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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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Gemeinsam geleiteten die Frauen den Mann zum Bett.
    Die Konzertagentur hatte das Penthouse in einem der neu erbauten Gebäude am Gendarmenmarkt gekauft, als Unterkunft für die VIPs, von tageweise engagiertem Personal versorgt. Ein Butler hatte das Trio in der Tiefgarage mit einem Fahrstuhl abgeholt und sie in eines der Schlafzimmer gebracht.
    Es hatte aufgeklart, der späte Nachmittag zeigte sich in mildem Licht.
    Paula trat zu Melissa, die am Terrassengeländer stand und gierig inhalierte.
    «Verdammte Scheiße», brach es aus ihr heraus. «Ich war nur kurze Zeit gegenüber, in der anderen Garderobe, verdammt nochmal.»
    «Du hast keine Schuld. Außerdem war der Tote nicht dein Klient.»
    «Deine Ruhe. Warte mal ab, bis morgen die Zeitungen erscheinen, die Schlagzeilen! Oder nachher die Abendnachrichten. Die Boulevardmagazine, die ...»
    «In drei, ach was, in zwei Tagen ist ein anderer in den Schlagzeilen.»
    «Paula, so einfach isses nicht. Was denkst du, wie die uns in der Luft zerreißen. Die versauen unseren Ruf, was glaubst du, was die uns anhängen. Ausgerechnet jetzt. Die neuen Räume, die höhere Miete.»
    «Ich weiß. Vorsichtshalber sollte ich Tamara warnen, die müsste jetzt im Büro sein. Mach dir nicht so viele Sorgen.»
    «Ich werde den Kerl finden.»
    «Oder die Frau.»
    «Oder die Frau», bekräftigte Melissa. «Muss ich das alleine tun?»
    «Blöde Kuh», lächelte Paula und nahm die Kollegin um die Hüfte.
    Mit einem Meter fünfundsechzig war Paula beinahe einen Kopf kleiner. Sie hielt sich sehr gerade, liebte wechselnde Haarfarben - im Moment schwarz -, trug das Haar kurz und Silberschmuck zu schwarzer Kleidung. Die Augen groß und dunkel - alle Energie dort.
    Schweigend standen sie nebeneinander, von unten dröhnten die Gebläse der Touristenbusse herauf, parkten in langer Reihe. Kirchengeläut vom Französischen Dom. Eine Frau wischte Stühle und Tische trocken, eine andere machte sich am Freiluftbuffet zu schaffen. Wer weiß, vielleicht gab die steigende Temperatur noch ein Abendgeschäft her.
    Dampfende Nässe stieg vom Asphalt auf. Paula schüttelte sich, ging hinein. Melissa steckte sich noch eine Zigarette an, rauchte auf Vorrat.
    Getönte Fensterscheiben, Marmor, Parkett. Modernes Mobiliar gemischt mit dicken Orientteppichen und altem Porzellan. Das Wohnzimmer hatte etwas von einer Wartehalle. Der Kamin schien noch nie benutzt. Kein Stäubchen, kein Fleck, nichts, was herumlag, das nicht akkurat ausgerichtet.
    «Es wurde eben renoviert», sagte der Butler, der Melissa zu Kaffee und Imbiss bat.
    «Rock 'n' Roller?»
    «Volksmusiker. Er hielt sich wohl für Picasso, bemalte nach dem Auftritt die Wände. Betrunken, was ich wohl nicht sagen sollte.» Vor diesem Kerl hieß es sich in Acht nehmen, wenn etwas Vertrauliches zu besprechen sein würde.
    «Wir brauchen im Moment nichts mehr, danke.»
    Ausführlich machte Melissa Paula mit dem vertraut, was an diesem Tag geschehen war. Sie aßen hauchdünn geschnittenes Bündnerfleisch und Walnusskäse auf knusprigem Baguette, schlürften Kaffee dazu.
    «Als ich ging, kamen eine Visagistin und dieser, dieser Promifriseur zu Braun», schloss Melissa.
    «Die Namen werden wir schnell erfahren.»
    Reimann klingelte, ließ sich von dem Butler abholen, stieg mit ihm und Lilli aus dem Fahrstuhl.
    «Die Leibwächter sind ihr Geld nicht wert, Lilli. Die waren nicht am Mann, heute Morgen in Amsterdam. Polizeikontrolle! Mit so was muss man rechnen. Miserables Zeitmanagement. Keine Diskussion mehr, Lilli. Melissa bleibt.»
    «Du kannst Tom nicht dieser Frau anvertrauen.»
    Lilli sprach, als seien die beiden Frauen nicht anwesend. «Tom lebt. Panitz ist tot. Solange Tom nichts anderes entscheidet, gilt, was er gesagt hat. Nicht auspacken», sagte er zu Lilli, die nach einem der Koffer griff, die der Butler trug. «Für dich ist drüben, in meinem Hotel, ein Zimmer reserviert.»
    Lillis Gesichtszüge erstarrten. Dann straffte sie die Schultern. «Ich bin Toms Ehefrau. Ich werde ihn nicht allein lassen», sagte sie. «Wo ist das Schlafzimmer?»
    Der Butler war rasch an ihrer Seite.
    Reimann ließ sich Paula vorstellen, lehnte Kaffee und Belegtes ab, mischte sich einen großen Gin Orange am Barwagen.
    «Wo kann ich ungestört telefonieren?», fragte Paula.
    Reimann deutete auf eine der Türen.
    «So ein Chaos. Dieser Panitz kann kaum tot gewesen sein, da verbreitete sich blitzartig das Gerücht, dass Tom umgebracht worden ist. Das hat auf die Presse wie eine Ladung

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