viele Gewerbetreibende, die Steuern sparen wollen.»
«Ob Teichert und Panitz auch zu denen gehören, die Schwierigkeiten haben, Käufer zu finden?»
«Bisher sind wir nicht auf finanzielle Schwierigkeiten gestoßen.»
«Du drückst dich sehr diplomatisch aus. Das bedeutet, ihr könnt keine Bankunterlagen einsehen. Aber zunächst mal zurück zu den Kreuzen. Es war also ein Fabrikgelände, und jetzt, mehr als zehn Jahre später, werden dort Häuser gebaut. Wie nutzte man das Gelände in der Zwischenzeit? Was kann dort im Boden stecken? Außer Wasser? In Deutschland soll es kompliziert sein, wenn man bauen will, man benötigt viele Papiere, right? Wer überprüft so einen ...?»
«Antrag. Antrag auf Baugenehmigung. Shit. Heute ist Sonntag und alle Ämter geschlossen.»
«Was könnte im Boden sein, Paula?»
«Das, was Fabriken nicht wollen. Müll. Sondermüll. Giftmüll, womöglich.»
SIEBZEHN
Sonntag. Die Stadt entleert ihre Bewohner in den Speckgürtel. Touristen bevölkern Unter den Linden, das Brandenburger Tor und die Museumsinsel, bummeln über den Kurfürstendamm, auf der Suche nach dem, was ihn als so außergewöhnlich schilderte. In den Kiezen die Straßen mit spärlichem Autoverkehr, nur die Ausfallstraßen ins Umland stark befahren. Man sitzt, je nach Wetter, in oder vor den Cafés, Frühstück bis sechzehn Uhr. Tamara kam rasch voran, in diesem Teil der Stadt kannte sie sich gut aus. Melissa war noch nie in Friedenau gewesen.
«Gute Idee, Tamara. Ich meine, nach Fotos im Internet zu suchen.»
«Wie gehen wir vor?»
«Du hast sie kennen gelernt, auf diesem Gartenfest in Grünau. Wie ist sie so?»
«Ich weiß, wie sie aussieht. Viel mehr nicht. Ich hatte Order, die Gesprächsführung Paula zu überlassen, ich kam erst dazu, als nur er redete, mit Paula.»
Tamara war wieder in die gestelzte Sprache zurückgefallen, die sie in der Zusammenarbeit mit Paula abgelegt hatte; wie ein Schutzvisier legte sie die Formeln wieder an.
Und genau das rührte Melissa, der die Veränderung auffiel. «Das Internet ist großartig», fuhr Tamara fort. «Ich werde überprüfen, ob Fotos von Brauns Ankunft am Flughafen hineingestellt wurden, womöglich auch von Frau Teichert. Dann würde es enger werden für sie.»
«Evelyn Kunz», platzte Melissa heraus.
«Wer?»
«Die Vorsitzende von Brauns Fanclub in Berlin. Die war am Flughafen. Wenn jemand Fotos gemacht hat, dann sie. Ich werde sie anrufen.»
«Warte. Falls sie mit Digitalkamera aufgenommen hat, kann sie die Fotos per E-Mail an
[email protected] schicken.»
Evelyn Kunz reagierte zurückhaltend, beinahe unfreundlich. Das ginge nicht. Basta. Wenn Melissa wieder etwas von ihr wolle, müsse sie zu ihr kommen, um achtzehn Uhr habe sie ein paar Minuten Zeit.
Melissa warf einen Blick auf die Handyanzeige, es war noch nicht eins, und heute Abend erwartete Braun sie.
Kunz ließ sich nicht zu einem früheren Treff bewegen, und Melissa mochte nicht Braun ins Gespräch bringen.
Also rief Melissa ihn an. Ein Mann meldete sich mit «Ja?». Braun sei in einer Besprechung und wolle nicht gestört werden. «Richten Sie ihm aus, dass ich gegen sechzehn Uhr vorbeikomme. März, mein Name, Melissa März», setzte sie hinzu, Braun wusste bestimmt nicht mehr ihren Nachnamen.
Der Mann, der den Anruf entgegennahm, erwiderte, er müsse den Termin bestätigen lassen.
Kurz darauf sagte er, Braun erwarte sie um vierzehn Uhr. «Zu Befehl», murrte Melissa, und zu Tamara: «Ich wette, das war einer der Leibwächter, die Reimann engagiert hat, den Tonfall kenne ich. Verdammt. Die ist sauer, diese Kunz, weil ich sie nicht mit Braun zusammengebracht habe. Ich könnte von dem Geld leben, das man mir anbietet, um die Stars zu treffen, die ich betreue. Zufällig, verstehste. Danach würden sie ein Buch darüber schreiben.»
«Wie dieser Butler.»
«Hast du den Auftritt gesehen?»
«Nein. Es stand in einer Zeitung.»
«Der Typ ist ein Idiot. Der kassiert schnell ab, findet aber nie mehr einen Job als Butler, geht allen, die noch zuhören, auf die Nerven mit seiner Damals-Geschichte, und vorbei ist es mit dem Scheinwerferlicht. Ein Idiot.»
Tamara lächelte.
«Wir sind gleich da. Rathaus Friedenau. Moment mal.»
Tamara fuhr rechts ran, an eine Bushaltestelle, schnappte sich den Stadtplan.
«Hier. Es ist eine kleine Seitenstraße. Wir parken besser um die Ecke.»
«Fahr doch mal an dem Haus vorbei und lass uns schauen, ob was, ob sie zu sehen ist. Oh Mann, viel gut