffnung, dass alles wieder gut werden würde, und ich nahm mein Eheversprechen ernst. Außerdem wollte ich meinen Eltern beweisen, dass sie unrecht hatten mit ihrer Einschätzung dieser Heirat.“
Sie trat einige Schritte zurück und kreuzte die Arme vor der Brust. Er sah tiefen Schmerz auf ihrem Gesicht. Durch seine unnachgiebige Haltung hatte er ihn verursacht, warf Kyle sich im Stillen vor.
„Aber das ist noch nicht alles. Ich freute mich so sehr darauf, ein wirkliches Weihnachtsfest zu erleben.“
„Dein erstes wirkliches Weihnachtsfest“, wiederholte Kyle. Ihm war, als hätte ihn jemand in den Magen geboxt.
„Ich packte gerade Geschenke ein, als der Postbote den Brief vom Anwalt brachte.“
„Mistkerl.“
„Jack …“ Sie sah Kyle direkt an. „Jack machte zu dem Zeitpunkt Ferien mit seiner Freundin, die ein Baby erwartete.“
Kyle fuhr sich verzweifelt durchs Haar und hielt die Luft an, als er die Beule berührte.
Meghan ließ die Hände an der Seite herunterfallen. „Also, erzähl mir bitte keine Weisheiten mehr über das Weihnachtsfest. Das Fest habe ich aus meinem Bewusstsein ausradiert. Das ist für mich kein besonderer Tag mehr, und es veranlasst die Menschen auch nicht, liebevoller, anständiger und menschlicher als sonst zu sein. Und wenn ich diese Tage aus dem Kalender herausnehmen könnte, würde ich das sofort tun.“
Ganz ruhig, aber bewusst, forderte er sie noch weiter heraus. „Also ist es nicht ein Tag wie jeder anderer.“
Meghan presste die Augen zusammen und sprühte Feuer vor Zorn. Ihre Stimme zitterte vor Wut und Schmerz. „Was willst du eigentlich von mir? Willst du, dass ich hier vor dir zusammenbreche? Prima. Dann sollst du auch noch den Rest hören, Kyle, und ich bin ganz ehrlich und aufrichtig zu dir. Jede Erinnerung an Weihnachten schmerzt mich immer noch sehr. Ich erinnere mich an die Ereignisse und denke darüber nach. Aber auch jetzt, als erwachsene Frau weine ich, auch wenn es schon so viele Jahre her ist. Jedes Jahr sehe ich die geschmückte Stadt mit Lichterketten, Weihnachtsbäume und Weihnachtskarten. Nur ich, ich habe kein einziges Geschenk. Niemand denkt an mich.
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