Backstage
letzten Stunden, die Wiedergabe dessen, was Gladys ihr erzählt, das Abspielen des Telefonmitschnitts, drängte alles andere zunächst in den Hintergrund. Tamara brannte darauf, Einzelheiten zu erfahren, fragte nach, besonders zum Thema Medikamente, zu Panitz und dem, was McMillan über dessen Tätigkeiten ausgeplaudert hatte.
Paula, eine sichtlich ausgeruhte Paula, hörte zu, übersetzte das Telefonat, fasste zusammen.
Dann platzte Tamara mit ihrer Entdeckung heraus, dass Frau Teichert im Haus der Kulturen gewesen und zumindest den Abtransport der Leiche beobachtet hatte.
Auf dem Anrufbeantworter Tom Braun, der dringend nach Melissa verlangte, um ein Treffen beinahe bettelte.
Und wieder Paula, die die Flut der Neuigkeiten sortierte. Was sollte mit Gladys geschehen, wie das Ganze einschätzen? Und wie weiter im Fall Panitz?
Keine der drei war bereit, die Sache der Polizei zu überlassen beziehungsweise deren Ermittlungsergebnisse abzuwarten, auch, wenn die mit Volldampf zu arbeiten schienen, wenn sie Zeugen nicht ins Präsidium bestellten, sondern selbst aufsuchten, wie Tamara bemerkte.
Paula drang darauf, nicht über die Vorgehensweise der Soko zu spekulieren, sondern sich auf das eigene Geschäft zu konzentrieren; dabei sah sie Tamara an. Zu viel stand auf dem Spiel, was Ruf und Finanzen von Oshinski und März betraf.
Sie mussten unbedingt herausfinden, wer Panitz getötet hatte. Der CIA-Mann, dieser McMillan, hatte den Verdacht bestätigt, dass Panitz mit verschreibungspflichtigen Mitteln dealte, ein ausgesuchtes Klientel versorgte, womöglich gegen Gefälligkeiten tauschte, Kunden, die dieser Art Drogen anhingen und entweder keine Ärzte fanden, die den steigenden Konsum befriedigten, die Mittel in ausreichender Menge verschrieben; Abhängige, die keinesfalls auf der Szene gesehen werden mochten und den häufigen Gang zum Arzt scheuten, so sie einen fänden, der in ihrem Sinne verschrieb. Oder es waren ganz einfach Leute, die es gewohnt waren, dass alles für sie erledigt wurde, von der Reinigung bis zum passenden Medikament. Der Missbrauch von Pillen war ein bekanntes Problem im Showgeschäft, gerade unter Leuten, die die illegalen Drogen scheuten, aber nicht die kleinen Helfer für Schlaf oder stressige Tage. Warum sollten Angehörige anderer Berufszweige sich nicht auch mit diesen Drogen versorgen? Existierte ein Kundenbuch? Und, wenn ja, wo?
«Ich werde diesen verdammten Schreibtisch von Panitz auseinander nehmen», sagte Melissa.
«Wie soll das gehen? Willst du mit Teichert einen Termin vereinbaren: Entschuldigen Sie bitte, ich zerleg mal eben diesen Schreibtisch, um ein Kundenbuch von Panitz zu finden und den Ruf Ihrer Firma zu ruinieren?», sagte Tamara. «Aber womöglich ist der Ruf der Firma gar nicht so gut. Hat mal jemand untersucht, wie es um die Finanzlage steht?»
«Ich hatte angefangen», sagte Paula.
«Du kennst doch einen Weg, um an den Schreibtisch ranzukommen», stichelte Melissa.
Paula ließ sich nicht provozieren.
«Wie ist die Privatnummer von Teichert?»
«Hallo? Oshinski hier ... Ja ... Gut, den Umständen entsprechend ... Kann ich Ihre Frau sprechen? ... Wo? ... Nein, nicht so wichtig. ... Ah ja ... Tschüs.»
Paula wandte sich zu Melissa.
«Frau Teichert hat vielleicht auch die Idee, den Schreibtisch von Panitz zu besichtigen. Angeblich hat sie, ganz plötzlich, eine Einladung zu einer Ausstellungseröffnung erhalten, ist allein in die Stadt gefahren und per Handy nicht erreichbar.»
«Ich fahre hin», sagte Melissa entschieden.
Paula stand auf.
«Einen Versuch ist es wert, sie ist vor etwa einer halben Stunde los.» Tamara zog den Autoschlüssel aus der Hosentasche.
«Wollt ihr dort zu dritt vorfahren?», fragte Melissa ungeduldig. «Paula mit Gips fällt aus, du solltest dich dort nicht sehen lassen, womöglich erkennt dich ein Nachbar als nächtliche Einsteigerin wieder. So war's doch, oder? Und Tamara will noch mal in den Polizeidienst übernommen werden.»
«Ich komme mit», erwiderte Tamara. «Ich weiß, wie Frau Teichert aussieht.»
«Nein. Ich werde mir das Foto von der Teichert im Internet ansehen. Ewig im Pulk, das ist nicht meine Sache.»
«Ich komme mit.» Gladys stand in der Tür, unbemerkt, wie lange schon?
«Du? Vergiss es. Du musst nichts gutmachen. Geh du dir noch mal von innen ankieken.»
Was?»
«Schlafen», übersetzte Paula. «Mittagsschlaf halten.»
«Ich fahre Melissa», entschied Tamara, stand auf. «Wie ist die Adresse? Kommst du? Oder
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