BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
sie tun konnte, war weinen und zittern. Nach einer Weile lebte ihre Wut wieder auf. Am Ende setzte Lorna sich auf, wischte sich das Gesicht mit den Fetzen ihrer Bluse ab, schrie gegen die geschlossene Tür und fühlte sich dadurch ein wenig besser.
Die Augen geschwollen und die Nase verstopft, stand sie auf. Vor Demütigung errötete Lorna. Sie zog sich ganz aus und stand dann einfach da, einer der wenigen Momente der Unentschlossenheit in ihrem Leben.
Sie überlegte, ob sie tatsächlich duschen sollte. Es war nur ein Vorschlag gewesen, aber sie entschied sich trotzdem dafür. Eine lange – sehr lange – Dusche war der einzige Weg, sauber zu werden.
Das heiße Wasser auf ihrer Haut war wie eine beruhigende, pulsierende Massage. Sie knetete Shampoo in ihre Haare, wusch es wieder aus und wiederholte das Ritual so oft, bis sich ihr Haar sauber anfühlte.
Sie stand so lange unter der Dusche, bis ihre Finger schrumpelig wurden. Mit Bedauern drehte Lorna das Wasser ab. Nur das Geräusch der Lüftung und des ablaufenden Wassers drang noch an ihre Ohren.
Sie hatte die Lüftung nicht eingeschaltet. Wenn sie nicht automatisch anging, bedeutete das, dass er zurück ins Badezimmer gekommen war.
Eilig schnappte Lorna sich eines der weichen Handtücher, wickelte sich darin ein und schlang ein weiteres wie einen Turban um ihr nasses Haar. Sie spähte um die Wand der Dusche.
Sie war allein – jetzt jedenfalls. Der dicke Frotteebademantel, der gefaltet auf dem Stuhl vor dem Waschtisch lag, sagte ihr, dass er im Bad gewesen war.
Lorna starrte in den Spiegel. Die Anspannung ließ sie ernst und verschreckt aussehen. Das war in Ordnung. Sie fühlte sich ernst und verschreckt.
Er hatte gesagt, dass sie das Badezimmer nicht verlassen sollte. Sie war so verängstigt, dass sie nicht einschätzen konnte, ob das nur ein weiterer Vorschlag gewesen war oder einer seiner mentalen Befehle. Aber das war jetzt egal. Sie war damit zufrieden, einfach zu bleiben, wo sie war, und sich die Haare zu trocknen.
Sie stöberte durch die Schubladen des Waschtisches und fand eine duftende Bodylotion, einen Fön und eine Bürste. Sie cremte sich ein und begann dann, ihr Haar zu bürsten. Vor Erschöpfung zitterten ihr die Arme. Lorna wollte nur, dass ihr Haar trocken war, ehe sie zusammenbrach, also föhnte sie es schnell.
Nachdem sie fertig war, zog sie sich den Bademantel an, der offensichtlich Dante gehörte – die Ärmel fielen ein ganzes Stück über ihre Fingerspitzen, und der Saum berührte fast den Boden.
Dann wartete sie. Sie hätte wenigstens die Tür öffnen können, aber sie hatte es nicht eilig, ihm gegenüberzutreten oder herauszufinden, dass sie auch mit offener Tür eine Gefangene im Badezimmer war.
Sie würden sich unterhalten, hatte er gesagt. Sie wollte nicht mit ihm reden. Alles, was sie wollte, war … na ja, nicht nach Hause zu gehen, weil sie kein richtiges Zuhause hatte. Sie wollte dahin zurück, wo sie gerade wohnte. Das war nahe genug an einem Zuhause für sie.
Ohne jede Warnung öffnete sich die Tür, und er stand vor ihr, groß und breitschultrig, so lebendig, als wäre die Nacht nicht furchtbar lang und traumatisch gewesen. Dante hatte ebenfalls geduscht; sein schwarzes Haar, immer noch feucht, war eng an seinen Kopf gekämmt und betonte jede starke, exotische Linie seines Gesichts. Er hatte sich auch rasiert und sah frisch aus.
Er trug eine Schlafanzughose – und nichts sonst. Nicht einmal ein Lächeln.
Seinen wachen Augen entging der Ausdruck äußerster Erschöpfung in ihrem Gesicht nicht. „Wir reden morgen. Ich bezweifle, dass du im Moment einen zusammenhängenden Satz bilden kannst. Komm, ich zeige dir dein Zimmer.“
Sie zuckte zurück. „ Dein Zimmer“, betonte er. „Nicht meines. Es ist nicht besonders bequem, im Bad zu schlafen. Komm mit.“ Der Befehl verdammte sie dazu, ihm wie ein Entenküken hinterherzulaufen.
Er führte sie in ein großes Schlafzimmer mit hohen Fenstern, die ihr die leuchtenden Neonlichter von Reno zeigten. „Das Bad ist dort“, sagte er und deutete auf eine Tür. „Du bist hier sicher. Ich werde dich nicht belästigen. Verlass dieses Zimmer nicht.“ Damit schloss er die Tür hinter sich und ließ sie in der Mitte des trüb beleuchteten Schlafzimmers zurück.
Er musste ja daran denken, diesen letzten Satz noch hinzuzufügen, blöder Kerl – nicht, dass sie sich in der Lage fühlte, einen Ausbruch zu versuchen. Im Moment war sie ganz damit ausgelastet, in das große
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