BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
noch Gute Nacht sagen. Sie hatten an diesem Tag viele Stunden gemeinsam verbracht. Er hatte sie davon überzeugt, dass sie ihm am besten half, indem sie sich nicht in den Kampf mit Cael einmischte. Jetzt musste er Mercy finden und ihr versichern, dass Eve ihm zugehört hatte.
„Ich wünschte, du würdest dich um Mom kümmern“, rief Eve ihm nach, als er durch die Hintertür hinausging. „Sie ist sonst fast immer abends zu Hause. Meta muss furchtbar krank sein, wenn sie so viel Zeit mit ihr verbringt.“
„Deiner Mom geht es gut.“ Sidonia warf Judah einen warnenden Blick zu. „Wenn sie mit der Arbeit fertig ist, kommt sie schon.“
„Mach dir keine Sorgen, mein Schatz. Ich bin mir sicher, Sidonia hat recht.“
„Nein, Daddy. Ich glaube, sie braucht dich.“
Draußen stand die Sonne tief, eine warme Brise wehte herüber. Judah hatte sich bereits gefragt, was Mercy von einem Abendessen mit ihrer Tochter fernhielt, und er hatte den Verdacht, dass Eves Sorge berechtigt war. Hatte Mercy sich zu sehr in den Schmerz dieser Frau vertieft? War sie in so schlechter Verfassung, dass sie nicht nach Hause kommen konnte? Brauchte sie ihn?
Verdammt. Warum sollte es ihn kümmern, wenn Mercy sich vor Schmerzen krümmte und von den Leiden gefoltert wurde, die rechtmäßig jemand anderem zustanden? Denk an Cael. Da ran, dich ihm endlich im Kampf zu stellen. Denk an Eve.
Er war keine Stunde spazieren gegangen, als er Brenna und Geol begegnete.
„Bis du ganz allein unterwegs?“, fragte Geol. „Wo ist Mercy?“
„Sie ist bei einem Neuankömmling, einer Frau namens Meta.“
„Oh, die arme Meta.“ Brenna schüttelte traurig den Kopf. „Sie hätte schon vor Monaten zu Mercy kommen sollen. Ich fürchte, es könnte zu spät für sie sein.“
„Was meinst du damit?“
„Hat Mercy es dir nicht gesagt? Meta hat versucht, sich umzubringen. Und sie wird es wahrscheinlich wieder tun.“
„Wo ist Meta untergebracht?“, fragte Judah, und fügte dann schnell hinzu: „Ich dachte, ich könnte Mercy abholen.“
Brenna lächelte. Ohne zu zögern, beschrieb sie Judah den Weg.
Metas Cottage war ungefähr eine Viertelmeile entfernt, eines von drei Gebäuden an der Bergseite. Das oberste lag an einem kleinen Wasserfall, der gleichmäßig über die glatt geschliffenen Steine plätscherte, bis das Wasser in einen der Bäche floss.
Als Judah sich Metas Häuschen näherte, merkte er, dass alle Türen und Fenster offen standen. Ein neblig-grünes Licht stieg aus ihnen empor. So etwas Ungewöhnliches hatte er noch nie gesehen. Auch wenn einige Ansara Empathen waren, hatten sich nur zwei oder drei von ihnen entschlossen, die heilenden Aspekte ihrer Fähigkeit zu vertiefen. Es brauchte echte Selbstlosigkeit, um sein Leben dem Heilen zu verschreiben.
Judah ging vorsichtig auf die Eingangstür zu, blieb aber sofort stehen, als er sah, dass Mercy über eine Frau gebeugt dastand, die auf dem Boden saß. Das unheimliche grüne Licht umgab Mercy. Die schwarzhaarige Frau, von der Judah annahm, dass es Meta war, hatte die Augen geschlossen. Tränen liefen ihr über die Wangen.
Mercy sprach sehr leise in einer fremdartigen Sprache. Doch Judah war Dranir. Er besaß die Gabe, jede Sprache auf Anhieb zu verstehen. Er lauschte Mercys beruhigender Stimme, mit der sie alle verbleibenden Schmerzen überredete, Metas Geist zu verlassen und zu ihr zu kommen. Schwaden grünen Nebels waberten aus den Fingerspitzen der Frau und drangen in Mercys Körper.
Als Mercy laut aufschrie und den Schmerz verfluchte, spannte Judah sich an. Er musste sich beherrschen, um nicht in das Zimmer zu stürmen und sie aufzuhalten. Aber der grüne Nebel floss durch Mercy wie durch einen Filter und löste sich an der Luft auf. Judah seufzte tief.
Mercy nahm Metas ausgestreckte Hände in ihre und zog sie hoch. Sie gab Metas Geist Gelassenheit, ihrem Herzen Trost und ihrer Seele Frieden, und ein weißes Licht strahlte von Mercys Körper in Metas. Endlich ließ Mercy Metas Hände los. „Ruh dich jetzt aus. Morgen wirst du dich darauf vorbereiten, in die nächste Phase deines Lebens einzutreten.“
„Danke.“ Meta wischte sich die Tränen von den Wangen. „Wenn du nicht … Ich kann dir nie zurückgeben, was du für mich getan hast.“
„Gib es mir zurück, indem du ein langes und ausgefülltes Leben lebst.“ Als Mercy sich umdrehte und auf die Tür zuging, bewegte sie sich langsam, als trüge sie schwere Gewichte an den Füßen. Sie stolperte an die kühle Nachtluft
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