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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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Uppers gewirkt. So schnell bin ich schon lange nicht mehr gerannt wie in diesem Moment zur Garderobe, zum Glück war das eine Ente. Das soll nicht herzlos klingen, ich kannte diesen Panitz so wenig wie Sie. Vielleicht war Tom derjenige, der umgebracht werden sollte. Die beiden Männer waren gleich gekleidet.»
    «Panitz wurde von vorne erstochen», entgegnete Melissa und verfolgte, wie Reimann den Gin in sich hineingoss.
    «Vielleicht hat der Mörder den Irrtum zu spät erkannt und dann den Zeugen umgebracht.»
    «Vielleicht bumst meine Großmutter mit Brad Pitt», murmelte Melissa. Sie hasste diese Amateurdetektive, die glaubten, mit ein bisschen Rätselraten diesen Job erledigen zu können.
    «Wir werden, müssen uns auf die Spur machen», antwortete Melissa. «Das bedeutet, dass ich von diesem Job zurücktreten muss. Engagieren Sie neue Leibwächter, ich kann Ihnen zuverlässige und diskrete Leute empfehlen.»
    «Ich denke, das sollte Braun entscheiden. Aber wir brauchen Sie hier, vor allem jetzt, nach diesem Desaster, diesem Schock. Tom ist in übler Verfassung, und die nächsten Tage sind voll gepackt mit Terminen. Tom braucht Ihre Unterstützung, Melissa.»
    «Sie sagten, Sie seien in die Garderobe gerannt, als Sie von einem Toten hörten. Wo haben Sie von dem Gerücht gehört ...»
    «Also doch ermitteln, was? So heißt das doch?» Er hatte sich einen zweiten Drink zurechtgemacht, nahm hastig einen Schluck, setzte sich Melissa gegenüber auf das Zwillingssofa, ließ sich ins Rückenpolster fallen, streckte die Beine weit von sich.
    Melissa sah ihn auffordernd an.
    «Was? Was ist denn? Wollen Sie ein Alibi?»
    «Ein Mann ist gestorben.»
    «Schon gut. Entschuldigen Sie. Wie ich schon der Polizei sagte, war ich in dem Raum, wo die Pressekonferenz sein sollte, habe mit dem Mann gesprochen, der für die Kamera für unser Video zuständig war.»
    «Was wissen Sie über Panitz? Hat der Mann auch einen Vornamen?»
    «Wenn ja, kenne ich ihn nicht.»
    «Erzählen Sie mir von dem Mann.»
    Reimann zog eine altmodische Großvateruhr an einer kurzen Kette aus der Jackentasche.
    «Viel Zeit habe ich nicht. Ich muss dringend mit Tom sprechen. Der Videodreh, das Konzert, tausend Sachen sind zu besprechen.»
    «Reden wir miteinander. Braun braucht Ruhe, sagt der Arzt.»
    «Lilli wird dafür sorgen, dass er nicht mehr lange schläft. Schön. Ich gebe Ihnen zehn Minuten.»
    «Sie haben erwähnt, dass Panitz und Braun aus dem Odenwald stammen.»
    Reimann stieß einen anerkennenden Pfiff aus, hob sein Glas. «Auf Sie. Respekt, Melissa, Sie passen auf. Hören Sie. Wollen wir uns nicht duzen? Ich meine, angesichts der Umstände?»
    Respekt hing nicht davon ab, ob man sich duzte oder siezte. In dieser Branche duzte man sich schnell. Melissa wollte aus dieser Frage keine Affäre machen. Wenn Reimann dadurch gesprächiger wurde, sollte es ihr recht sein; nach dieser Woche würde sie ihn nie mehr sehen. Seine kurz angebundene, beinahe schroffe Art während der Fahrt zum Flughafen hatte er in diese beinahe verständnisvolle Tour gewandelt. Ruf Ihrer Detektei. Wir, Tom, brauchen Sie. Melissa nahm sich vor, besonders vor ihm auf der Hut zu bleiben, angesichts der neuen Konzilianz des Managers. «Okay, B. R. Aber zurück in den Odenwald.»
    «Zurück in den Odenwald. Zu Befehl. Tom und Panitz sind dort aufgewachsen, in einem winzigen Dorf, eine Straße damals, einmal im Kreis fahren, das war's. Schule, Ämter, Einkaufsmöglichkeiten, alles Kilometer entfernt, in der nächsten Kleinstadt. Arbeitsplätze waren Mangelware, die meisten Bauernhöfe abgeschafft, zu klein, zu unrentabel, das Übliche. Tom und Panitz waren Sandkastenfreunde. Frag Tom danach, er erzählt gerne von seiner Kindheit. Je älter er wird, umso schöner werden diese Jahre. Als ich ihn kennen lernte, bezeichnete er das Dorf als Kaff, aus dem er nur weg wollte. Und er zog weg, mit Panitz, fluchtartig, als er sechzehn war, nach Heidelberg, du weißt schon, I lost my heart. Sie gründeten eine Band. Tom sang, machte Texte, Panitz spielte Gitarre, die Musik fummelten sie gemeinsam zusammen. Sie tingelten über die Prärie, noch eine richtige Garagenband, von den üblichen drei Gitarrengriffen zum Plattenmillionär, der übliche Traum von Ruhm und dicker Kohle. Dann kam der Musterungsbescheid, für Tom. Er hat sich nicht darum gekümmert, dass der kommen würde, sich Gedanken gemacht, vielleicht verweigert. Tom wurde als untauglich ausgemustert, irgendeine Rückengeschichte.

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