Baccara Extra Band 01
hoffnungsvoll an. Als er bedächtig den Kopf schüttelte, verfinsterte sich ihre Miene.
Nein, dachte Riley. Kein Scherz.
„Kosmische Gerechtigkeit“, sagte sie leise und schloss kurz die Augen. „Schicksal. Karma. Wie auch immer man es nennen mag, ich scheine es magisch anzuziehen.“ Sie nickte ihm lässig zu und ging davon. Aber wie es schien, hatte sie nicht die Absicht, aus seinem Leben zu verschwinden. Denn sie begab sich geradewegs ins Café Nirvana.
Die fette rote Katze folgte ihr auf dem Fuß.
„Verschwinde“, zischte Holly erneut.
Aber das Tier machte keine Anstalten. Stattdessen schlüpfte es zwischen ihren Beinen hindurch ins Innere des Restaurants. Holly konnte sich glücklich schätzen, dass sie nicht über das Ungetüm stolperte.
Die Gerüche, die ihr entgegendrangen, nahmen ihr den Atem und ließen sie ihren Ärger über die aufdringliche Katze augenblicklich vergessen. Gebratener Speck, Steaks, Spiegeleier, Zwiebel, Knoblauch, Chili. Holly rümpfte die Nase. Das waren fast ausnahmslos Nahrungsmittel, die sie niemals zu sich nahm.
Das lag nicht daran, dass sie eine Kostverächterin oder besonders wählerisch war. Verschiedentlich war ihr das schon zum Vorwurf gemacht worden. Aber es entsprach nicht der Wahrheit. Nein, es lag ganz einfach daran, dass sie sehr auf ihre Figur achten musste. Wenn sie sich nicht in Acht nahm, lief sie Gefahr, innerhalb kürzester Zeit Miss Piggy Konkurrenz zu machen. Trotzdem lief ihr bei den sie umgebenden Düften unwillkürlich das Wasser im Mund zusammen. Und wieder einmal dachte sie, dass sie einen sehr hohen Preis für ihre gute Figur bezahlte.
Die Gäste des Restaurants, die noch vor wenigen Sekunden neugierig auf die Straße gestarrt hatten, senkten bei ihrem Eintreten hastig die Köpfe und gaben vor, sehr mit ihrem Essen, Getränk oder einer Zeitschrift beschäftigt zu sein.
Kleinstädte, dachte Holly bei sich. Nicht, dass sie viel über Kleinstädte und das Leben darin wusste. Aber so ähnlich hatte sie es sich vorgestellt.
Die Inneneinrichtung des Restaurants entsprach den Befürchtungen, die Holly hegte, seit sie die Außenfassade erblickt hatte. Alles wirkte billig und ein wenig abgenutzt. Das Café Nirvana trennten Welten von den eleganten und exklusiven Restaurants, die sie sonst bevorzugte.
Die ehemals weiß getünchten Wände hatten sich im Laufe der Jahre durch die Essensdünste gelblich verfärbt. Die Sitznischen zierte ein Bezug aus abgeschabtem blassrotem Vinyl. Die Sitzflächen wirkten, als ob man sich besser nicht mit Nylonstrümpfen daraufsetzte. Es sei denn, man legte gesteigerten Wert auf Laufmaschen. Die Tische waren aus schlechtem Holz und stark zerkratzt. Die sie umgebenden wackeligen Stühle passten weder zu den Tischen noch zueinander. Außer ein paar verblichenen Landschaftsaufnahmen in einfachen Rahmen gab es keinerlei Dekoration.
Entzückend, dachte Holly. Das hier schlug ihren schlimmsten Albtraum um Längen. Ihre Absätze verursachten auf dem billigen, aber dankenswerterweise sauberen Linoleum ein vernehmliches Klicken. Holly ging auf den Tresen zu, von dem aus sie eine Kellnerin in einer geschmacklosen pinkfarbenen Uniform kritisch beäugte.
„Ich bin auf der Suche nach Mr. und Mrs. Mendoza. Können Sie mir sagen, ob ich sie hier antreffe?“, fragte sie und versuchte, die neugierigen Blicke der anwesenden Gäste zu ignorieren. Das gelang ihr nicht ganz, sie spürte sie wie Nadelstiche auf dem Rücken.
Was war nur mit diesen Leuten los? Sah sie etwa aus, als käme sie vom Mars? Zumindest, das musste sie zugeben, fühlte sie sich so. Wie auf einem fremden Planeten, mit all dem Staub und der Hitze. Sie war an Los Angeles gewöhnt. Dort wuchsen Palmen, und die Menschen hatten freundliche Gesichter.
Die Kellnerin war eine mollige Frau in mittleren Jahren, die das graue Haar zu einem Knoten gesteckt am Hinterkopf trug. Sie stemmte die Hände in die beachtlichen Hüften und runzelte die Stirn.
„Wer möchte das wissen?“, gab die Kellnerin ungehalten zurück. „Falls Sie vom Ordnungsamt sind …“
„Nein, nein“, unterbrach Holly den wütenden Wortschwall. „Mein Name ist Holly Stone.“
„Und weiter? Dieser Name sagt mir nichts.“
Holly unterdrückte ein Seufzen. „Ich bin hier, weil Mr. und Mrs. Stone, meine Eltern, mich geschickt haben. Ich soll das Restaurant führen, bis es verkauft wird. Die Tochter von Mr. und Mrs. Mendoza ist Reinigungskraft bei meinen Eltern. Sie wollten ihr damit einen Gefallen
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