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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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morgen diesen Partner von Panitz ...»
    «Teichert», ergänzte Melissa.
    «... Teichert vornehmen. Heute bin ich nicht scharf darauf, womöglich wäre ich diejenige, die ihm die Nachricht vom Tod seines Partners überbringt.»
    Paula würde am Morgen mit Lilli Braun frühstücken. Vielleicht gelang es ihr, anschließend einen Treff mit Teichert zu verabreden. Außerdem würde sie versuchen, den Friseur und die Visagistin ausfindig zu machen und zu sprechen, die zu Tom Braun in die Garderobe gegangen waren, bevor Melissa den Raum verließ.
    Melissas Job bei Tom Braun würde ihr die Gelegenheit geben, auch Reimann weiterhin unter die Lupe zu nehmen.
    «'Wir werden Tamara das Büro übergeben», schlug Paula vor. «Es sind keine Fälle anhängig, aber noch Rechnungen zu schreiben. Wir werden schon klarkommen. Uns schützen.»
    Das Büro in der Friedrichstraße lag im obersten Stock eines neu erbauten Gebäudes. Der Kauf des Grundstücks, die Planung und der Rohbau fielen noch in die Zeit des Großen Umzugs, als die Hoffnung auf die Bonner und nachziehende Trosse wie Firmen, Verwaltungsleute und Anwälte, Träume von fetten Mieterträgen beschworen und in Stein gesetzt wurden. Und wie viele hatten davon geträumt, auch im Ostteil der Stadt, wo Bürger plötzlich zu Hausbesitzern wurden und, jahrelang die potente D-Mark vor der Nase, nun an künftige Miet-Eldorados glaubten. Keiner von ihnen war je in Bonn gewesen, hatte sich angeschaut, auf welchem Niveau und in welchen Grünparadiesen schon der gemeine Bonner Staatssekretär wohnte, Besitz genoss. Diese Westler, aufgewachsen mit den Geschichten vom roten Feind, sollten nun Dachausbauten im Ostteil beziehen? Die Umzugswilligen und diejenigen, die umziehen mussten - vergoldet, versteht sich -, siedelten zuhauf im alten Westen oder bauten neue, eigene Siedlungen in attraktiver Ostlandschaft, am Rande des alten Westens.
    Und nun? Leerstand, stadtweit. Die Detekteimiete war günstiger als einige Jahre zuvor. Auswärtige Bauherrn hatten begriffen, dass es eine falsche Seite der Straße gibt, die zum Bahnhof Friedrichstraße, wo die Detektei nun ihre Büroräume bezog.
    Die Wahl des neuen Bürogebäudes in Stadtmitte entzündete den ersten ernsthaften Streit zwischen Melissa und Paula, die, auch zum ersten Mal, die Anteilsmehrheit an der Detektei ausspielte und den Streit zu ihren Gunsten entschied.
    Vom flachen Dach aus war das zu bewundern, worin sich Paula und Melissa einig waren: der Blick. Rundum. Einer dieser Blicke, die das Gebrochene im Stadtbild offenbarten. Die Geschichte. Die Weigerung, sich komplett glatt bügeln und in die Gesichtslosigkeit anderer Städte eingemeinden zu lassen. Geschichte zum Anschauen. Anfänge, Brüche, Versagen. Stadtmitte - eine Herausforderung an Kreativität, nicht nur Ökonomie.
    Man sah das Berliner Ensemble. Die Spree zu Füßen, die Biermann'sche Weidendammer Brücke, die vergoldete Kuppel der jüdischen Synagoge. Museumsinsel. DDR-Plattenbaupracht. Der Palast der Republik würde der Fassade des neu zu erbauenden Stadtschlosses weichen, Geschichts-Make-up.
    Linker Hand die Bahnhofsanlage der Friedrichstraße, wo Melissa Paula so oft abgeholt hatte. Das lang gezogene Gebäude ausgeschlachtet, ausgeweidet, Schweiß und Tränen der ehemaligen Abfertigungsbunker verdeckt von Glas, Stahl und Marmor-Imitat, dem üblichen Mix modernen Bauens, und mit dem Neunziger-Jahre-Mix aus Geschäften, Büroetagen und einem Hauch Wohnen bebaut.
    Paula erinnerte noch den erhöhten Puls, Schweißausbruch, flachen Atem. Ab einem bestimmten Zeitpunkt holte man sie aus der Warteschlange, führte sie in einen kleinen Raum. Tisch, zwei Stühle, fensterlos; man ließ sie warten, mal zehn Minuten, mal eine Stunde. Steinerne Mienen der Grenzbeamten. Keine Erklärung. Zurück in die engen Durchgänge, vorbei an den Verschlägen der Passkontrolleure. Der Geruch, der sofort das andere anzeigte. Das Grau. Dann Melissas Arme und die Freude aufeinander.
    Melissa gehörte nicht zu denen, die Vergangenheit durch rosa Brillengläser betrachteten, trotz Heimweh auf Unbenennbares, das sie ab und zu befiel. Sie, wie Paula, war schon immer Einzelgängerin, neugierig auf Ost wie sie auf West. Sie hatten nie den Wettlauf der Systeme fortgeführt. Spaziergänge im Kiez der anderen und Zuhören machten sie zu einem untypischen Ost-West-Paar. Paula und Melissa gehörten nicht zu den «Ihr»- und «Wir»-Sagern.
    «Nur die Amis, die sind bei dir immer ihr», warf Paula Melissa

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