Baccara Extra Band 5
blieb lieber für sich. Ihre Mutter war ihre beste Freundin.
Sie gähnte. „Ich bin hundemüde. Geht lieber ohne mich. Ich bestelle mir etwas beim Zimmer-Service und setze mich vor den Fernseher. Außerdem will ich noch meine Mutter anrufen und sehen, wie es ihr geht.“
„Na gut, wenn du meinst“, sagte Jill.
Unten verabschiedete sie sich von den anderen und winkte nach einem Taxi.
In der Suite war es sehr still, und sie machte den Fernseher an. Wieso war sie eigentlich so enttäuscht, dass Harry keine Zeit für sie hatte? Statt sich für ihn zu freuen, dass er sich mit seiner Schwester wieder besser verstand.
Sie musste endlich mit ihren Fantasien aufhören. Nie würden sie mehr sein als Kollegen. Sie kamen beide aus vollkommen unterschiedlichen Welten. Megan stammte aus einfachen Verhältnissen, und Männer wie Harry beachteten Mädchen wie sie normalerweise gar nicht. Sie gingen lieber mit Glamourgirls aus. Aber so würde Megan nie werden. Sie hatte gelernt, mit dem zufrieden zu sein, was sie hatte.
Trotzdem bestellte sie sich jetzt ein delikates Menü: vorweg eine Artischockensuppe, zum Hauptgang Hähnchenbrust mit einem exotischen französischen Namen und als Dessert Schokoladentorte. Dazu gönnte sie sich eine Flasche Weißwein.
Während sie an ihrem Glas nippte und dabei einen Film mit Tom Cruise anschaute, versuchte sie sich einzureden, dass sie einen tollen Abend hatte.
„Erzähl mir von dieser Frau, deren Mentor du bist“, forderte Darci Harry auf und zwinkerte ihrem Bruder schelmisch zu.
Harry legte seinen Löffel beiseite. Das Dessert war vorzüglich gewesen. „Wie soll ich sagen? Sie ist anders, als ich erwartet habe.“
Darci hob die Augenbrauen. „Wie denn?“
„Ich dachte, sie hätte was gegen mich, und war ziemlich verärgert, als Grandpa Joe ausgerechnet mich als Mentor für sie bestimmte.“
Darci nickte. „So was macht er gern. Weißt du noch, wie er mich dazu überredet hat, eine Woche lang Reiseführer für Cameron zu spielen?“ Sie blickte ihren Mann liebevoll an.
„Damals sind wir uns nähergekommen“, verriet Cameron. Der ehemals begehrteste Junggeselle der Stadt gab seiner Frau einen Kuss.
Harry blickte dezent zur Seite.
„Grandpa Joe hat dich also auch ausgetrickst“, stellte Darci fest.
„Ja. Aber er hat eine gute Wahl getroffen. Megan hat einfach die besten Ideen, und sie sieht die Dinge von einer anderen Seite.“
„Hört sich an, als magst du sie.“
Jetzt sollte er lieber aufpassen, was er sagte. „Ja, sicher, als Kollegin ist sie wunderbar.“
„Nur als Kollegin?“, fragte Cameron lachend.
„Natürlich.“ Harry setzte ein argloses Gesicht auf. Okay, vielleicht fand er sie attraktiv, aber das lag nun einmal in der Natur der Sache.
„Du kannst doch keiner Frau widerstehen. Warum sollte es bei Megan anders sein?“
Und er hatte sich auf einen ruhigen Abend bei seiner Schwester gefreut!
„Weil sie eine Kollegin ist, nichts weiter. Außerdem muss ich mich erst daran gewöhnen, dass wir uns nicht mehr ständig in die Wolle kriegen.“
„So war es bei uns am Anfang auch“, sagte Cameron und nahm Darcis Hand. „Und sieh uns jetzt an.“
„Wir passen perfekt zusammen“, fügte Darci hinzu. „Wir unterstützen und bestärken uns gegenseitig. Natürlich streiten wir auch manchmal. So ist das eben in der Liebe. Und genau das macht das Zusammenleben interessant.“
„Ach, hört doch auf, ihr beiden. Ich weiß noch genau, Darci, wie du dich darüber beschwert hast, dass Grandpa Joe sich in alles einmischt.“
„Ja, aber er wusste es wirklich besser als wir. Er hat gesehen, dass wir füreinander geschaffen sind und dass wir nur eine Weile zusammen sein müssen, um das herauszufinden. Was haben wir uns am Anfang in den Haaren gelegen, aber nur, weil wir Angst vor der Liebe hatten! Dabei ist sie etwas so Wunderbares, Harry.“
Das hatte ihm seine Mutter vor einem Monat auch erzählt. „Ein für alle Mal. Megan ist nicht für mich geschaffen. Und außerdem ist sie verlobt.“
Über Darcis Gesicht huschte ein Schatten, aber dann fing sie sich wieder. „Aber du wärst an ihr interessiert, wenn sie nicht verlobt wäre, oder?“
Harry starrte seine Schwester kopfschüttelnd an. Seit sie verheiratet war, versuchte sie alle zu überreden, es ihr nachzumachen. „Hör auf damit, Darci. Ich bin nicht an Megan interessiert.“
Lügner!
„Jedenfalls würde ich an deiner Stelle aufpassen. Was Grandpa Joe sich in den Kopf gesetzt hat, bringt er
Weitere Kostenlose Bücher