Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
Vom Netzwerk:
Dann hörte sie das Geräusch. Es kam von draußen, der Veranda. Leise. Ungeduld zügeln.
    Langsam robbte sie zur Jalousie, schob sich hoch, auf die Knie, zog zwei Lamellen auseinander.
    Draußen stand Melissa, auf der Suche nach einem Spalt zwischen Jalousie und Fensterrahmen.
    In ihrer Freude, Erleichterung und Sorge um Melissa überhörte Gladys die Geräusche. Und dann war McMillan auch schon bei ihr, riss sie hoch, drückte ihr den Lauf der Waffe an den Hals.
    Mit der freien Hand zog er an der Jalousie, packte Lamellen zu einem Bündel und zerrte daran, bis ein Teil aus der Verankerung und zu Boden fiel. Er entdeckte die Frau draußen und präsentierte ihr Gladys mit der Waffe am Hals.
    Dann packte er Gladys an der Schulter, schleifte sie weg vom Fenster, gab ihr einen Stoß, der sie aufs Bett warf; ihr Kopf schlug an die Wand.
    McMillan entsicherte die Waffe und winkte Melissa zur Schiebetür.
    Die aber war verschlossen, und der Schlüssel fehlte. Er rüttelte wütend daran. Als er wieder aufsah, war die Frau vor dem Fenster verschwunden.
    Das Telefon klingelte.
    Ein Blick auf die Frau, die regungslos bäuchlings auf dem Bett lag. Er löschte die Lampe am Bett, blendete die Stehlampe an der Sitzgruppe ab und setzte sich so, dass er Veranda- und Haustür im Auge behielt und selbst, trotz des fehlenden Teils der Jalousie, nicht gesehen werden konnte.
    Wieder drückte Melissa die Wahlwiederholung mit der eigenen Nummer, ließ das Handy klingeln.
    Sie hatte das Gästezimmer aufgeschlossen, das Handy in Hörweite gelegt. Sie presste das Ohr an die Trennwand, hinter der Gladys auf das Bett geworfen lag, wie sie noch sah, bevor sie aus der Schusslinie rannte.
    Die Wand war noch zu DDR-Zeiten eingezogen worden, als Massivholz Mangel war und Bauarbeiter nur mit Westmark private Aufträge erledigten. Man besorgte Pressspanplatten, die sie verbauten, nicht mehr als ein Sichtschutz. Ihre Mutter hatte sie hochgenommen: Lehn dich nicht gegen die Wand, wenn du ordentlich gegessen hast, kommst womöglich auf der anderen Seite wieder raus.
    Leise klopfte sie dagegen, dort, wo sie Gladys vermutete. Gladys wusste von dem Gästezimmer.
    Da, die Antwort. Gladys klopfte zurück. Dann wurde es ein leises Kratzen, mit einem Fingernagel.
    Das Kratzen verfolgte eine Linie.
    Gladys dachte mit, zeigte an, wo sie lag.
    Melissa drückte die Wahlwiederholung. Wenn er ans Telefon ginge, musste er das Bett aus den Augen lassen.
    Noch einmal schlich sie raus und überprüfte die Lichtverhältnisse.
    Das Bett lag fast im Dunkeln.
    Sie ließ die Tür zum Gästezimmer offen, räumte aus dem Weg, was einem schnellen Abgang im Wege stünde.
    Melissa stellte sich in Positur, links vom Bett, dessen Abmessungen sie abschätzte, einen schweren Hocker griffbereit, das Handy auf laut gestellt.
    Nochmal die Wahlwiederholung.
    «God damn, stop ...»
    Und schon krachte der Stuhl in die Wand, Melissa trat zu, rammte die rechte Schulter rein, um das Loch zu vergrößern, und schon schlüpfte Gladys durch. Sie packte sie am Arm, zog sie aus dem Zimmer, in den Garten, in die immergrünen Hecken. «Wait, please», sagte Gladys. Sie humpelte, kauerte sich nieder, atmete schwer.
    Es war still.
    Licht im Nachbarhaus. Aber heute Nacht ließ sich niemand blicken, jeder blieb in seinem Revier. Das war früher anders, dachte Melissa flüchtig und verwarf es, um Hilfe zu rufen. Der Mann hatte eine Waffe, und sie gefährdete womöglich jemand, der ihr zu Hilfe käme.
    Es blieb still.
    Dann schlug eine Tür zu. Schritte auf Kies, die schneller wurden.
    «Bleib unten», sagte Melissa, schüttelte Gladys' Hand ab, die nach ihr griff, rannte los, am Haus vorbei, zur Straße, die leer vor ihr lag.
    Gladys war Melissa humpelnd gefolgt, hielt ihr etwas entgegen, ihren Hausschlüssel.
    «Du schuldest mir mehr als das.»
    «Ich wurde reingelegt», sagte Gladys.
    Sie sah Melissas Augen aufblitzen.
    «Das soll keine Entschuldigung sein.»
    «Kommt der zurück? Oder andere Besucher?»
    «Nein.»
    «Sicher?»
    «Ja.»
    Melissa ließ Gladys stehen, ging an ihr vorbei ins Haus. Sie nahm den Schlüssel für die Verandatür, den sie sonst immer gesucht hatte, vom Bund, schloss auf und schob die Tür auf, riss die Fenster auf, auch das im Bad: Lüften.
    Unbedingt lüften, nicht nur des kalten Rauchs wegen. Das Telefon klingelte, ein Nachbar erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei. Melissa wimmelte die Frau ab, sie könne nur nicht schlafen. Sie hatte nicht vor, die Polizei zu rufen, um

Weitere Kostenlose Bücher