Backstage
Morphine.
«Geduld, Melissa. Nichts erzwingen wollen. Im Moment ist Rückzug angesagt. Die Teichert kann zwei und zwei zusammenrechnen, und dann wird ihr klar, dass Paula auf illegalem Weg an die Medikamente kam. Im Moment können wir der Teichert nichts anhängen, wir haben nur Vermutungen. Wir haben keine Polizeibefugnis. Was willst du machen? Sie am Stuhl festbinden, bis sie auf Entzug kommt, und ihr so ein Geständnis entlocken?»
«Für wie bescheuert hältst du mich.»
«Wir bleiben dran.»
«Ich werde hier ja nicht mehr gebraucht. Ich mach mich auf den Weg zu Braun.»
Melissa deutete auf das U-Bahn-Schild, einen Steinwurf entfernt. Nach Laufen war ihr zumute, im Moment, nicht nach geduldigem Abwarten.
Tamara blieb in ihrem Auto sitzen, gedeckt durch den Lieferwagen vor ihr, ein Pkw parkte hinter ihr. Sie musste etwa eine Viertelstunde warten, dann trat Frau Teichert aus der Haustür, schloss sorgfältig ab, sah auf die Armbanduhr. Unwillkürlich sah auch Tamara auf ihre, es war halb zwei.
Ein Auto fuhr vorbei, blinkte rechts, setzte sich vor das von Frau Teichert. Ein Mann stieg aus. Ihr Mann.
Er ging auf sie zu, sie auf ihn. Sie fassten sich nicht an, standen einander gegenüber wie Fremde, wechselten ein paar Sätze. Tamara öffnete hastig das Fenster vom Beifahrersitz, konnte aber nichts von dem, was Teicherts besprachen, verstehen.
Schließlich ging sie zu ihrem Auto, er ins Haus. Sie schaute ihm nach, bevor sie ins Auto stieg, das Gesicht wie versteinert, sie zögerte, doch dann stieg sie ein und fuhr davon, viel zu schnell für diese Gegend und um ihr zu folgen. Tamara hätte erst wenden müssen, blieb stehen, mehr einem Impuls folgend. Die Teichert würde vermutlich nach Hause fahren und sich bedröhnen.
Teichert kam wenige Minuten später aus dem Haus, setzte sich in sein Auto und hupte zweimal.
Tamara entdeckte die Frau erst, als die schon das Autoheck umrundete, die Beifahrertür öffnete und sich neben Teichert setzte.
Als er losfuhr, wendete, ihr Auto passierte, duckte sich Tamara. Dann setzte auch sie zurück und folgte seinem Wagen. Er schien es nicht eilig zu haben.
Er befuhr die Rheinstraße Richtung Steglitz, bis zur Grunewaldstraße, in die er einbog, dann der Königin-Luise-Straße folgte. Teichert fuhr in Richtung Grunewald.
Tamara ließ immer mal ein Auto zwischen seines und ihres, hielt Abstand. Von hinten sah sie Teicherts rechten Arm, er gestikulierte, drehte den Kopf immer wieder seiner Begleiterin zu, sah nicht in den Rückspiegel. Die Frau wandte ihm ihr Gesicht zu. Sie schien im gleichen Alter wie er.
Der Grunewald kam in Sicht. Teichert fuhr über einen Parkplatz, wenige Autos parkten hier, der traditionelle Sonntagsauslauf der Westberliner verlor seit der Wende an Bedeutung. Teichert fuhr langsamer, auf der geteerten Straße durch das Waldgebiet. Tamara griff nach der Kappe mit dem Hertha-Abzeichen und setzte sie auf, zog sie tief ins Gesicht.
Er bog plötzlich rechts ab, ohne zu blinken. Tamara bremste ab, fuhr noch ein paar Meter weiter, parkte am Straßenrand und rannte zurück zum Abzweig.
Das Gebüsch noch spärlich belaubt, weiter Blick war möglich. Tamara lief parallel zum Sandweg, suchte Deckung hinter Baumstämmen. Der Weg beschrieb eine Kurve, der Tamara folgte - und zurückprallte. Da stand sein Auto, gewendet, die Schnauze in der Richtung, aus der sie gekommen, der Weg endete hier.
Die beiden waren beschäftigt, knutschten, er war dabei, ihr die Bluse aufzuknöpfen.
Gerangel im Auto, Arme, die ihren Weg suchten, vorbei an Lenkrad und Handschuhfach, Münder aneinander.
Tamara wagte immer wieder einen Blick am Baumstamm vorbei. Konnten die sich kein Hotelzimmer leisten?
Sie stiegen aus, die Frau im weiten Rock, den er ihr hochschob, einen Slip trug sie nicht. Er zerrte an seiner Hose. Sie umarmte eine Birke.
'ne Mollige, dachte Tamara. Da plagen sich die Frauen im Fitnesscenter, um ein paar Pfund abzunehmen, und schieben Horror vor Cellulite. Die störte Teichert nicht an ihr, schien ihn nicht zu interessieren. Aber ihre Brüste. Wow.
Er nahm sie von hinten.
Tamara wurde es peinlich, dieses Gestöhne und Gerammel.
Die Frau gehörte zu denen, die den Tanz um den goldenen Schwanz mitmachten, als sei es der Erlöserstab.
Dieses Gebrülle von ihr ist nie und nimmer echt, mit dieser Nummer denken Männer noch in hundert Jahren, dass pures Vaginagerammel Frauen glücklich macht. Alles, was die Frau davon hat, ist eine Blasenentzündung, bei der
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