BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
eng umschlungen da, Lornas Kopf auf Dantes Schulter, kaum erholt von dem, das sich so schicksalhaft angefühlt hatte, dass sie beide lange Zeit kein Wort sagten. Stattdessen hatten sie einander langsam gestreichelt, hatten Worte durch Berührungen ersetzt, Berührungen, die versicherten und trösteten, Berührungen von stummer Freude.
Sie seufzte, und zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie eine gewisse Distanz von ihrer unglücklichen Kindheit. „Es ist keine sehr originelle Geschichte, und interessant ist sie auch nicht.“
„Wahrscheinlich nicht. Erzähl sie mir trotzdem.“
Sie lächelte an seiner Schulter, froh, dass er keine große Sache daraus machte, auch wenn ihr Lächeln fast so schnell verging, wie es erblüht war. Über ihre Mutter zu reden fiel ihr schwer, auch wenn sie sie vor fünfzehn Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. Vielleicht würde es nie einfach sein, aber wenigstens waren der Schmerz und die Angst ihr nicht mehr so nah.
„So schlimm es auch war, viele Kinder haben es schlimmer. Der einzige Grund, dass sie mich nicht abgetrieben hat, war, damit sie den monatlichen Scheck bekam. Das hat sie mir jeden Monat erzählt, wenn die Post ihn brachte. Sie schüttelte den Umschlag vor mir und sagte: ‚Das hier ist der einzige Grund, warum du lebst, du Freak.’ Der Scheck half ihr, immer genug Drogen und Alkohol zu haben.“
Er sagte nichts, aber sein Mund nahm einen ernsteren Zug an.
Ihr Kopf fand einen gemütlicheren Platz auf seiner Schulter, und sie schmiegte sich an ihn, sog seine Hitze in sich auf. „Es gab immer Schläge, und sie warf Dinge nach mir – was gerade in Reichweite war. Einmal hat sie eine Dose Hühnernudelsuppe geworfen, die mich am Kopf getroffen und mich bewusstlos geschlagen hat. Ich hatte tagelang Kopfschmerzen. Und sie hat mich auch nichts von der Suppe essen lassen.“
„Wie alt warst du?“
„Damals … sechs, glaube ich. Ich hatte mit der Schule angefangen und Zahlen entdeckt. Manchmal war ich so aufgeregt, dass ich jemandem erzählen musste, was ich an dem Tag über Zahlen gelernt hatte, und sie war der einzige Mensch, mit dem ich reden konnte. Sie hat meinem Lehrer erzählt, dass ich hingefallen bin und mir den Kopf am Bordstein aufgeschlagen habe.“
„Du wärest in einer Pflegefamilie besser aufgehoben gewesen“, knurrte er.
„Da bin ich gelandet, als ich sechzehn war. Eines Tages ist sie abgehauen und nie mehr wiedergekommen. Ich erinnere mich … auch wenn sie mich immerzu hat spüren lassen, wie sehr sie mich gehasst hat, war es, als würde ein Teil von mir plötzlich fehlen. Zu dieser Zeit war ich nicht mehr hilflos, aber … Egal wie schlimm es ist, Kinder tun alles, um an dem festzuhalten, was ihre Familie ist, weißt du?“ Sie seufzte. „Ich weiß, ich habe überreagiert bei dieser Babygeschichte. Es tut mir leid. Du hast gesagt ‚Baby‘, und das hat alles wieder aufgewühlt.“
Ein kleines Lächeln verzog seinen Mund. „Werd nicht wieder böse, aber ich habe keinen Scherz gemacht. Wenn eine Frau dem Kind eines Raintree das Leben schenkt, wird sie ebenfalls eine Raintree. Es hat etwas zu tun mit den Hormonen und dem geteilten Blut und dass das Baby genetisch dominant ist. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine wissenschaftliche Erklärung gibt. Magie muss nicht logisch sein.“
Die Erklärung faszinierte sie. Es war eine so andere Welt, und doch existierten sie innerhalb der normalen Welt. „Was ist mit den Männern, die Kinder mit Raintree-Frauen zeugen? Was verwandelt sie?“
„Nichts“, sagte Dante. „Sie bleiben normal.“
Das erschien nicht fair, und das sagte sie ihm. Dante zuckte mit den Schultern. „Das Leben ist nicht perfekt. Man geht einfach damit um.“
Das stimmte. Sie wusste, wie man mit Dingen einfach umging. Sie wusste auch, dass sie in diesem Moment sehr glücklich war.
Das Dutzend Kerzen im Zimmer gab so viel Hitze ab, dass es ihr unangenehm wurde. Ihr wurde klar, dass Dante und Feuer Hand in Hand gingen. Sie mochte Feuer nicht, würde immer Angst davor haben, aber … das Leben war nicht perfekt. Man lernte, einfach damit umzugehen.
„Kannst du die Kerzen ausmachen?“
Er hob den Kopf vom Kissen und sah sich um, als hätte er gar nicht gemerkt, dass sie brannten.
„Mist. Ja, kein Problem.“ Einfach so gingen die Kerzen aus.
Lorna kletterte auf ihn und küsste ihn. Sie lächelte, als sie sein wieder erwachendes Interesse an ihrem Oberschenkel spürte. „Na, dann wollen wir mal sehen, ob du sie auch
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